SM UB 2

SM UB 2
UB 2
Geschichte Flagge
Typ UB I
Bauwerft

Germaniawerft, Kiel[1]

Bestellung 15. Oktober 1914[2]
Kiellegung 1. November 1914[1]
Stapellauf 13. Februar 1915[1]
Indienststellung 20. Februar 1915[2]
Verbleib 9. Februar 1919 havariert
abgewrackt ab 3. Februar 1920 durch die Hugo Stinnes GmbH[3]
Technische Daten
Verdrängung

127 t über Wasser
142 t unter Wasser

Länge

28,1 m

Breite

3,2 m

Tiefgang

3,0 m

Tauchtiefe 50 m
Besatzung

14

Antrieb

45 kW (60 PS) Daimler Dieselmotor
89 kW (120 PS) SSW-Elektromotor[4]

Geschwindigkeit

6,5 kn (12 km/h) über Wasser
5,5 kn (10.2 km/h) unter Wasser

Reichweite

1.650 sm (3.056 km) bei 5 kn (9.3 km/h) über Wasser
45 sm (83 km) bei 4 kn (7 km/h) unter Wasser

Bunkermenge

3,5 t Treiböl [1]

Bewaffnung

2 x 45 cm Torpedo, 2 x Bugtorpedorohre
1 x 8 mm Maschinengewehr

Tauchzeit

22 s[5]

Baunummer

240

SM UB 2 war ein deutsches U-Boot der UB-I-Klasse der Kaiserlichen Marine. Während seiner Dienstzeit im Ersten Weltkrieges versenkte es elf Schiffe und wurde 1920 in Deutschland abgewrackt.

Im Oktober 1914 erhielt die Germaniawerft den Auftrag für UB 2 und begann im November mit dem Bau. Mit kaum mehr als 28 m Länge verdrängte UB 2 127 t im aufgetauchten und 142 t im getauchten Zustand. Es war mit zwei Bugtorpedorohren, zwei Torpedos und einem an Deck montierten Maschinengewehr bewaffnet. Stapellauf und Indienststellung als SM UB 2 erfolgten im Februar 1915.

UB 2 war das einziges UB-I-Boot dessen Transport nach Antwerpen nicht per Bahn erfolgte, sondern das zur U-Flottille Flandern in Zeebrügge auf dem Seeweg überführt wurde. Unter dem Kommando von Werner Fürbringer versenkte es elf britische Schiffe mit insgesamt 1.374 BRT. UB 2 verlegte im März 1916 zur U-Flottille Kurland und im Dezember desselben Jahres zur U-Schule. Da es am Ende des Krieges nicht mehr seetüchtig war, konnte es nicht mit dem Rest der deutschen U-Boot-Flotte in Harwich an die Briten übergeben werden. Im Februar 1920 wurde es von Stinnes in Deutschland abgewrackt.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Konstruktion

Nach dem schnellen Vorstoßen des Deutschen Heers entlang der Nordseeküste am Anfang des Ersten Weltkrieges verfügte die Kaiserlichen Marine über keine U-Boote, die in den engen und seichten Gewässern vor der Küste von Flandern operieren konnten.[6][7] Ursprünglich forderte das RMA kleine, rein elektrisch betriebene U-Boote mit 80 t Verdrängung und einem Torpedorohr, die per Bahn nach Antwerpen transportiert werden konnten. Nach Überarbeitung durch die U-Boot-Inspektion entstand die eigentliche Konstruktion (Projekt 34) für den Typ UB I mit 125 t Verdrängung, 28 m Länge und zwei Torpedorohren, die das RMA Anfang Oktober 1914 genehmigte.[5][1] UB 2 war eines der acht UB-I-Boote – SM UB 1 bis SM UB 8 – für die die Germaniawerft, knapp zwei Monate nach Beginn der Planungen, am 15. Oktober 1914 den Auftrag erhielt.[6][8]

Die Germaniawerft legte UB 2 gemeinsam mit UB 1 am 1. November 1914 auf Kiel. Am 13. Februar 1915 erfolgte der Stapellauf in Kiel.[3] UB 2 war 28,1 m lang, 3,2 m breit und hatte einen Tiefgang von 3 m.[4]. Es verfügte über nur eine Antriebswelle, an die ein 45 kW (60 PS) Daimler 4-Zylinder Dieselmotor für die Überwasserfahrt und ein 89 kW (120 PS) Siemens-Schuckert-Elektromotor für die Fahrt unter Wasser gekuppelt waren.[4] Damit konnte es maximal 6,5 kn (12 km/h) über Wasser und 5,5 kn (10.2 km/h) unter Wasser erreichen. Bei Überwasserfahrt hatte es eine Reichweite bis zu 1.650 sm (3.056 km) und mit einer Batterieladung kam es unter Wasser bis zu 45 sm (83 km) weit. Wie alle Boote seiner Klasse war es für eine Tauchtiefe von 50 m ausgelegt und konnte aufgrund der vielen Flutöffnungen seiner Tauchtanks in 22 Sekunden tauchen.[5]

UB 2 war mit zwei 45 cm Torpedos in zwei Bugtorpedorohren bewaffnet. Ein 8 mm Maschinengewehr konnte an Deck aufgebaut werden.[4] Die Besatzung bestand aus einem Offizier und 13 Unteroffizieren und Mannschaften.[7]

Einsätze

Oberleutnant zur See Werner Fürbringer, ein 26 Jahre alter Braunschweiger, stellte UB 2 für die Kaiserlichen Marine am 20. Februar 1915 in Dienst.[9][2]

Nach der Erprobung überführte Werner Fürbringer UB 2 vom 8. bis 10. Mai 1915 auf dem Seeweg zur U-Flottille Flandern in Zeebrügge. Damit war es das einzige UB-I-Boot, das nicht auf dem Schienenweg nach Antwerpen verfrachtet wurde.[3][7] Zu dem Zeitpunkt als UB 2 bei der Flottille eintraf, war die erste deutsche U-Boot-Offensive, die seit Februar lief, in vollem Gange. Während dieses Feldzugs erklärte Deutschland das Seegebiet um die britischen Inseln zum Sperrgebiet, in dem alle feindlichen Schiffe zu versenken sind. Schiffe neutraler Länder sind nicht anzugreifen, es sei denn, sie konnten als Feindschiffe die unter falscher Flagge fuhren identifiziert werden.[10]

Zunächst waren die Unternehmungen der UB-I-Boote der U-Flottille Flandern auf Patrouillenfahrten in den Hoofden, dem südlichen Teil der Nordsee zwischen Großbritannien und den Niederlanden, begrenzt.[7] Am 9. und 10. Juni, während einer Patrouille in diesem Gebiet, 50 sm (93 km) bis 60 sm (111 km) südöstlich von Lowestoft, versenkte UB 2 sechs britische Fischkutter mit einer Gesamttonnage von knapp 300 BRT[11][12] Alle sechs Fahrzeuge – britische Kutter mit ockerroten Segeln getakelt – wurden gestoppt, vom Prisenkommando von UB 2 geentert und mit Sprengpatronen versenkt.[13]

Britischer Kutter

Nachdem U-Boot-Netz und die Minenfelder in der Straße von Dover erkundet hatte, begannen die Boote der Flottille im westlichen Teil des Ärmelkanals zu patrouillieren. UB 2, UB 5 und [7]

Am frühen Morgen des 28. August konnte UB 2 in der Gegend zwischen Corton und Yarmouth den britischen Navy Trawler Miura mit einem Torpedoschuss versenken.[2][11][14] Am Vormittag gab es ein Gefecht mit einem britischen Q-Ship vor dem UB 2 aufgrund einer Ladehemmung beim MG und eines Torpedofehlschusses zweimal Schnelltauchen musste. Die U-Boot-Falle Pet LT 560 konnte sich absetzen.[2] Anfang des nächsten Monats versenkte UB 2 mit der Unterstützung von [15] und Emanuel mit 44 BRT[16]. Drei Tage später, nach Behebung einer Maschinenstörung, konnte noch der 47 BRT Kutter Boy Ernie 58 sm (107 km) östlich von Cromer versenkt werden.[17][2] Wie im Juni wurden die drei Kutter gestoppt und mittels Sprengpatronen versenkt.[13]

Nach der Versenkung der Lusitania im Mai 1915 und weiteren aufsehenerregenden Versenkungen im August (Arabic-Vorfall) und September forderten die Amerikaner Garantien für die Sicherheit amerikanischer Staatsbürger auf unbewaffneten Handelsschiffen. Als Reaktion darauf beendete der Chef des Admiralstabs der Kaiserlichen Marine Henning von Holtzendorff am 18. September die deutsche U-Boot-Offensive. Holtzendorffs Weisung befahl den Rückzug aller U-Boote aus dem Ärmelkanal und der Keltischen See und forderte die strikte Einhaltung der Prisenordnung.[10] UB 2 konnte in den folgenden vier Monaten kein Schiff versenken.[11]

Die Kaiserlichen Marine begann ihre zweite U-Boot-Offensive im Februar 1916, in der sie unter anderem bekannt gab, dass alle Feindschiffe, die sich innerhalb des Kriegsgebiets aufhalten ohne Warnung versenkt werden.[10] Am 26. Februar 1916 torpedierte und versenkte UB 2 das Frachtschiff Arbonne nahe bei Kentish Knock Feuerschiff.[18] Mit 672 BRT war sie das letzte und größte der von UB 2 versenkten Schiffe. Keines der vierzehn Besatzungsmitglieder überlebte.[18]

Anfang März erhielt Oblt.z.S. Karl Neumann, der bisherige Kommandant von [2][19] Fürbringer kommandierte sechs weitere U-Boote und versenkte fast 100.000 BRT an Schiffsraum.[9] Im Jahr 1933 veröffentlichte er seine Erinnerungen an seine Dienstzeit auf U-Booten während des Ersten Weltkriegs unter dem Titel Alarm! Tauchen!!: U-Boot in Kampf und Sturm.[20]

Anfangs Februar erhielt die U-Flottille Flandern die ersten, neuen und größeren Boote vom Typ UB I I.[10] Eine Woche nach der Kommandoübernahme von Neumann erfolgte im Zeitraum vom 15. März bis zum 4. April 1916 die Verlegung von UB 2 zur V. Halbflottille in Libau. Dort löste Oblt.z.S. Thomas Bieber am 5. April Neumann ab. Oblt.z.S. Harald von Keyserlingk folgte im Juli als Kommandant von UB 2. Während ihrer Dienstzeit bei der U-Flottille Kurland führte UB 2 mehrere Unternehmungen zur Sicherung der Ostseeküste bei Libau und zur Überwachung des Gebietes zwischen den Inseln Gotska Sandön und Ösel durch.[2] Ab Dezember erhielt Keyserlingk den Befehl über [21] und UB 2 diente zur Schulung.[3] Für Schulungszwecke verwendete man nach den Autoren R.H. Gibson und Maurice Prendergast im Krieg abgenutzte Boote, die für den aktiven Dienst nicht mehr geeignet waren.[22]

Am Ende des Kriegs forderten die Alliierten, daß ihnen alle deutschen U-Boote in Harwich zu übergeben sind.

UB 2 war eines der acht nicht mehr seetüchtigen U-Boote, die in Deutschland verblieben. Die anderen sieben waren U 1, U 2, U 4, U 17 und die UB-I-Boote UB 5, Hugo Stinnes GmbH hat UB 2 ab dem 3. Februar 1920 abgewrackt.[3]

Kommandanten

Zeitraum Name Unternehmung
20. Februar 1915 - 7. März 1916 Oblt.z.S. Werner Fürbringer[3] 1 - 26[2]
8. März 1916 - 4. April 1916 Oblt.z.S. Karl Neumann[3] 27[2]
5. April 1916 - 1. Juli 1916 Oblt.z.S. Thomas Bieber[3] 28 - 33[2]
2. Juli 1916 - 3. Dezember 1916 Oblt.z.S. Harald von Keyserlingk[3] 34 - 40[2]

Flottillen

Zeitraum[3][2] U-Flottille
10. Mai 1915 - 19. März 1916 Flandern
19. März 1916 - 3. Dezember 1916 Kurland
4. Dezember 1916 - 11. November 1918 U-Schule

Erfolge

Durch SM UB 2 versenkte oder beschädigte Schiffe[11]
Datum Name Typ Tonnage in BRT Nation
9. Juni 1915 Britannia Fischkutter 43 Großbritannien
9. Juni 1915 Edward Fischkutter 52 Großbritannien
9. Juni 1915 Laurestina Fischkutter 48 Großbritannien
9. Juni 1915 Quivive oder Qui Vive Fischkutter 50 Großbritannien
9. Juni 1915 Welfare Fischkutter 45 Großbritannien
10. Juni 1915 Intrepid Fischkutter 59 Großbritannien
23. August 1915 Miura Navy Trawler 257 Großbritannien
7. September 1915 Constance Fischkutter 57 Großbritannien
7. September 1915 Emanuel Fischkutter 44 Großbritannien
10. September 1915 Boy Ernie Fischkutter 47 Großbritannien
26. Februar 1916 Arbonne Frachtschiff 672 Großbritannien
Gesamt:
1.374

Einzelnachweise

  1. a b c d e Eberhard Rössler: Die Unterseeboote der Kaiserlichen Marine. Bernhard & Graefe 1997, ISBN 3-7637-5963-8
  2. a b c d e f g h i j k l m Harald Bendert: Die UB-Boote der Kaiserlichen Marine 1914-1918. Mittler & Sohn Verlag 2000, ISBN 3-8132-0713-7
  3. a b c d e f g h i j Guðmundur Helgason: WWI U-boats: UB-2. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  4. a b c d Robert, ed. Gardiner: Conway's All the world's fighting ships, 1906-1921 S. 343. Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 1985, ISBN 978-0-87021-907-8
  5. a b c Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus Band 1. Bernhard & Graefe 1996, ISBN 3-86047-153-8
  6. a b David Miller: The Illustrated Directory of Submarines of the World. St. Paul, Minnesota: MBI Pub. Co 2002, ISBN 978-0-7603-1345-9
  7. a b c d e Mark D. Karau: Wielding the Dagger: the MarineKorps Flandern and the German War Effort, 1914–1918. Westport, Connecticut: Praeger 2003, ISBN 978-0-313-32475-8
  8. Gordon Williamson: U-boats of the Kaiser's Navy. Oxford: Osprey 2002, ISBN 978-1-84176-362-0
  9. a b Guðmundur Helgason: WWI U-boat commanders: Werner Fürbringer. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  10. a b c d V. E. Tarrant: The U-Boat Offensive: 1914–1945. Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 1989, ISBN 978-0-87021-764-7
  11. a b c d Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Ships hit by UB 2. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  12. Helgason, Guðmundur. Ships hit during WWI: Britannia, Edward, Laurestina, Quivive, Welfare, Intrepid. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Retrieved on 3 März 2009.
  13. a b British fishing vessels lost at sea due to enemy action: 1914, 1915, 1916 in date order. World War 1 at Sea (9 January 2009). Abgerufen am 4 März 2009.
  14. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Miura. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  15. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Constance. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  16. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Emanuel. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  17. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Boy Ernie. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  18. a b Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Arbonne. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  19. Guðmundur Helgason: WWI U-boat commanders: Karl Neumann. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  20. Guðmundur Helgason: The WWI books. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  21. Guðmundur Helgason: WWI U-boat commanders: Harald von Keyserlingk. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 4 März 2009.
  22. R. H. Gibson, Maurice Prendergast [1931]: The German Submarine War, 1914–1918. Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 2003, ISBN 978-1-59114-314-7

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