Rolls-Royce Phantom IV

Rolls-Royce Phantom IV
Rolls-Royce
Rolls-Royce Phantom IV (ehem. Schah Reza Pahlavi), Fahrgestell-Nr. 4CS6 (1956)

Rolls-Royce Phantom IV (ehem. Schah Reza Pahlavi), Fahrgestell-Nr. 4CS6 (1956)

Phantom IV
Hersteller: Rolls-Royce
Produktionszeitraum: 1950–1956
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Cabriolet 2/4 Türen
Limousine 4 Türen
Landaulet 4 Türen
Motoren: 5,7 l-R8, 164 bhp (121 kW)
Länge: 5766-5817 mm
Breite: 1956 mm
Höhe:
Radstand: 3683 mm
Leergewicht: Fahrgestell: 1336 kg
Vorgängermodell: Rolls-Royce Phantom III
Nachfolgemodell: Rolls-Royce Phantom V

Der Rolls-Royce Phantom IV war der exklusivste PKW, den Rolls-Royce jemals fertigte[1]. Nur 18 Exemplare wurden in den Jahren 1950-1956 ausschließlich für gekrönte Häupter und Präsidenten gefertigt. 16 Stück davon existieren heute noch.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Rolls-Royce wollte eigentlich nach dem Zweiten Weltkrieg die Serie der „großen“ Phantom nicht wieder aufleben lassen, entschied sich dann aber doch, noch einige Fahrzeuge in Einzelfertigung für spezielle Kunden herzustellen.[2]

Das Fahrgestell wurde aus dem des eigentlichen Phantom-Nachfolgers Silver Wraith entwickelt, wobei man es wesentlich verlängerte und verstärkte. Der Radstand wuchs auf 3,68 m, die Fahrzeuglänge auf 5,82 m. Als einziger Rolls-Royce-PKW wurde der Phantom IV mit einem Reihenachtzylindermotor ausgestattet.

Der Motor war besonders für Repräsentationswagen geeignet, da er den Wagen lange Strecken mit geringer Geschwindigkeit bewegen konnte. Andererseits war er so stark, dass die Beschleunigung des Wagens durchaus mit der zeitgenössischer Sportwagen mithalten konnte. Er besaß einen Hubraum von 5675 cm³ und entwickelte eine Leistung von 164 bhp (121 kW). Verbunden war er mit einem manuellen Vierganggetriebe, ab 1954 mit einer vierstufigen Automatik. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 163 km/h.

Alle Exemplare dieses besonderen Modells wurden von freien Stellmachern karossiert.

Geschichte

Es gibt etliche Theorien über den Ursprung des Phantom IV, aber die meisten Experten stimmen darin überein, dass die Idee auf Prinz Philip zurückgeht, der ein besonderes Interesse daran hatte, einen Repräsentationswagen zu besitzen, der größer und schwerer als der zeitgenössische Silver Wraith war.

1949 erhielt Rolls-Royce einen Auftrag von Prinzessin Elisabeth und Prinz Philip für eine große Limousine. Bis dahin bevorzugte die königliche Familie Autos von Daimler. Ein Nachfolger für den größeren Phantom III war wegen des schlechten wirtschaftlichen Klimas nach dem Weltkrieg zurückgestellt worden, wurde durch die Bestellung aber aktiviert. Die Fertigung des neuen Wagens lief nicht am Hauptsitz der Firma in Crewe, sondern in der experimentellen „Clan Foundry“ in Belper an, wo sich nach dem Weltkrieg die PKW-Produktion niedergelassen hatte.[2]

Unter dem Projektnamen „Nahba“ wurde der Wagen 1950 ausgeliefert. Zunächst in Valentine Green lackiert, wurde er später in weinrot/schwarz umlackiert [3].

Der erste Phantom IV, der mit der Krönung der Prinzessin Elisabeth zur Königin 1952 zur offiziellen Staatskarosse des Vereinigten Königreiches wurde, steht auch heute noch in den königlichen Garagen und wird gelegentlich genutzt, um Mitglieder der Königlichen Familie und deren Freunde zum Königlichen Pferderennen nach Ascot zu bringen. Dies war der erste von zwei Phantom IV, die Elisabeth II. bestellte. 1954 wurde ein weiterer dieser Wagen mit Landaulet-Aufbau an die Königliche Fahrzeugflotte ausgeliefert.

Weitere Kunden waren die Schwester von Elisabeth II., Prinzessin Margaret, Countess of Snowdon und der frühere spanische Diktator General Franco, dessen drei speziell für ihn gefertigten Phantom IV (zwei Limousinen und ein Cabriolet) als Staatskarossen in den Diensten von König Juan Carlos sind.

Liste der 18 gefertigten Exemplare

Fahrgestell Erster Eigentümer Stellmacher Karosserietyp Karosserie Nummer/Konstruktion Ursprüngliche Außenfarbe Polster Auslieferungsdatum Wissenswertes
4AF2 Prinzessin Elisabeth, Duchess of Edinburgh H. J. Mulliner Limousine, 7 Sitze 5034/7162 Zuerst “Valentine Green” (grün) und dann weinrot/schwarz Vorne: blaues Leder, hinten: grauer Stoff 6. Juli 1950 Kühlerfigur: Hl. Georg mit dem Drachen, entworfen vom Künstler Edward Seago, aus Silber; kann auf die Kühler verschiedener Fahrzeuge aufgesetzt werden. Mit einem speziellen Fahrersitz ausgestattet für den Fall, dass der Duke of Edinburgh selbst fahren wollte. In ihm fuhr die Königin zur Eröffnungssitzung des Parlaments 1954[4].
4AF4 Rolls Royce Park Ward Pickup ~ grau ~ 1. Oktober 1950 Versuchsfahrzeug für die Fabrik. Er wurde 1963 demontiert.
4AF6 Mohammad Reza Pahlavi, Schah von Persien H. J. Mulliner Cabriolet 2 Türen 5077/7205 blau/silber weiß 3. Dezember 1951 1959 verschrottet.[2]
4AF8 Abdullah III Al-Salim Al-Sabah, Emir von Kuwait H. J. Mulliner Limousine 6 Sitzplätze 5153/7206 beige/königsblau biscuitfarben Juli 1951 ~
4AF10 Prinz Henry, Herzog von Gloucester Hooper Limousine 9663/8292 schwarz rehbraun 1. September 1951 Ist im Film Arabeske (1966) zu sehen[5].
4AF12 Ernest Hives, Direktor von Rolls-Royce, dann Prinzessin Marina von Griechenland und Dänemark, Duchess of Kent Hooper Limousine 7 Sitze 9719/8307 blau beige 1. Juli 1951 ~
4AF14 General Francisco Franco, Präsident von Spanien H. J. Mulliner Limousine 5 Sitze 5035/7181 schwarz beige 13. Juni 1952 Gepanzerte Ausführung (hinterer Teil)
4AF16 General Francisco Franco, Präsident von Spanien H. J. Mulliner Limousine 7 Sitze 5036/7181 schwarz beige 4. Juli 1952 Gepanzerte Ausführung (hinterer Teil)
4AF18 General Francisco Franco, Präsident von Spanien H. J. Mulliner Cabriolet 4 Türen 4945/7183 schwarz grünes Leder 28. März 1952 Dieser Wagen wurde offiziell erstmals am 18. Juli 1952 für eine Siegesparade genutzt. Gepanzerte Ausführung (hinterer Teil)
4AF20 Aga Khan III., Sultan Mohammed Shah Hooper Sedanca de Ville 9750/8293 dunkelgrün rotes Leder Mai 1952 Der Kaufvertrag enthielt eine Klausel, die den Weiterverkauf untersagte. Nach dem Tod Aga Khans jedoch verkaufte seine Witwe den Wagen an das Mayfair-Lennox-Hotel in Missouri, wo man ihn zum Transport der Gäste von und zum Flughafen einsetzte. Wegen seines hierfür unzureichenden Kofferraumvolumens aber wurde es 1962 wieder weiterverkauft.
4AF22 Prinz Talal von Saudi-Arabien Franay (Frankreich) Cabriolet 4 Türen -/7183 cremeweiß/grün günes Leder Juni 1952 Der einzige Phantom IV mit französischer Karosserie. Dieser Wagen war in der Arbeitsbeschreibung als Sedanca de Ville aufgeführt, letztlich wurde aber dann ein 4-türiges Cabriolet gebaut.
4BP1 König Faisal II. des Irak Hooper Limousine 9890/8361 schwarz rotes Leder 26. März 1953 Speziell für die Krönungszeremonie angefertigt.
4BP3 'Abd al-Ilah, Prinzregent des Irak Hooper Touring-Limousine 7 Sitze 9891/8370 schwarz hellblaues Leder 26. März 1953 Speziell für die Krönungszeremonie des Neffen, König Faisal II., angefertigt. Jahre später wurden alle Mitglieder der Königlichen Familie während des Staatsstreiches von 1958 getötet. Während dieser Zeit war der Wagen gerade wegen einer Inspektion bei Hooper in London und konnte so gerettet werden.
4BP5 Elisabeth II., Königin von Großbritannien Hooper Landaulet 9941/8399 schwarz/braun Vorne:blaues Leder, hinten: grauer Stoff 1. Mai 1954 Rolls-Royce behielt diesen Wagen speziell für die britische Königin. 1959 kaufte sie ihn endlich und er wurde bis in die späten 1980er-Jahre von der Königlichen Familie genutzt.
4BP7 Prinzessin Margaret, Countess of Snowdon H. J. Mulliner Limousine 7 Sitze 5686/7368 schwarz beiger Stoff 16. Juli 1954 Der Wagen wurde von Prinzessin Margaret gekauft und sie wählte den Pegasus, der von Edward Seago entworfen und von der Louis Lejeune Ltd. in London angefertigt wurde, als Kühlerfigur. Der Wagen wurde mit einem einstellbaren Fahrersitz geliefert, für den Fall, dass die Prinzessin selbst fahren wollte.
4CS2 Abdullah III Al-Salim Al-Sabah, Emir von Kuwait H. J. Mulliner Limousine 6 Sitze 5724/7376 Zweifarbenlackierung, grün olivgrünes Leder 1. Februar 1955 ~
4CS4 Abdullah III. Al-Salim Al-Sabah, Emir von Kuwait H. J. Mulliner Limousine 5725/7376 goldenes Kupfer und silber beige August 1955 ~
4CS6 Mohammad Reza Pahlavi, Schah von Persien Hooper Limousine 10177/8425 schwarz, später Umlackierung in bordeaux graues Leder Oktober 1956 1977 war der Wagen in London wegen “größerer Reparaturen und Neuausstattung”. Nach drei Jahren und Reparaturen von angeblich US-$ 25.000,-- verblieb der Wagen immer noch in England. Es gab Diskussionen darüber, wem das Auto letztendlich gehörte, dem abgesetzten Schah oder Repräsentanten der iranischen Botschaft, die angaben, der Wagen gehörte ihrem Land[6]. Schließlich verlor die im Exil lebende Familie Pahlavi den Prozess über die Eigentümerschaft vor einem britischen Gericht. Der Wagen ist zur Zeit im National Car Museum of Iran ausgestellt.

Weblinks

Quelle

Culshaw, David & Horrobin, Peter: The Complete Catalogue of British Cars 1895-1975, Veloce Publishing plc., Dorchester (1997), ISBN 1874105936

Einzelnachweise

  1. Rolls Royce Phantom IV, Rolls-Royce und Bentley, Fotos, Berichte und Bücher aus den Archiven von K. J. Roßfeldt (englisch)
  2. a b c Darkforce: Rolls Royce Phantom IV (Englisch)
  3. Bigott, Peter. Royal Transport: An Inside Look at the History of Royal Travel (englisch)
  4. Buckley, Martin: Cars of the Super Rich (englisch)
  5. Internet Movie Cars Database: 1951 Rolls-Royce Phantom IV Limousine Hooper (4AF10) (englisch)
  6. Rolls-Royce Phantom IV, New York Magazine, 17. März 1980

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