Uwe Kräuter

Uwe Kräuter

Uwe Kräuter (* 1945 in Hitzacker (Elbe)) ist ein Filmproduzent, Kulturvermittler, Autor und Unternehmer, der in Beijing lebt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wuchs in der Nähe Heidelbergs auf, wo er auch aufs Gymnasium ging. 1968 begann er sein Studium an der Universität Heidelberg in den Fächern Soziologie, Ethnologie und Psychologie.

Uwe Kräuter nahm als Mitglied des SDS an den Studentendemonstrationen jener Jahre teil und engagierte sich in den Protesten gegen den Vietnamkrieg. Eine gewalttätige Demonstration, die schließlich für seinen weiteren Lebensweg entscheidend war, fand am 19. Juni 1970 statt, als Robert McNamara, zu diesem Zeitpunkt Verteidigungsminister der USA, nach Heidelberg kam.[1] Uwe Kräuter wurde wegen seiner aktiven Beteiligung dabei angeklagt und schließlich zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Gemeinsam mit weiteren Verurteilten (u.a. Joscha Schmierer und Dietrich Hildebrandt) ging er in Berufung und zog später weiter bis nach Karlsruhe vor den Bundesgerichtshof[2]. Vier der fünf Verurteilten mussten ihre Haftstrafe im Sommer 1975 in verschiedenen Haftanstalten antreten [3]

Parallel zu diesen Ereignissen erhielt Uwe Kräuter 1973 das Angebot nach Peking zu kommen und dort für den Verlag für fremdsprachige Literatur zu arbeiten, wodurch er für die deutsche Justiz nicht mehr greifbar war. Er war gleichzeitig Auslandskorrespondent der Kommunistischen Volkszeitung des KBW. Dort lebt er bis heute und wurde somit über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahrzehnten Zeuge der Umbrüche in China.

1980 kam Uwe Kräuter mit dem Drama „Das Teehaus“ und achtzig Mitgliedern des Pekinger Volkskunsttheaters nach seiner Flucht erstmals wieder nach Deutschland. Und damit trat auch erstmals in der Geschichte der VR China ein chinesisches Ensemble im Ausland auf. Das Stück war 1957 von dem Autor Lao She verfasst worden. Es treibt einen innerhalb von drei Stunden und drei Akten durch fünf Jahrzehnte menschlichen und gesellschaftlichen Lebens. Die hauptsächlichen Personen – die Besucher eines Teehauses und der Wirt – sind im ersten Akt etwas über zwanzig, im zweiten Mitte vierzig, und im dritten über siebzig. Die inzwischen Verstorbenen oder Exekutierten tauchen im letzten Akt als ihre Söhne wieder auf, mit noch größeren Lastern.

Die Grundidee des Autors, das Leben von Generationen in eine abendliche Theateraufführung zu konzentrieren, lassen auch für einen westlichen Zuschauer die Unterschiede zwischen West und Ost verschwimmen. Zusammen mit dem Nationaltheater Mannheim, das im Gegenzug das antifaschistische Stück „Der Bockerer“ in der VR China mit großer Resonanz aufführte, wurde das Stück aus China realisiert. „Das Teehaus“ zog durch vierzehn deutsche Städte. Im Suhrkampverlag erschien eine Dokumentation.

Bekannter noch wurde Uwe Kräuter, weil er „Derrick“ nach China brachte.

Uwe Kräuter hat seine Erfahrungen in einem Buch komprimiert, das vor kurzer Zeit in China übersetzt und publiziert worden ist. In absehbarer Zeit soll das Werk nun auch in Deutschland erscheinen.

Veröffentlichungen

  • Ölfeld Datjing. Wegweiser für Chinas Industrie beim Aufbau des Sozialismus. Sendler Verlag, Mannheim 1977, ISBN 3-88048-038-1 (formal falsche ISBN).
  • Lao She: Das Teehaus. Mit Aufführungsfotos und Materialien hrsg. von Uwe Kräuter. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-518-11054-3.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schlichter Schluß. In: DER SPIEGEL. Nr. 27/1970.
  2. Burkhart Braunbehrens: Der Bundesgerichtshof bestätigt sein eigenes Urteil. In: Kommunistische Volkszeitung (KVZ), Nr. 16 vom 24. April 1975, S. 2
  3. Joscha Schmierer: Haftantritt angeordnet. Erklärung des Zentralen Komitees des KBW zur Anordnung des Haftantritts im Cabora Bassa/MacNamara-Prozeß. In: KVZ, Nr. 23 vom 12. Juni 1975, S. 1–2

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