Christoph Friedrich Leers

Christoph Friedrich Leers
Porträt von Leers
Das Leers'sche Waisenhaus in St. Georgen
Grabanlage der Familie Leers auf dem Friedhof von St. Georgen

Christoph Friedrich Leers (* 12. Juni 1769 in Wunsiedel; † 14. September 1825 in Bayreuth) war Magistratsrat und Fabrikant. Bedeutung hat er aber vor allem wegen seines sozialen Engagements erlangt. Er bestimmte seinen Nachlass als Stiftung zur Errichtung des Leers'schen Waisenhauses. Die Bibliothek des Waisenhauses ist die älteste bekannte und noch existierende Kinder- und Jugendbibliothek von Bayreuth.

Inhaltsverzeichnis

Lebensdaten

Christoph Friedrich Leers stammte aus einer Familie mit holländischen Ursprüngen, er selbst wurde in der benachbarten Stadt Wunsiedel geboren. Er war als Magistratsrat tätig. Im heutigen Bayreuther Stadtteil St. Georgen übernahm er eine heruntergewirtschaftete Fayencenfabrik und war zugleich Leiter einer Steingutfabrik.

Bereits zu Lebzeiten engagierte sich Leers im sozialen Bereich durch regelmäßige Spenden. Seit 1816 war er Armenpflegschaftsrat. Als Magistratsrat verwaltete er unentgeltlich das Gravenreuther Stift und die Ordenskirche St. Georgen.

Da die Ehe mit Marianne Katharina Roose (* 4. Oktober 1764; † 22. Dezember 1832 in Bayreuth) kinderlos geblieben war, bedachte das Paar testamentarisch 1821 arme Waisenkinder. Die Ornamente der Grabanlage sind deutliche Hinweise auf eine Zugehörigkeit bei den Freimaurern.

Leers'sches Waisenhaus

Die verfügte Leers'sche Stiftung für arme Waisenkinder sah die Errichtung eines Waisenhauses vor, in dem 6 Jungen und 6 Mädchen ein Zuhause finden sollten. Bei entsprechender Mehrung des Kapitals war eine Aufstockung der Plätze angedacht.

Das Waisenhaus war zunächst im rechten Flügel des Ordensschlosses von St. Georgen untergebracht. 1901 wurde anstelle des Wohnhauses der Familie Leers ein Neubau errichtet, der sich bis heute erhalten hat. Die Bernecker Straße 11 wurde damit zum neuen Sitz des Waisenhauses.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der einhergehenden Inflation war das Stiftungsvermögen aufgezehrt. Das Haus erfuhr unterschiedliche Nutzungen, zunächst als Säuglingskrippe (1919-1932), aufgeteilt in Mietwohnungen (1932-1958), als Hort und Kinderheim (1951-1967) und als Heilpädagogische Tagesstätte und Sonderschule (1967-1975). Die Stadt Bayreuth hatte 1958 das Gebäude vollständig erworben. Heute ist es u.a. der Sitz des Deutschen Schreibmaschinenmuseums. Nur wenige Meter entfernt findet sich die Leersstraße, die so zu Ehren Christoph Friedrich Leers benannt ist.

Bibliothek des Leers'schen Waisenhauses

Leers'sche Kinder- und Jugendbibliothek, heute in der Universitätsbibliothek Bayreuth befindlich

Teil der Stiftung war außerdem eine Bibliothek bestehend laut Bestandsliste des Testamentsvollstreckers von 1833 aus 187 Titeln mit 322 Bänden. Laut Stiftungsurkunde von 1821 war sie dazu bestimmt, dass sie unter Anleitung des Ordenspredigers durch die Pflegeeltern zusammen mit den Waisenkindern genutzt werden sollte. Der Buchbestand gelangte geschlossen über die Stadtbibliothek Bayreuth 1995 als Dauerleihgabe in den Bestand der Universitätsbibliothek Bayreuth.

In der Arbeit von Rainer-Maria Kiel kommt dem Buchbestand und seiner geschichtlichen Einbettung besonderes Augenmerk zu: Die Bücher sind geprägt vom Geist des Philanthropismus. Unter den Vorbesitzern einzelner Bücher befindet sich auch der bekannte Pädagoge Johann Baptist Graser. Die Zusammenstellung der Bücher spiegelt wider, welche erzieherischen Vorstellungen herrschten. Gängige Bildungspraxis vollzog sich in den Bürgerschulen, wo auf handwerkliche oder kaufmännische Berufe vorbereitet werden sollte. Friedrich Christoph Leers war mit der Einrichtung einer Bibliothek für Kinder und Jugendliche für deutsche Verhältnisse ausgesprochen fortschrittlich. Die Auswahl der zahlreichen Bücher aus dem religiösen Bereich ist als liberal zu beurteilen. Ein hoher Anteil der Bücher ist der Kinder- und Jugendliteratur zuzuschreiben. Weitere Bücher dienten der Allgemeinbildung (Deutsch, Naturwissenschaften, Mathematik, Erdkunde). Eine kleine Gruppe von Büchern über Obstbau und Landwirtschaft scheint mit der Idee des Schulgartens verbunden zu sein.

Literatur

  • Rainer-Maria Kiel: Die Bibliothek des Leers'schen Waisenhauses: Bayreuths älteste Kinder- und Jugendbücherei. In: Archiv für die Geschichte von Oberfranken. Band 77. Bayreuth 1997. S. 429-448.
  • Wilhelm Kneule: Kirchengeschichte. Band 2. Seite 141f. und 150.
  • Die Eröffnung und Einweihung der Stadtrath Leersischen Waisen-Anstalt zu St. Georgen am 12. Juni den zweiten Sonntag nach Trinitatis 1836. Bayreuth 1836. (Expemplar der Universität Bayreuth 45/NS 2580 H143 E7)
  • Johann Gottlieb Reuter: Trauer-Rede bei der Beerdigung des weiland Herrn Christ. Fried. Leers, Magistratsraths der Kreishaupstadt Baireuth und Fabrikbesitzers zu St. Georgen. Bayreuth 1825.

Weblinks


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