WAAhnsinn

WAAhnsinn
Filmdaten
Deutscher Titel WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1986
Länge 94 Minuten
Stab
Regie Helge Cramer, Uwe Heitkamp, Michael Herl, Christian Wagner (als Christian A. Wagner)
Produktion Uwe Heitkamp, Christian Wagner
Musik BAP[1], Udo Lindenberg[2], Wolfgang Niedecken[2], Rio Reiser, Herbert Grönemeyer, Haindling, Biermösl Blosn, Wolf Maahn[2], Die Toten Hosen

WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film ist ein deutscher Dokumentarfilm der Regisseure Helge Cramer, Uwe Heitkamp, Michael Herl und Christian Wagner aus dem Jahr 1986. Die Musikdokumentation entstand im Rahmen des Anti-WAAhnsinns-Festivals 1986. Sie wurde durch die gegen die Plutonium-Fabrik zusammenarbeitenden Oberpfälzer Bürgerinitiativen finanziert. Alle Beteiligten verzichteten auf Lohn und Honorare.

Der Film lief nach seiner Fertigstellung auf mehreren Filmfestivals. Er wurde auf der Alpinale als Bester sozialkritischer Film ausgezeichnet.[3] Eine 1987 durch Cramer geschaffene, deutlich umfangreichere Video-Rekonstruktion des Gesamtmaterials wurde unter dem Titel Waahnrock ebenfalls auf mehreren Festivals gezeigt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Film berichtet über das fünfte Anti-WAAhnsinns-Festival, das am 26. und 27. Juli 1986, nur 90 Tage nach der Katastrophe von Tschernobyl, in Burglengenfeld stattfand. Das Festival markierte den Höhepunkt der Bürgerproteste gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. Mit rund 100.000 bis 120.000 Besuchern war es das bis dahin größte Rockkonzert der deutschen Geschichte.

Als Künstler wirkten unter anderen BAP, Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken, Rio Reiser, Herbert Grönemeyer, Haindling, Biermösl Blosn, Wolf Maahn und Die Toten Hosen mit. Der Film legt seinen Schwerpunkt auf die Auftritte der Musiker, zeichnet dabei aber auch das Umfeld nach, in dem die Veranstaltung stattfand.

Produktion

Die Produktion war von Anfang an auf die Kooperation und das zeitlich parallele Schaffen der beteiligten Regisseure hin ausgelegt. Die Planung sah vor, dass der zu diesem Zeitpunkt im Umfeld des Rockpalast tätige Wagner die Aufzeichnung der Bühnenshow verantwortete, während der Journalist Heitkamp zunächst den Aufbau des Festivals dokumentierte und später die Ereignisse im Backstage-Bereich filmte. Cramer dokumentierte den Großeinsatz der Polizei, fertigte das Material über die Protestierenden an und übernahm den Schnitt. Die Produktion wurde auf U-matic gedreht und geschnitten und später für die Kinos auf 35-mm-Film transferiert.

Festivals

Auszeichnungen

  • Alpinale (Bester sozialkritischer Film)[3]

Kritiken

„Der Film […] zeigt Bilder von schikanösen Polizeikontrollen und solche, die seit Woodstock bekannt sind: Festivaliers im Schlafsack, morgendliches Zähneputzen im Zeltlager. Und auch die Musik glaubt man seit jenen fernen Tagen schon zu kennen. Prominente Vertreter der Richtung ‚deutscher Rock‘, die manchem Popfreund ein Grausen ist, viele andere aber glücklich macht, sind dabei. Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken und "Bap", Wolf Maahn und eine Endlos-Liste von Deutsch-Rockern spielen nun noch einmal im Kino auf. Alles vergeben, der Zweck heiligt die Mittel.“

Der Spiegel 51/1986[2]

Waahnrock

Waahnrock entstand im Jahr 1987 laut Cramer als Video-Rekonstruktion des ursprünglich geplanten Filmdokuments.

Der Film wurde unter der Leitung von Cramer durch hcfilmprod produziert. Der Laufzeit der Produktion beträgt 120 Minuten, mit ihr eröffnete 1997 die erste Video-Sektion der Berliner Filmfestspiele ihr Programm. Sie lief weiterhin im Rahmen der Internationalen Grenzland-Filmtage in Selb.

Cramer bezeichnet die ursprüngliche Produktion WAAhnsinn als einen „Mega-Musikclip in Alibi-Verpackung“.[5] Aus seiner Sicht wurde die ursprünglich als politische Dokumentation geplante Produktion durch den Musik-Regisseur Wagner in den Versuch einer deutschen Version der Dokumentation Woodstock verwandelt. Den Grund hierfür sah er in dem Gewinnstreben des ursprünglichen Verleihers Delta Filmverleih.[3][5]

Zur Unmöglichkeit dem amerikanischen Vorbild gerecht zu werden erklärte Cramer später in einer Erinnerung an die Produktion auf seiner Internetseite:

„[…] dazu fehlte es vor allem an einer Filmcrew und einer Musikfilm-Regie, die in der Lage gewesen wären, einen deutschen Woodstock-Film zu inszenieren. Stattdessen brave Rockpalast-Live-Regie […], wie man sie allwöchentlich im Fernsehen sah und sieht. Die Chance, das nach Tschernobyl hochbrisante politische Thema und das einmalige Engagement der versammelten deutschen Rockelite gegen den atomaren WAAhnsinn mit dem vorhandenen Film- und Tonmaterial zu einem politischen Rockfilm zu montieren, wurde mit starrem Blick auf die Kinokasse vertan.“

Helge Cramer[5]

Für seine Version verwendete Cramer unter anderem eine von Wagner nicht genutzte Tonspur. Diese enthält den, für eine authentische Darstellung der Geschehnisse jenseits der Bühne entscheidenden, kompletten O-Ton. Cramer beschreibt diesen als „Montage aus Polizeifunk, irrwitzigen Politiker-Statements und staatstragenden Rundfunknachrichten und -kommentaren, die in groteskem Widerspruch zu den Filmbildern aus der Oberpfalz von einer angeblichen Bedrohung rechtsstaatlicher Ordnung durch Abertausende gewaltbereiter Atom-Gegner daherfaselten.“[5] Weiterhin nutzte er rund 30 Minuten zusätzliches Material das die Kontakte zwischen Protestierenden und Polizei, sowie das Umfeld der Veranstaltung näher beleuchtet.

Literatur

  • Mike Allnut, Michael Herl (Hrsg.): WAAhnsinn: Der Wackersdorf-Film. Die Filmbilder, Lieder, Texte, Reden, Interviews, Dokumente. Nördlingen 1986

Einzelnachweise

  1. Unheimlich leise. In: Der Spiegel. Nr. 42/1987, 12. Oktober 1987 (Artikel bei Spiegel Online, abgerufen am 24. September 2010).
  2. a b c d WAAhnsinn im Kino. In: Der Spiegel. Nr. 51/1986, 15. Dezember 1987 (Artikel bei Spiegel Online, abgerufen am 20. September 2010).
  3. a b c d Waahnsinn - Der Wackersdorf-Film (1986) Delta Filmverleih. In: cramerfilm.de. Helge Cramer, abgerufen am 24. September 2010.
  4. Neue Deutsche Filme 1987. WAAhnsinn - Der Wackersdorf-Film. In: Internetseiten der Berlinale. Abgerufen am 20. September 2010.
  5. a b c d WAAhnsinn - Ein Mega-Musikclip in Alibi-Verpackung. In: cramerfilm.de. Helge Cramer, abgerufen am 22. September 2009.

Weblinks


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