Therese zu Mecklenburg

Therese zu Mecklenburg
Prinzessin Therese, verheiratete Fürstin von Thurn und Taxis. Gemälde von François Gérard, um 1810

Therese (Mathilde Amalia), Herzogin zu Mecklenburg [-Strelitz] (* 5. April 1773 in Hannover; † 12. Februar 1839 auf Schloss Taxis bei Dischingen) war die Ehefrau des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis. Durch ihre Initiative und ihr Verhandlungsgeschick konnte sie nach der Mediatisierung des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, der Bildung des Rheinbundes im Jahre 1806 und dem damit verbundenen Ende der Kaiserlichen Reichspost das Postunternehmen der Thurn und Taxis auf Lehnsbasis erhalten. Wie ihre Schwester Königin Luise von Preußen scheiterte sie bei ihren Verhandlungen mit Napoleon, konnte aber auf dem Wiener Kongress die Interessen des Hauses Thurn und Taxis durchsetzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Therese Mathilde Amalie[1], Herzogin zu Mecklenburg, war die dritte Tochter aus der ersten Ehe Karls II., Herzog zu Mecklenburg[-Strelitz] (1741–1816) mit Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahre 1782 verbrachte sie ihre Jugendjahre zusammen mit ihren Schwestern Charlotte, Luise und Friederike zumeist bei ihrer Großmutter Marie Luise in Darmstadt.

Während seiner Bildungsreise durch Europa lernte der Erbprinz Karl Alexander von Thurn und Taxis im Jahre 1786 in der Darmstädter Residenz die junge Therese kennen. Wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen war eigentlich eine Heirat mit dem britischen Thronfolger geplant. Nachdem jedoch Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis für seinen Sohn bei Thereses Tante Sophie Charlotte, der Gemahlin des britischen Königs Georg III. um Thereses Hand angehalten hatte, wurde der Heirat mit einem Katholiken unter der Bedingung stattgegeben, dass Therese weiterhin ihre evangelische Religion ausüben durfte. Nach dieser Zusage wurde sie 25. Mai 1789 im Alter von 16 Jahren mit dem 19-jährigen Karl Alexander von Thurn und Taxis in Neustrelitz verheiratet. Anlässlich der Feierlichkeiten wurde ein Singspiel mit Tanz Das Fest Germaniens von Georg Bernhard Leopold Zeller uraufgeführt.[2] Aus der Ehe gingen zwischen 1790 und 1805 sieben Kinder hervor, von denen drei im Kindesalter starben:

  • Charlotte Luise (* 24. März 1790; † 22. Oktober 1790)
  • Georg Karl (* 26. März 1792; † 20. Januar 1795)
  • Maria Theresia (* 6. Juli 1794; † 18. August 1874) ∞ am 18. Juni 1812 mit Paul III. Anton Fürst Esterhazy von Galantha
  • Luise Friederike (* 29. August 1798; † 1. Dezember 1798)
  • Maria Sophia Dorothea (* 4. März 1800; † 20. Dezember 1870) ∞ am 17. April 1827 mit Friedrich Paul Wilhelm Herzog von Württemberg
  • Maximilian Karl (* 3. November 1802; † 10. November 1871) ∞ 1. am 24. August 1828 mit Wilhelmine Caroline Christiane Henriette von Dörnberg; 2. am 24. Januar 1839 mit Mathilde Sophie Prinzessin zu Oettingen-Oettingen
  • Friedrich Wilhelm (* 29. Januar 1805; † 7. September 1825) unverheiratet

Politische Aktivitäten

Carlo Restallino: Erbprinzessin Therese Mathilde von Thurn und Taxis, Öl auf Leinwand, Regensburg um 1800

Das Paar hatte seinen Wohnsitz zunächst (bis 1797) im Palais Thurn und Taxis in Frankfurt am Main. Therese übernahm schon früh zusammen mit dem jungen Fürsten Repräsentationsaufgaben, da ihr Schwiegervater, der amtierende Generalpostmeister und Prinzipalkommissar des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg kränkelte. Nach dessen Rücktritt wurde Thereses Ehemann Karl Alexander im Jahre 1797 Prinzipalkommissar. Schon vorher hatte Therese in der Verwaltung des Hauses und der Ländereien, sowie der Postverwaltung mitgearbeitet[3] und sich daneben der Kunst und Literatur gewidmet. In ihrem Salon verkehrten Dichter und Schriftsteller wie Jean Paul, Friedrich Rückert, Johann Caspar Lavater und Friedrich Gottlieb Klopstock.[4] Erst mit dem absehbaren Untergang der Kaiserlichen Reichspost, dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803, der Mediatisierung des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis und dem Verlust des Postgeneralats in der Zeit Napoleons wurde sie nach außen hin politisch aktiv, vor allem nach dem Tod ihres Schwiegervaters im Jahre 1805. Seitdem trat sie verstärkt für die Souveränität des Hauses Thurn und Taxis und die traditionellen Postrechte ein. Im Jahre 1806 verhandelte sie mit ihrem Schwager, dem preußischen König Friedrich Wilhelm III., daneben mit Karl Theodor von Dalberg, dem ehemaligen Mainzer Kurfürsten und Fürstprimas in Regensburg, sowie erstmals 1807 mit Napoleon. Ebenso verhandelte sie mit Maximilian I. Joseph in München, um ihn von der geplanten Verstaatlichung der Thurn und Taxisschen Lehnspost abzubringen. Im Jahre 1808 vertrat sie beim Erfurter Fürstenkongress das Haus Thurn und Taxis. Dabei gab es ein Geheimtreffen von Talleyrand mit dem russischen Zaren Alexander I. in ihrem Salon.[5]

Nachdem die Verhandlungen in Erfurt ergebnislos verlaufen waren, reiste sie am Ende des Jahres 1809 nach Paris, um mit Napoleon über den zukünftigen Status des Hauses Thurn und Taxis, die Rücknahme der Mediatisierung und die Wiedererlangung der Postrechte zu verhandeln. Aus dieser Zeit ist ein Briefwechsel mit ihrem Ehemann überliefert, in dem er die Verarmung des Hauses Thurn und Taxis beklagte und Therese zu mehr Sparsamkeit ermahnte.[6] Bei ihren Verhandlungen mit Napoleon bot sie sogar an, den Sitz des Hauses Thurn und Taxis nach Paris zu verlagern. Die Verhandlungen scheiterten jedoch, vielleicht auch deshalb, weil die Korrespondenz mit ihrer Schwester Königin Luise von Preußen in die Hände der französischen Zensur geraten war.[7]

Nach der Niederlage und der Verbannung Napoleons vertrat Fürstin Therese das Haus Thurn und Taxis beim Wiener Kongress ab dem Jahre 1814, wobei viele politische Verhandlungen zwischen Talleyrand, Zar Alexander I., Fürst Metternich und anderen politischen Machthabern in ihrem Salon stattfanden. Nicht zuletzt durch ihren Einsatz wurden in Artikel 17 der Deutschen Bundesakte aus dem Jahre 1815 die Einnahmen der ehemaligen Postanstalten des Hauses Thurn und Taxis in mehreren Staaten des Deutschen Bundes als rechtmäßige Ansprüche festgeschrieben. Staaten, die ein eigenes Postwesen aufgebaut hatten oder es beabsichtigten, wurden zu einer angemessenen Entschädigung verpflichtet.[8]

Affäre

Nicht zuletzt wegen der „politischen Unfähigkeit und Untätigkeit“[9] ihres Ehemannes, der sich mehr für die Jagd als für die existenziellen Belange des Hauses Thurn und Taxis interessierte, kriselte die Ehe. Therese hatte eine mehrjährige Affäre mit dem bayerischen Diplomaten Graf Maximilian von Lerchenfeld (1772–1809), die nicht ohne Folgen blieb. Im Jahre 1808 gebar sie die Tochter Amalie, die im Regensburger Geburtsregister als „Amalie Stargard“ eingetragen wurde.[10] Gräfin Lerchenfeld-Köfering nahm Amalie als Pflegetochter an und adoptierte sie.

Tätigkeiten als Witwe

Nach dem Tod ihres Ehemannes am 15. Juli 1827 zog sich Fürstin Therese auf den Witwensitz Schloss Taxis bei Dischingen zurück, beriet aber weiterhin ihren Sohn Maximilian Karl, der als Nachfolger seines Vaters Familienoberhaupt, Grundherr und Leiter der privaten Thurn-und-Taxis-Post geworden war. Als Witwe widmete sie sich hauptsächlich „ihren wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen“, wobei sie ihre graphische Sammlung und die Bibliothek ausbaute.[11] Fürstin Therese starb am 12. Februar 1839 auf Schloss Taxis und wurde in der Gruftkapelle des Regensburger Schlosses St. Emmeram beigesetzt.

Nachwirken in Literatur und Kunst

Zeitgenössisch

  • Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) widmete ihr seine Ode Das Denkmal[12] mit der Anmerkung Die Erbprinzessin von Thurn und Taxis, gebohrne Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, schickte mir, ohne sich zu nennen, ein sehr schönes Miniaturgemälde aus Hermanns Schlacht. Die Wahl des Gegenstandes übertraf das Gemälde, und beyde der begleitende Brief.[13]
  • Jean Paul widmete seinen vierbändigen Roman Titan Therese und ihren drei Schwestern als den „menschgewordenen Göttinnen Aphrodite, Aglaya, Euphrosyne und Thalia“, den „vier schönen und edeln Schwestern auf dem Thron“.[14]
  • François Gérard porträtierte sie um 1810.

Wertungen

Der Postgeschichtler Ludwig Kalmus verglich 1937 die Politik des Hauses Thurn und Taxis in der Zeit des Niedergangs der Kaiserlichen Reichspost und der Gebietsverluste durch die Revolutionskriege und die Napoleonischen Eroberungen mit einem „Schiff im Sturm mit einem unfähigen Kapitän und einem betrunkenen Steuermann“ an der Spitze.[15]. Fürstin Therese bezeichnete er „als einzigen Mann im Haus“ und als „spiritus rector der fürstlichen Politik“, kritisierte aber ihre Launenhaftigkeit, ihre sexuelle Freizügigkeit, [16], ihren „unheilvollen Einfluss“, ihre „Verblendung“ und ihre „Verschwendungssucht“.[17]

Max Piendl beschrieb hauptsächlich die vergeblichen Verhandlungen mit Napoleon bei ihrer Parisreise im Jahre 1809.[18]

In der jüngeren Forschung wurde Thereses Bild erneut zurechtgerückt. Wolfgang Behringer nannte sie vor allem aufgrund ihres Wirkens in der Zeit nach 1806 eine „tatkräftige Fürstin“.[19]

Martin Dallmeier und Martha Schad sahen in Fürstin Therese „eine der großen Frauengestalten der Thurn und Taxis“.[20]

Literatur

  • Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis, Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen. München, Zürich 1990, ISBN 3-492-03336-9.
  • Martin Dallmeier, Martha Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis, 300 Jahre Geschichte in Bildern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1996, ISBN 3-7917-1492-9.
  • Ludwig Kalmus: Weltgeschichte der Post. Verlag Amon Franz Göth, Wien 1937.
  • Max Piendl: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis, Zur Geschichte des Hauses und der Thurn und Taxis-Post. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1981.
  • Rudolf Reiser: Mathilde Therese von Thurn und Taxis (1773–1839). In: Zeitschrift für Bayerische Landeskunde. 38, 1975, S. 739–748.

Weblinks

 Commons: Therese zu Mecklenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ihr Rufname war Therese, wie sie auch in der Familie stets genannt wurde (Vgl. u. a. Briefe ihrer Schwester Luise in deren Briefausgaben. In genealogischen Nachschlagewerken, wie in den Europäischen Stammtafeln Band V, Tafel 130, wird sie abweichend „Therese Mathilde“ genannt, was vermutlich auf eine fehlerhafte Normalisierung der Namensform zurückzuführen ist.
  2. Siehe Eintrag in der Deutschen Nationalbibliothek.
  3. Kalmus, a. a. O., S. 430f.
  4. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 90.
  5. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 78.
  6. Piendl, a. a. O., S. 85.
  7. Piendl, a. a. O., S. 85.
  8. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 79, Wortlaut bei Piendl, a. a. O., S. 86.
  9. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 78.
  10. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 86.
  11. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 96.
  12. Text
  13. Anmerkung Klopstocks, siehe auch Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 80.
  14. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 90.
  15. Kalmus, a. a. O., S. 431.
  16. Kalmus, a. a. O., S. 430.
  17. Kalmus, a. a. O., S. 440f.
  18. Piendl, a. a. O., S. 77; S..85.
  19. Behringer, a. a. O., S. 229.
  20. Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 78.

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