SM UB 4

SM UB 4
UB 4
Geschichte Flagge
Typ UB I
Bauwerft

Germaniawerft, Kiel[1]

Bestellung 15. Oktober 1914[2]
Kiellegung 3. November 1914[1]
Stapellauf März 1915[3]
Indienststellung 23. März 1915[2]
Verbleib am 15. August bei 52° 43′ N, 2° 18′ O52.7166666666672.3[4] durch das britische Q-Ship Inverlyon versenkt[5]
Technische Daten
Verdrängung

127 t über Wasser
142 t unter Wasser

Länge

28,1 m

Breite

3,2 m

Tiefgang

3,0 m

Tauchtiefe 50 m
Besatzung

14

Antrieb

45 kW (60 PS) Daimler Dieselmotor
89 kW (120 PS) SSW-Elektromotor[6]

Geschwindigkeit

6,5 kn (12 km/h) über Wasser
5,5 kn (10.2 km/h) unter Wasser

Reichweite

1.650 sm (3.056 km) bei 5 kn (9.3 km/h) über Wasser
45 sm (83 km) bei 4 kn (7 km/h) unter Wasser

Bunkermenge

3,5 t Treiböl[1]

Bewaffnung

2 x 45 cm Torpedo, 2 x Bugtorpedorohre
1 x 8 mm Maschinengewehr

Tauchzeit

22 s[7]

Baunummer

242

SM UB 4 war ein deutsches U-Boot vom Typ UB I der Kaiserlichen Marine während des Ersten Weltkrieges. Eine als Fischkutter getarnte britische U-Boot-Falle versenkte es im August 1915.

Im Oktober 1914 erhielt die Germaniawerft den Auftrag für UB 4 und begann im November mit dem Bau. Mit kaum mehr als 28 m Länge verdrängte UB 4 127 t im aufgetauchten und 142 t im getauchten Zustand. Es war mit zwei Bugtorpedorohren, zwei Torpedos und einem an Deck montierten Maschinengewehr bewaffnet. In Sektionen zerlegt wurde UB 4 per Bahn nach Antwerpen verfrachtet und dort wieder zusammengebaut. Der Stapellauf und die Indienststellung als SM UB 4 erfolgten im März 1915.

Während seines ersten Einsatzes im April konnte UB 4 den Dampfer Harpalyce des Belgischen Hilfswerks versenken. Das war die erste bestätigte Versenkung der U-Flottille Flandern. Von Mitte April bis Mitte August versenkte es drei weitere Schiffe. Am 15. August 1915 tauchte UB 4 in der Nähe des britischen Q-Ships Inverlyon auf. Das Segelschiff versenkte UB 4 mit Geschützfeuer. Keines der vierzehn Besatzungsmitglieder überlebte.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Konstruktion

Nach dem schnellen Vorstoßen des Deutschen Heers entlang der Nordseeküste am Anfang des Ersten Weltkrieges verfügte die Kaiserlichen Marine über keine U-Boote, die in den engen und seichten Gewässern vor der Küste von Flandern operieren konnten.[8][9] Ursprünglich forderte das RMA kleine, rein elektrisch betriebene U-Boote mit 80 t Verdrängung und einem Torpedorohr, die per Bahn zum Einsatzhafen transportiert und dort schnell zusammengebaut werden konnten. Nach Überarbeitung durch die U-Boot-Inspektion entstand die eigentliche Konstruktion (Projekt 34) für den Typ UB I mit 125 t Verdrängung, 28 m Länge und zwei Torpedorohren, die das RMA Anfang Oktober 1914 genehmigte.[7][1] UB 4 war eines der acht UB-I-Boote – SM UB 1 bis SM UB 8 – für die die Germaniawerft, knapp zwei Monate nach Beginn der Planungen, am 15. Oktober 1914 den Auftrag erhielt.[8][10]

Die Germaniawerft legte UB 4 am 3. November 1914 auf Kiel. Am 5. März 1915 erfolgte der Stapellauf in Kiel.[5] UB 4 war 28,1 m lang, 3,2 m breit und hatte einen Tiefgang von 3 m.[6]. Es verfügte über nur eine Antriebswelle, an die ein 45 kW (60 PS) Daimler 4-Zylinder-Dieselmotor für die Überwasserfahrt und ein 89 kW (120 PS) Siemens-Schuckert-Elektromotor für die Fahrt unter Wasser gekuppelt waren.[6] Damit konnte es maximal 6,5 kn (12 km/h) über Wasser und 5,5 kn (10.2 km/h) unter Wasser erreichen. Bei Überwasserfahrt hatte es eine Reichweite bis zu 1.650 sm (3.056 km) und mit einer Batterieladung kam es unter Wasser bis zu 45 sm (83 km) weit. Wie alle Boote seiner Klasse war es für eine Tauchtiefe von 50 m ausgelegt und konnte aufgrund der vielen Flutöffnungen seiner Tauchtanks in 22 Sekunden tauchen.[7]

UB 4 war mit zwei 45 cm Torpedos in zwei Bugtorpedorohren bewaffnet. Ein 8 mm Maschinengewehr konnte an Deck aufgebaut werden.[6] Die Besatzung bestand aus einem Offizier und 13 Unteroffizieren und Mannschaften.[9]

Nach seiner Fertigstellung auf der Germaniawerft wurde UB 4 für den Bahntransport nach Antwerpen vorbereitet. Zum Verladen des Bootes waren drei Tiefladewagen für die drei Sektionen des Bootskörpers und weitere Waggons für den Turm, Teile des Oberdecks, die Maschinen und die Akkumulatoren notwendig. Die Montage in Hoboken dauerte zwei Wochen. Zwei Schlepper überführten dann das Boot mittels Schwimmkästen die Schelde aufwärts und durch den Kanal Gent-Brügge zum Einsatzhafen nach Zeebrügge. Dafür waren weitere fünfeinhalb Tage eingeplant.[7]

Einsätze

Oberleutnant zur See Karl Groß, 29 Jahre alt, erhielt mit UB 4 sein erstes U-Boot-Kommando und stellte es für die Kaiserlichen Marine am 23. März 1915 in Dienst[2] Zu dem Zeitpunkt als UB 4 bei der am 29. März 1915 aufgestellten U-Flottille Flandern eintraf, war die seit Februar laufende erste deutsche U-Boot-Offensive in vollem Gange. Während dieses Feldzuges erklärte Deutschland das Seegebiet um die britischen Inseln zum Sperrgebiet, in dem alle feindlichen Schiffe zu versenken sind. Schiffe neutraler Länder durften nicht angegriffen werden, es sei denn, sie konnten als Feindschiffe, die unter falscher Flagge fuhren, identifiziert werden.[11]

Mit dem Auslaufen von UB 4 am 9. April begannen die Unternehmungen der neugebildeten Flandern-Flottille. Am nächsten Tag erzielte sie die erste bestätigte Versenkung der Flottille. Die unter britischer Flagge fahrende und vom „Belgischen Hilfswerk“ gecharterte Harpalyce war, nachdem sie Nahrungsmittel nach Rotterdam geliefert hatte, mit Ballast auf dem Weg nach Norfolk.[12]. UB 4 stieß zwischen Harwich und Hoek van Holland, etwa 7 sm (13 km) südöstlich von Noord Hinder Feuerschiff, auf den 5.940 BRT großen Dampfer und näherte sich ihm bis auf etwa 90 m.[13][14] Das Deutsche Reich hatte dem Schiff freies Geleit zugesichert. Es war auf beiden Seiten mit dem Schriftzug „Belgian Relief“ gekennzeichnet und führte eine weiße Fahne mit der selben Aufschrift. Trotzdem torpedierte Groß die Harpalyce ohne Warnung.[13] Sie sank innerhalb von fünf Minuten ohne die Möglichkeit ihre Rettungsboote auszusetzen. Die holländischen Dampfer Elisabeth und Constance nahmen zusammen mit dem amerikanischen Dampfer Ruby die Überlebenden auf. Der Leiter des belgischen Hilfswerkes, Herbert C. Hoover, bestätigte, daß die Schiffscharter mit dem Löschen der Ladung in Rotterdam endete. Er hatte die feste Zusicherung, dass Schiffe, die für das Hilfswerk unterwegs sind, nicht behelligt werden. Deshalb bezweifelte er, dass das Schiff einem Torpedoangriff zum Opfer gefallen war.[14] Der Kapitän der Harpalyce und 14 Mitglieder der 44-köpfigen Besatzung kamen bei dem Angriff ums Leben.[13] Die Harpalyce war das größte in der Laufbahn von UB 4 versenkte Schiff.[15]

Bei seiner zweiten Unternehmung versenkte UB 4 das griechische 2.989 BRT Schiff Ellispontos. Der Dampfer war auf dem Weg von Montevideo nach Amsterdam, als ihn Groß am 17. April mit zwei Torpedos versenkte. Die Versenkung war ein Versehen, da die Ellispontos ohne Flagge und Kennzeichen fuhr. Das Deutsche Reich leistete Schadensersatz.[16][2] Obwohl die deutschen U-Boote im Mai und auch im Juni über 100.000 BRT Schiffsraum versenkten,[11] konnte UB 4 nichts dazu beitragen. Erst am 29. Juli versenkte das Boot den belgischen Kohlendampfer Princesse Marie Jose. Das 1.954 BRT Schiff kam von Dunston und steuerte Bordeaux an, als es UB 4, 1,5 sm (3 km) vom Shipwash Feuerschiff entfernt, torpedierte.[17]

Untergang

Am 14. August 1915 wurde der britische 59 BRT Fischkutter Bona Fide 35 sm (65 km) ostnordost von Lowestoft von einem U-Boot gestoppt, geentert und mit Sprengpatronen versenkt.[18] Laut der Website uboat.net ist dieser Angriff wahrscheinlich UB 4 zuzuschreiben, da es seine vierzehnte Unternehmung in dieses Gebiet führte.[19] Im gleichen Gebiet näherte sich UB 4 am nächsten Tag einer Gruppe von Fischkuttern. Einer der Kutter war eine U-Boot-Falle, was Groß, der Kommandant von UB 4, nicht wissen konnte.[13]

Das Q-ship, die Inverlyon, war mit einem versteckten 4,7 cm Hotchkiss-Geschütz ausgestattet. Gegen 20:20 Uhr tauchte UB 4 auf und ging wegen des diesigen Wetters bis auf etwa 25 m Entfernung an die Inverlyon heran. Kommandant Groß stand im Turm und rief auf deutsch Kommandos an die Mannschaft der Inverlyon. Kanonier Ernest Jehan, Kommandant der Inverlyon, ließ den White Ensign setzen und das Feuer eröffnen. Der erste und dritte Schuss trafen den Turm, der zweite Schuss riss den hinteren Teil der Kommandobrücke weg. Dabei fiel der Kommandant ins Wasser. UB 4 trieb steuerlos hinter der Inverlyon vorbei. Die Geschützmannschaft gab weitere sechs Schuss, wovon vier trafen, auf das U-Boot ab. Der Rest der Mannschaft beschoss UB 4 mit Handfeuerwaffen. Das Boot sank über den Bug, bis es letztendlich fast senkrecht aufgerichtet unter der Wasseroberfläche verschwand. Der Skipper der Inverlyon, Phillips, sprang über Bord und versuchte noch vergeblich, ein Mannschaftsmitglied von UB 4 zu retten. Keines der vierzehn Besatzungsmitglieder überlebte.[13][2]

Der Rumpf von UB 4 verfing sich in dem von der Inverlyon zur Tarnung ausgelegten Schleppnetz und hielt das Q-ship wie ein Anker fest. Ein anderer Fischkutter wurde mit einem Bericht über das Gefecht losgeschickt. In der Morgendämmerung folgten zwei Brieftauben mit der Bitte um Unterstützung und Instruktionen. Die mögliche Bergung von UB 4 wurde abgelehnt und die Netze durchschnitten, so dass das U-Boot zu Boden sinken konnte.[13] Das Wrack von UB 4 liegt auf der Position 52° 43′ N, 2° 18′ O52.7166666666672.3.[4] Für die Versenkung von UB 4 bekam Jehan das „Distinguished Service Cross“ verliehen. Die Besatzungsmitglieder der Inverlyon teilten sich das von der Admiralität ausgesetzte Kopfgeld.[13]

Erfolge

Durch SM UB 4 versenkte oder beschädigte Schiffe[15]
Datum Name Typ Tonnage in BRT Nation
10. April 1915 Harpalyce Frachtschiff 5.940 Großbritannien
17. April 1915 Ellispontos Frachtschiff 2.989 Griechenland
29. Juli 1915 Princesse Marie Jose Frachtschiff 1.954 Belgien
14. August 1915 Bona Fide Fischkutter 59 Großbritannien
Gesamt:
10.942

Einzelnachweise

  1. a b c d Eberhard Rössler: Die Unterseeboote der Kaiserlichen Marine, S. 59-62, Bernhard & Graefe 1997, ISBN 3763759638
  2. a b c d e Harald Bendert: Die UB-Boote der Kaiserlichen Marine 1914-1918, S. 13,30,41, Mittler & Sohn Verlag 2000, ISBN 3813207137
  3. 6104975 UB-4. Miramar Ship Index.(subscription required). R.B. Haworth. Abgerufen am 5. März 2009.
  4. a b Dwight R. Messimer: Verschollen: World War I U-boat losses, S. 129, Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 2002, ISBN 9781557504753
  5. a b Guðmundur Helgason: WWI U-boats: UB-4. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 19. Februar 2009.
  6. a b c d Robert, ed. Gardiner: Conway's All the world's fighting ships, 1906-1921, S. 180, Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 1985, ISBN 9780870219078
  7. a b c d Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus Band 1, S. 39,85, Bernhard & Graefe 1996, ISBN 3860471538
  8. a b David Miller: The Illustrated Directory of Submarines of the World, S. 46-47, St. Paul, Minnesota: MBI Pub. Co 2002, ISBN 9780760313459
  9. a b Mark D. Karau: Wielding the Dagger: the MarineKorps Flandern and the German War Effort, 1914–1918, S. 48-49, Westport, Connecticut: Praeger 2003, ISBN 9780313324758
  10. Gordon Williamson: U-boats of the Kaiser's Navy, S. 12, Oxford: Osprey 2002, ISBN 9781841763620
  11. a b V. E. Tarrant: The U-Boat Offensive: 1914–1945, S. 18,21, Annapolis, Maryland: Naval Institute Press 1989, ISBN 9780870217647
  12. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Harpalyce. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 5. März 2009.
  13. a b c d e f g Hugh Perkins: The gunner and the U-boat. In: Challenge Publications (Hrsg.): Sea Classics. , Canoga Park, CaliforniaSeptember 2008. Abgerufen am 5. März 2009.
  14. a b Relief flag flying as Harpalyce sunk. In: The New York Times, 12 April 1915. Abgerufen am 5. März 2009. 
  15. a b Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Ships hit by UB 4. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 5. März 2009.
  16. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Ellispontos. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 5. März 2009.
  17. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Princesse Marie Jose. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 5. März 2009.
  18. British fishing vessels lost at sea due to enemy action: 1914, 1915, 1916 in date order. World War 1 at Sea. Naval-History.net (9. Januar 2009). Abgerufen am 5. März 2009.
  19. Guðmundur Helgason: Ships hit during WWI: Bona Fide. U-Boat War in World War I. Uboat.net. Abgerufen am 5. März 2009.

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