- Scharia-Konflikt in Nigeria
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Mit dem Scharia-Konflikt in Nigeria wird ein bewaffneter Konflikt zwischen militanten Gruppen, verschiedenen Vertretern religiöser Gruppierungen und der Regierung Nigerias bezeichnet.
Da Muslime knapp die Mehrheit der Bevölkerung bilden, verlangen viele von ihnen, die Scharia – das islamische Recht – als Hauptquelle der Gesetzgebung im gesamten Land einzuführen. 12 nördliche Bundesstaaten führten bereits in den Jahren 1999/2000 die Scharia als Grundlage der Exekutive und der Judikative ein.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Nach einer demografischen Studie Nigerias machen Muslime über 50 % der Bevölkerung aus. Sie leben überwiegend im nördlichen Teil des Landes. Die Mehrheit der nigerianischen Muslime sind Sunniten. Christen sind die zweitgrößte religiöse Gruppe und machen etwa 40 % der Bevölkerung aus. Sie herrschen in der Mitte und dem Süden des Landes vor, während Anhänger anderer Religionen ca. 10 % der Bevölkerung ausmachen.[1] Auch der Nachrichtendienst State Security Service spielt eine Rolle in dem Konflikt. Bislang sind 10.000 Opfer zu verzeichnen.[2]
In folgenden 9 Bundesstaaten hat die Scharia volle Gültigkeit:
- Zamfara (27. Januar 2000)
- Kano (21. Juni 2000)
- Sokoto
- Katsina
- Bauchi (Juni 2001)
- Borno
- Jigawa
- Kebbi
- Yobe
In folgenden Bundesstaaten gilt die Scharia für Gebiete mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung:
Geschichte
In Nigeria wurde die Scharia seit 1999 in 9 Bundesstaaten mit muslimischer Mehrheit und in einigen Teilen von 3 Muslim-Staaten als ein Hauptteil des Zivil- und Strafrechts eingeführt.
Einführung der Scharia
Den Unruhen von 1999, 2000 und 2001 waren Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen in Jos über die Ernennung des muslimischen Politikers Alhaji Muktar Mohammed zum örtlichen Koordinator eines Bundesarmutsbekämpfungsprogramms vorausgegangen. Die Zusammenstöße begannen am 7. September und dauerten fast zwei Wochen. Sie endeten am 17. September. Über 1000 Menschen wurden im Rahmen der Konflikte getötet.
Scharia-Praxis
Es gab zahlreiche Unruhen über die Umsetzung der Scharia, die in erster Linie gegen nicht-muslimischen Minderheiten implementiert wurde. Bei einem weiteren Aufruhr wurden im Oktober 2001 über 100 Personen in Kano State getötet.
Im Jahr 2002 fand die erste Hinrichtung eines Menschen unter der Scharia in Katsina statt; Human Rights Watch und Amnesty International verurteilten die Hinrichtung.[3]
Im Jahr 2002 wurde Amina Lawal, eine alleinerziehende Mutter in Katsina, des Ehebruchs angeklagt und von einem bundesstaatlichen Scharia-Gericht wegen der „Empfängnis eines Kindes außerhalb der Ehe“ zum Tode durch Steinigung verurteilt. Der Vater wurde aus Mangel an Beweisen freigelassen. Das Urteil sorgte sowohl in Nigeria als auch in dem Westen für Empörung. Vielen nationalen und internationalen NGOs und die nigerianische Bundesregierung wollten das Urteil annullieren. Im Jahr 2004 wurde das Urteil von einem Scharia-Berufungsgericht aufgehoben.
Siehe auch
Weblinks
Wikinews: Riots in Nigeria kill nearly 400 – Nachricht (englisch)- BBC News Report
- Article on Nigerian riots
- Article on increasing rioting in Nigeria
- Blench, R. M., Daniel, P. & Hassan, Umaru (2003): Access rights and conflict over common pool resources in three states in Nigeria. Report to Conflict Resolution Unit, World Bank –extracted section on Jos Plateau (PDF)
- Nkwocha, Stanley (1. Dezember 2008). Jos: Blood On Its Streets, Again, Leadership (Abuja)
- Telegraph.co.uk coverage of the riots
- Christian Science Monitor: Nigerian forces move in on Islamist radicals
Einzelnachweise
- ↑ Länderinformation des Eidgenössischen Departments für Auswärtige Angelegenheiten, World Factbook Nigeria, International Religious Freedom Report, Fischer Weltalmanach 2009, Seite 353, SPIEGEL Lexikon, Radio Vatikan über Nigeria, Encyclopaedia of Islam (Artikel über Nigeria, VIII:19b, 50% Muslime und 34% Christen)
- ↑ news.bbc.co.uk
- ↑ Nigeria: First Execution under Sharia Condemned, Human Rights Watch, 8. Januar 2002
Kategorien:- Bewaffneter Konflikt
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