Uchida Ryōhei (Nationalist)

Uchida Ryōhei (Nationalist)
Uchida Ryōhei

Uchida Ryōhei (jap. 内田 良平; * 11. Februar 1874 in Fukuoka, Präfektur Fukuoka; † 26. Juli 1937) war ein japanischer Ultranationalist und Pan-Asianist. Von 1901 bis zu seinem Tod 1937 war er der Kopf der von ihm selbst gegründeten ultranationalistischen Vereinigung Kokuryūkai.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Uchida Ryōhei kam als dritter Sohn des Jōdōka Uchida Ryōgorō in Fukuoka zur Welt. Auch Ryōhei interessierte sich von Kindesbeinen an für traditionelle Kampfkünste wie Kyūdō, Kendō, Jūdō und Sumō. In seiner Jugend wurde er Ryōsuke gerufen, er änderte seinen Namen aber 1902 in Ryōhei.

Deguchi Onisaburō, Tōyama Mitsuru und Uchida Ryōhei

Den ersten prägenden Eindruck von der Welt soll er als Zweijähriger erhalten haben, als er vom Rücken seiner älteren Schwester aus einen flüchtigen Blick auf Imamura Momohachirō, den Anführer der Akizuki-Rebellion, werfen konnte, während dieser gerade in einer Jinrikisha zum Richtplatz gefahren wurde.[1] Als Neffe von Hiraoka Kōtarō, dem ersten Vorsitzenden der Gen’yōsha, trat er dieser Vereinigung bereits als Jugendlicher bei und wurde ein Schüler von Tōyama Mitsuru.[2]

Uchida studierte ab 1893 an der Tōyōgo-Universität die Russische Sprache und interessierte sich für die Chinesischen Klassiker. Als im Jahre 1894 in Korea der Donghak-Aufstand ausbrach, begab sich Uchida Ryōhei zusammen mit anderen Mitgliedern der Gen’yōsha nach Korea, um die Aufständischen zu unterstützen, mit denen sie als Traditionalisten viele Gemeinsamkeiten besaßen.[3]

1897 unternahm er eine Reise nach Sibirien, nachdem er wegen der Intervention von Shimonoseki bereits eine radikal antirussische Haltung eingenommen hatte. Nach weiteren Reisen nach in den Fernen Osten Russlands kam Uchida zu dem Schluss, dass Japan diese korrupte Nation nicht zu fürchten habe und trat fortan für einen Krieg Japans mit Russland ein.[4]

Uchida Ryōhei und die Kokuryūkai

Gründung der Kokuryūkai und Russisch-Japanischer Krieg

Nach seiner Rückkehr 1901 gründete Uchida die Kokuryūkai, eine ultranationalistische Vereinigung, die eine expansionistische Außenpolitik Japans auf dem ostasiatischen Kontinent forderte, für einen frühen Krieg mit dem Russischen Reich eintrat, um das Zarenreich aus der Mandschurei und Ostasien zu vertreiben. Die Kokuryūkai und Uchida selbst legten eine rege Publikationstätigkeit an den Tag. Bereits 1901 publizierte Uchida die Schrift "Über den Verfall Russlands" (Roshia Bōkokuron), in der er die Notwendigkeit eines Krieges mit Russland darlegte. Die Publikation wurde jedoch unmittelbar nach ihrem Erscheinen von der japanischen Regierung verboten, so dass der Autor lediglich eine revidierte Version mit dem Titel „Über Russland“ (Roshia Ron) veröffentlichen konnte.[5] Gleichzeitig trieb Uchida die Gründung einer Japanisch-Russisches Gesellschaft (Nichi-Ro Kyōkai) voran, worin in er von Itō Hirobumi unterstützt wurde. Die Gesellschaft sollte der Wiederaufnahme japanisch-russischer Beziehungen nach einem Sieg Japans in dem von Uchida und der Kokuryūkai propagierten Krieg dienen. 1903 trat Uchida der von Konoe Atsumaro ins Leben gerufenen "Anti-Russischen Gesellschaft" (Tairo Dōshikai) bei, welche in der Öffentlichkeit und bei der Regierung ebenfalls einen Krieg mit Russland eintrat.

Annexion Koreas

Nach dem japanischen Sieg im Russisch-Japanischen Krieg, agitierte er gegen Friedensvertrag von Portsmouth und nach der Errichtung des japanischen Protektorats über Korea setzte Uchida sich für die vollständige Annexion Koreas durch Japan ein. Zu diesem Zweck begab er sich auf die Koreanische Halbinsel, wo er kurzzeitig in den Diensten des japanischen Generalresidenten in Korea, Itō Hirobumi, stand und seinerseits die japanfreundliche Iljinhoe unter I Wan-yong beriet und unterstütze.[6]

Uchida Ryōhei und China

Sun Yat-Sen (ganz rechts) und japanische Unterstützer in Tokio 1900. Uchida Ryōhei ist der Zweite von links

Während der chinesischen Xinhai-Revolution im Jahre 1911 agierte Uchida erneut hinter den Kulissen und unterstützte den Revolutionsführer Sun Yat-Sen, indem er über seine Beziehungen zum Militär Druck auf japanische Firmen ausüben ließ, welche Waffen an die Regierung in Peking verkauften. Zudem veröffentlichte er ein Büchlein über die "Neuordnung Chinas" (Shina Kaizōron), in dem er die Mandschu dazu aufforderte, China den Revolutionären zu übergeben und in die Mandschurei zurückzukehren, was auf eine Teilung Chinas hinausgelaufen wäre.[7] Wenig später machte Uchida seinen Einfluss erneut geltend, als er Premierminister Ōkuma im November 1914 das „Memorandum zur Lösung der Chinafrage“ (Taishi Mondai Kaiketsu Iken) vorlegte, auf dem die Einundzwanzig Forderungen an China vom Januar 1915 zu großen Teilen basierten. So forderte Uchida vor dem Hintergrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Europa den Ausbau der japanischen Stellung auf dem chinesischen Festland sowie die Absetzung des seiner Ansicht nach unzuverlässigen und unbeliebten Yuan Shikai. Er plädierte aber auch für ein Bündnis mit China und warnte vor unvermeidlichen Aufständen in China.[8] Letztendlich konnte er sich aber weder mit den Forderungen nach dem Regierungswechsel noch nach der Allianz mit China durchsetzen. Die japanische Seite konnte mit ihren Forderungen lediglich einige geringe Konzessionen seitens China erreichen, löste aber gleichzeitig eine Welle des antijapanischen Nationalismus aus, welcher in der Bewegung des vierten Mai kulminierte.

Die zwanziger und dreißiger Jahre

Während der zwanziger und dreißiger Jahre richtete Uchida Ryōhei seine Aufmerksamkeit auf die Bekämpfung liberaler und internationalistischer Strömungen in der japanischen Innenpolitik. So wurde Uchida 1925 im Zusammenhang mit dem fehlgeschlagenen Attentat auf Premierminister Katō Takaaki vorübergehend verhaftet. Während der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre war Uchida eine führende Figur der Dainippon Seisantō, einer einflussreichen faschistischen Gruppierung, die die Herrschaft des Militärs propagierte.[9]

Einzelnachweise

  1. Okamoto Shumpei: The Japanese Oligarchy and the Russo-Japanese War, New York u. London 1970, S. 61
  2. Hilary Conroy: The Japanese Seizure of Korea 1868 -1910. A Study of Realism and Idealism in International Relations, Philadelphia 1960, S. 231
  3. ibidem
  4. Okamoto, The Japanese Oligarchy and the Russo-Japanese War, S. 61
  5. ibidem, S. 62f.
  6. Peter Duus: The Abacus and the Sword. The Japanese Penetration of Korea 1895 - 1910, Berkeley 1995, S. 217f.
  7. Marius B. Jansen: The Japanese and Sun Yat-Sen, Harvard University Press, Cambridge 1954, S. 147ff.
  8. ibidem, S. 180f.
  9. ibidem, S. 37.
Japanische Namensreihenfolge Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Uchida der Familienname, Ryōhei der Vorname.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Uchida Ryōhei — ist der Name von: Uchida Ryōhei (Nationalist) (1874–1937), japanischer Ultranationalist und Pan Asianist Uchida Ryōhei (Schauspieler) (1924–1984), japanischer Schauspieler Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer m …   Deutsch Wikipedia

  • Uchida — ist der Familienname folgender Personen: Atsuto Uchida (* 1988), japanischer Fußballspieler Uchida Hyakken (1889–1971), japanischer Schriftsteller Uchida Kuichi (1844–1875), japanischer Fotograf Mitsuko Uchida (* 1948), japanische Pianistin… …   Deutsch Wikipedia

  • Ryohei Uchida — nihongo|Ryohei Uchida|内田良平|Uchida Ryohei|extra= (11 February 1873 – 26 July 1937 was a Japanese ultranationalist political theorist. Pan Asianist, and martial artist, active in the pre war Empire of Japan.BiographyUchida was born in Fukuoka… …   Wikipedia

  • Tōyama Mitsuru — (jap. 頭山 満; * 27. Mai 1855 in Fukuoka, Lehen Fukuoka, Provinz Chikuzen, (heute: Präfektur Fukuoka); † 5. Oktober 1944 in Gotemba, Präfektur Shizuoka) war ein japan …   Deutsch Wikipedia

  • Black Dragon Society — The Nihongo|Black Dragon Society|Kyūjitai; 黑龍會; Shinjitai: 黒龍会|kokuryūkai was a prominent paramilitary, ultra nationalist right wing group in Japan. HistoryThe Kokuryūkai was founded in 1901 by Uchida Ryohei, and was descended from the Genyōsha.… …   Wikipedia

  • Tōyama Mitsuru — Onisaburo Deguchi, Tōyama Mitsuru Uchida Ryohei In this Japanese name, the family name is Tōyama . Tōyama Mitsuru (頭山 満?, 27 May 1855 5 O …   Wikipedia

  • Ikki Kita — (北 一輝, Kita Ikki?, 3 April 1883 – 19 August 1937) …   Wikipedia Español

  • List of Japanese political figures in early Showa period — List of certain important political and civil figures during World War II:*Osachi Hamaguchi: Prime Minister *Tomeo Sagoya: the assassin of Prime Minister Osachi Hamaguchi. He was a member of Aikoku sha (Love of Country Association) *Reijiro… …   Wikipedia

  • Xinhai Revolution — (Revolution of 1911) Xinhai Revolution in Shanghai; The picture above is Nanking Road after the Shanghai Uprising, hung with the Five Races Under One U …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”