- Haindling (Band)
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Haindling ist der Name einer von dem niederbayerischen Musiker Hans-Jürgen Buchner gegründeten Musikgruppe, die stilmäßig der Neuen Volksmusik zuzurechnen ist. Der Name leitet sich vom Wohnort Buchners ab, der in der niederbayerischen Stadt Geiselhöring im Landkreis Straubing-Bogen liegt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Musik der Gruppe Haindling ist Popmusik mit starken Einschlägen von Jazz und bayerischer Volksmusik und mit überwiegend bairischen Texten. Buchners Interesse für exotische Instrumente führt zu weiteren Einflüssen aus den Herkunftsgebieten dieser Instrumente, die z.B. afrikanische, tibetische und chinesische Klangwelten umfassen. Nach Buchners eigenen Aussagen will er mit seiner Musik die bairische Mundart, die im Aussterben sei, am Leben erhalten.
Angefangen hat alles damit, dass Buchner, von Beruf Töpfermeister (und damit bei Musikredakteuren regelmäßig den Beinamen „Ton-Künstler“ evoziert), bei der Arbeit nebenbei Musik hören wollte. Da er jedoch einen anderen Musikgeschmack hatte als den zur damaligen Zeit üblichen, begann er seine Musik selbst zu komponieren. Seine ersten öffentlichen Auftritte hatte er 1980, in welchen er Eigenproduktionen gemeinsam mit seiner jetzigen Ehefrau Ulrike Böglmüller aufführte.
Seine ursprüngliche Absicht, „nur nebenbei“ Musik zu machen, gab Buchner auf, als er über eine zufällige Bekanntschaft mit dem Sänger Kevin Coyne Kontakt zur Plattenfirma Polydor und daraufhin einen Vertrag über die erste Platte bekam, die 1982 erschien. Nachdem diese sich unter dem Namen seines Heimatortes Haindling in den Rundfunksendern etablieren konnte und darüber hinaus den Deutschen Schallplattenpreis gewann, gründete Hans-Jürgen Buchner 1983 die Band. Die Mitglieder fand er über eine Zeitungsanzeige.
Buchner setzte bei den folgenden Alben das beim ersten Album bewährte Prinzip der Eigenproduktion fort. Die Band Haindling (im Gegensatz zum Projekt Haindling) war am Großteil der Plattenproduktionen nicht beteiligt, natürlich mit Ausnahme der beiden Live-Alben „Meuterei“ und „Perlen“. Allerdings hat Roald Raschner einige Alben koproduziert.
Das über die Grenzen Bayerns hinaus bekannteste Haindling-Lied ist „Lang scho nimmer g'sehn“ von 1984, das in Deutschland Platz 33 der Charts erreichte. Die niederländische Coverversion "Hilversum III" von Herman van Veen kam in seiner Heimat in die Top 10. Weitere bekanntere Stücke sind beispielsweise „Du Depp“ (1983), „Spinn i“ (1985), „Es geht wieder auf“ (1987), „Ganz weit weg“ (1991), „Liebe“ (1991) – immerhin auf Platz 28 in den Charts in der Schweiz – oder „Noch in der Umlaufbahn“ (1993).
Neben Musik für die Alben machte und macht Haindling auch Musik für Film und Fernsehen, so die Titelmusik für allein sieben Serien und Mehrteiler des Bayerischen Fernsehens. Der Song „Paula“ aus der Serie Zur Freiheit sowie das Titelstück zu Irgendwie und Sowieso sind auch über die zugehörigen Serien hinaus bekannt geworden. Weiterhin findet das Stück „Pfeif drauf“ als Titelmusik der ZDF-Serie Die Rosenheim-Cops und des Films Drei Herren Verwendung. (Eine an „Pfeif drauf“ angelehnte Melodie ist seit einigen Jahren der Jingle der Versicherungskammer Bayern in Radio, Fernsehen und als Telefonwarteschleife.) Einen Überblick über Buchners Schaffen als Filmkomponist bieten das im Jahr 2000 erschienene Doppelalbum „Filmmusik“ sowie der 2004 unter dem Titel „Vivaldi & Vier Jahreszeiten“ veröffentlichte Soundtrack zur Simon Polt-Filmreihe.
Ein weiteres Haindling-Projekt war die in Zusammenarbeit mit Janosch entstandene Kinder-CD „Tigerentenliederchen“, die 2000 erschien.
Für seine „ebenso bissige wie musikalisch virtuose Kritik am ‚Mir-san-mir‘-Bayerntum“ wurde Hans-Jürgen Buchner in Jahr 2000 vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, mit der Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum geehrt.
2006 komponierte er in Zusammenarbeit mit dem Hörfunkprogramm Bayern 1 eine Hymne für seine niederbayerische Heimat.
Band
Die Band spielte von der Gründung bis 1999 in folgender Besetzung:
- Hans-Jürgen Buchner (Gesang, Saxophon, Tenorhorn, Tuba, Klavier, Keyboard, Gitarre, Percussion u.v.a.)
- Heinz-Josef Braun (Bass, Tuba; bis 1999)
- Michael Braun (Saxophon, Trompete, Tenorhorn, Keyboard, Percussion, Gesang)
- Peter Enderlein (Schlagzeug, Perkussion)
- Rainer Kürvers (Keyboards, Tenorhorn; bis 1999)
- Roald Raschner (Klavier, Keyboards, Gitarre, Gesang; bis 2004)
Seither haben Heinz-Josef Braun, Rainer Kürvers und Roald Raschner die Band verlassen. An ihrer Stelle spielen mittlerweile:
- Wolfgang Gleixner (Bass, Tuba, Gitarre, Percussion, Gesang; seit 1999)
- Reinhold Hoffmann (Keyboard, Tenorhorn, Saxophon, Oboe; seit 1999)
- Michael Ruff (Tasteninstrumente; seit 2004)
Diskografie
Chartplatzierungen Erklärung der Daten Alben Weiss DE 43 28.08.1995 (10 Wo.) [1] Zwischenlandung DE 41 19.10.1998 (3 Wo.) [1] Filmmusik DE 85 04.12.2000 (2 Wo.) [1] Karussell DE 45 01.07.2002 (4 Wo.) [1] Ein Schaf denkt nach DE 50 13.07.2009 (5 Wo.) [1] Singles Lang Scho Nimma G'sehn DE 33 19.03.1984 (12 Wo.) [2] Liebe CH 28 26.01.1992 (1 Wo.) [3] Studioalben
- Haindling 1 (1982, Polydor)
- Stilles Potpourri (1984, Polydor) (D# 32)
- Spinn i (1985, Polydor)
- Höhlenmalerei (1987, Polydor)
- Muh (1989, Polydor) (D# 68)
- 7 (1991, Polydor)
- Haindling (1993, BMG Ariola)
- Weiß (1995, BMG Ariola) (D# 43)
- Zwischenlandung (1998, BMG Ariola) (D# 41)
- Tigerentenliederchen (2000, BMG Ariola)
- Filmmusik (2000, BMG Ariola) (D# 85)
- Karussell (2002, BMG Ariola) (D# 45)
- Vivaldi & Vier Jahreszeiten (2004, BMG Ariola)
- Ein Schaf denkt nach (2009, Ariola/Sony Music)
Live-Alben
- Meuterei (1986, Polydor)
- Perlen – Das Konzert (1996, BMG Ariola)
Compilations
- Speck 1982–1992 (1992, Polydor)
- Schrilles Potpourri (Instrumental-Compilation) (1993, Polydor)
- 78 min. - Die 90er Jahre (2000, BMG Ariola)
- Achtung, Achtung! (2003, Koch/Universal)
- Lang scho nimmer g'sehn (2008, Koch/Universal)
- Instrumental-International 1993-2011 (2011, Ariola/Sony Music)
Filme
- WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film (1986)
DVDs
- Haindling live, Doppel-DVD (2005, BMG Ariola)
Soundtracks
Spielfilme (Kino und TV)
- Xaver und sein außerirdischer Freund (1985) von Werner Possardt
- Madame Bäurin (1993) von Franz Xaver Bogner
- Das ewige Lied (1997) von Franz Xaver Bogner
- Einmal leben (1999) von Franz Xaver Bogner
- Drei Herren (1998)
- Der Schandfleck (1999) von Julian Pölsler
- Heirate mir! (1999) von Douglas Wolfsperger
- Polt muss weinen (2000) von Julian Pölsler
- Blumen für Polt (2001) von Julian Pölsler
- Himmel, Polt und Hölle (2002) von Julian Pölsler
- Polterabend (2003) von Julian Pölsler
- Jennerwein (2003) von Hans-Günther Bücking
- Margarete Steiff (2005) von Xaver Schwarzenberger
Dokumentarfilme (Kino)
- Bellaria – So lange wir leben! (2001) von Douglas Wolfsperger
- Schotter wie Heu (2002) von Sigrun Köhler und Wiltrud Baier
- Die Blutritter (2003) von Douglas Wolfsperger
- War’n Sie schon mal in mich verliebt? (2004) von Douglas Wolfsperger
TV-Serien
- Irgendwie und Sowieso (1985–1986) von Franz Xaver Bogner
- Zur Freiheit (1987–1988) von Franz Xaver Bogner
- Gernstl unterwegs (seit 1997) von Franz Xaver Gernstl
- Café Meineid (1990–2003) von Franz Xaver Bogner
- Die Rosenheim-Cops (seit 2002) im ZDF
- Der Kaiser von Schexing (seit 2008) im BR
Auszeichnungen
- Pro meritis scientiae et litterarum (2000)
- Bayerischer Verdienstorden (2005)
- Sonderpreis des Kulturpreises Bayern (2005)[4]
- Bayerischer Poetentaler (2005) der Münchner Turmschreiber
- Großen Morisken (2008)[5]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f musicline.de: Haindling in den deutschen Albumcharts
- ↑ a b musicline.de: Haindling in den deutschen Singlecharts
- ↑ a b hitparade.ch: Haindling in der Schweizer Hitparade
- ↑ Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
- ↑ Münchner Faschingsgesellschaft WÜRMESIA e. V.
Weblinks
Literatur
- Michael Braun: Meine wilde Zeit mit Haindling. Rosenheimer Verlagshaus 2007 ISBN 978-3-475-53881-0
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