- Chris Marker
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Chris Marker; eigentlich Christian-François Bouche-Villeneuve (* 29. Juli 1921 in Neuilly-sur-Seine, Île-de-France) ist ein französischer Schriftsteller, Fotograf und Dokumentarfilmer. Seine bekanntesten Filme sind der aus Fotos montierte Film La Jetée (1962) und Sans soleil (1983).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Chris Marker studierte Philosophie bei Jean-Paul Sartre. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an der französischen Résistance. Nach dem Krieg begann er, Filme zu schreiben und zu drehen. Er reiste in viele sozialistische Länder und dokumentierte, was er sah, in Filmen und Büchern. Les statues meurent aussi (1953), ein Film über den Kunstraub der Europäer in Afrika, den er gemeinsam mit Alain Resnais drehte, war einer der ersten antikolonialistischen Filme.
Berühmtheit erlangte Marker mit dem Reise- und Essayfilm Sans soleil (1983), der fiktive Elemente mit essayistisch-philosophischen Kommentaren verbindet. Marker verwendet darin eigene und fremde dokumentarische Aufnahmen, beispielsweise aus Japan und Afrika, die durch den Kommentar des fiktiven Autors und die Montage teils poetische Bedeutungsverschiebungen erfahren und so vom Betrachter neu oder anders gesehen werden, er reflektiert das Medium Film selbst, seine Bedingungen, aber auch Zeit und Rhythmus, Melancholie und Erinnerung. Der Ton findet eine Mittellage zwischen ernsthafter Analyse und detailverliebter Neugier und Verspieltheit.
Seit den 1980er-Jahren zeigt Marker großes Interesse an elektronischen Medien (von digitaler Bildbearbeitung bis zu Videospielen), das den Essayfilm Level Five (1996) mit der Schauspielerin Catherine Belkhodja eine Art Fortsetzung von Silent Movie, prägt und in der Multimedia-CD-Rom Immemory (1996, produziert für das Centre Pompidou) kulminiert. Sein neuestes Werk, die Videoreportage Chats Perchés, beschäftigt sich mit dem öffentlichen Raum von Paris in der Zeit zwischen September 2001 und Herbst 2003. Einerseits ist es eine Suche nach den Katzen, die als Graffiti-Figuren in Paris plötzlich überall auftauchen, andererseits folgt Chris Marker den politischen Ereignissen der Zeit, die in Demonstrationen ihren Ausdruck finden.
Als Filmemacher fühlt sich Chris Marker mit Andrei Arsenjewitsch Tarkowski und Akira Kurosawa verbunden, die er beide in Filmen porträtiert hat. Chris Marker lebt in Paris und gibt keine Interviews. Es gibt kaum Fotos von Marker, da er sich ungern fotografieren lässt. Chris Marker besteht darauf, seinen Namen „Chris.Marker“ zu schreiben, was sich aber in Filmpublikationen und -lexika kaum durchgesetzt hat.
Für seinen Film Berliner Balladen erhielt er 1990 den Deutsch-Französischen Journalistenpreis.
Filmografie (als Regisseur, Auswahl)
- 1952: Olympia 52
- 1953: Les Statues meurent aussi
- 1956: Dimanche à Pekin
- 1957: Lettre de Sibérie
- 1959: Les Astronautes
- 1960: Description d’un combat
- 1961: ¡Cuba Sí!
- 1962: Am Rande des Rollfelds (La Jetée)
- 1963: Le joli mai
- 1965: Le Mystère Koumiko
- 1966: Si j’avais quatre dromadaires
- 1967: Loin du Vietnam
- 1967: Rhodiacéta
- 1968: La Sixième face du pentagone
- 1968: Cinétracts
- 1968: À bientôt, j’espère
- 1969: On vous parle du Brésil
- 1969: Jour de tournage
- 1969: Classe de lutte
- 1970: Les Mots ont un sens
- 1970: Carlos Marighela
- 1971: La Bataille des dix millions
- 1971: Le Train en marche
- 1971: On vous parle de Prague: le deuxième procès d’Artur London
- 1972: Vive la baleine
- 1973: L'Ambassade
- 1974: La Solitude du chanteur de fond
- 1977: Le Fond de l'air est rouge
- 1981: Junkopia
- 1983: Sans Soleil – Unsichtbare Sonne (Sans soleil)
- 1984: 2084
- 1985: From Chris to Christo
- 1985: A. K.
- 1986: Mémoires pour Simone
- 1990: Berliner Balladen
- 1992: Le Tombeau d’Alexandre
- 1997: Level Five mit Catherine Belkhodja
- 1997: Silent Movie mit Catherine Belkhodja
- 2000: One Day in the Life of Andrei Arsenevich
- 2001: Le Souvenir d'un avenir mit Yannick Bellon
- 2004: Chats Perchés
Literatur
- Liem, Ronco Y., Chris Marker and “La Jetee”, Columbia Univ. Teachers College, Diss., 1983
- Versuche über den Essayfilm: Filme von Chris Marker, Alexander Kluge, Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Ioris Ivens, Derek Jarman, Johan van der Keuken, hrsg. von Hanno Möbius, Marburg: Inst. für Neuere Dt. Literatur, 1991
- Marker, Chris, La Jetee. Cine-roman, Zweisprachige Ausgabe (englisch, französisch), New York, Zone Books, 1996
- Chris Marker, Filmessayist, hg. von Birgit Kämper und Thomas Tode, München: Institut Français/ CICIM, 1997, Nr. 45-47, 379 S.
- Laurent Roth, Raymond Bellour, A propos du CD-ROM Immemory de Chris Marker, Paris: Gevaert [u.a.], 1997
- „… sie wollen eben sein, was sie sind, nämlich Bilder …“: Anschlüsse an Chris Marker, hg. von Natalie Binczek und Martin Rass, Würzburg: Königshausen und Neumann, 1999
- Scherer, Christina, Ivens, Marker, Godard, Jarman - Erinnerung im Essayfilm, München: Fink, 2001
- Recherches sur Chris Marker, sous la direction de Philippe Dubois, Paris: Pr. Sorbonne Nouvelle, 2002
- Lupton, Catherine, Chris Marker: memories of the future, London: Reaktion Books, 2005
- Leconte, Bernard, Approche d'un film mythique: La jetée, Chris Marker, 1963; quarante ans après, Paris: L'Harmattan, 2005
- Alter, Nora M., Chris Marker, Urbana, Ill.: Univ. of Illinois Press, 2006
Weblinks
- Chris Marker in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Chris Marker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Englischsprachiger Essay über die Arbeit von Chris Marker
- Artikel der Neuen Zürcher Zeitung über die Retrospektive zum Gesamtwerk von Chris Marker
- Chris Marker Blog Notes from the Era of Imperfect Memory
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