WSV 08 Lauscha

WSV 08 Lauscha
WSV 08 Lauscha
Logo des WSV 08 Lauscha
Voller Name Wintersportverein 08 Lauscha e. V.
Webpräsenz WSV 08 Lauscha
Organisation Wintersportverein 1908 Lauscha e.V.
Mitglieder 200
gegründet am 10. Januar 1908
Sportarten
Jugendarbeit Skispringen, Nordische Kombination, Skilanglauf
Sportstätten Skilanglauf: Loipen 2,5 km und 5 km Skispringen: Marktiegelschanze
Großereignisse FIS-Cup, Alpencup, DSV-Jugendcup-Deutschlandpokal

Der Wintersportverein 08 Lauscha e. V. (Kurzform WSV 08 Lauscha), ist ein Sportverein im thüringischen Lauscha, der in den Wintersportarten Skilanglauf, Nordische Kombination und Skispringen in der Region bedeutende Jugendarbeit leistet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert brachten Jenaer Studenten die ersten zwei Paar Ski nach Lauscha mit. Viele Einheimische bauten sich solche „Bretter“ nach. Die Lehrer Apel und Mühlfeld waren die ersten Lauschaer, die professionell hergestellte Skier erwarben und auf den Hängen um Lauscha erprobten, was auf großes Interesse stieß. 1907 gab es schon an die 100 Skiläufer in Lauscha. Da bereits 1904 in Oberhof und 1905 in Ernstthal Wintersportvereine gegründet worden waren, kamen am 10. Januar 1908 im Gasthaus „Wilder Mann“ 50 interessierte Einwohner, darunter 15 Damen, zusammen und gründeten den Lauschaer Wintersportverein. Erster Vorsitzender des Vereins war der Postassistent Seidenschwanz.

Die Ziele dieses Vereins entsprachen nicht den Vorstellungen einer großen Zahl von Lauschaer Wintersportlern, die an echten sportlichen Wettkämpfen interessiert waren. Deshalb setzten sich die jungen, am Sport interessierten Leute vom Verein ab und gründeten eine separate Abteilung. Am 14. Februar 1909 fand das erste Wintersportfest in Lauscha statt, an dem ca. 70 Sportler teilnahmen. Auf dem Programm standen: Sprunglauf für Senioren auf einem provisorischen Sprunghügel an der Igelskuppe, Damenlanglauf und „Kunstfahren“ für Herren. Der wettkampfmäßig betriebene Wintersport entwickelte sich in der Folgezeit enorm. Man benötigte vor allem eine fest installierte Sprunganlage, die am 28. November 1911 eingeweiht wurde. Nun war Lauscha in der Lage, Skisportveranstaltungen in größerem Rahmen zu veranstalten. Ausgetragen wurden hier neben den Sportfesten die Südthüringer Meisterschaften, nachdem die Wintersportvereine von Lauscha, Sonneberg und Neufang am 18. November 1910 im Hotel "Fridolin" in Lauscha den Verband Südthüringer und Fränkischer Wintersportvereine gegründet hatten, dem rasch weitere 8 Vereine aus der Region, aus Mönchröden, Coburg und auch aus Gera beitraten, während die im gleichen Skigebiet trainierenden Sportler aus Ernstthal, Igelshieb und Neuhaus dem Thüringer Wintersport-Verband angehörten. Als dieser den Ausschließlichkeitsanspruch, Verbandsmeisterschaften nur in Oberhof auszutragen, fallen ließ, schlossen sich die südthüringer Vereine am 27. August 1919 dem Thüringer Wintersport-Verband an.[1]

Durch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges kam die Entwicklung des Lauschaer Wintersports fast zum Erliegen. 1922 verzeichnete der Verein nur noch 57 Mitglieder. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Wintersportverein in Lauscha jedoch zu einem der mitgliederstärksten in Thüringen. 1927 (gemeinsam mit Ernstthal), 1929 und 1937 wurde Lauscha mit der Ausrichtung der Thüringer Meisterschaften betraut. 1931 richteten Lauscha und der Nachbarort Ernstthal am Rennsteig gemeinsam die Deutschen Skimeisterschaften aus. Im Umfeld dieses Großereignisses nahm der Skisport in Lauscha erneut einen spürbaren Aufschwung. Viele junge Leute wurden Mitglieder des Vereins und beteiligten sich am Übungs- und Wettkampfbetrieb. 1939 waren es bereits 230 Mitglieder. Der Zweite Weltkrieg unterbrach dann wiederum die Entwicklung des Sports.[2] 1941 wurde der Wettkampfbetrieb eingestellt. Zahlreiche hoffnungsvolle Lauschaer Skisportler fielen während des Krieges. Es dauerte längere Zeit, bis der Wintersport wieder seinen Platz im gesellschaftlichen Leben der Ortschaft einnehmen konnte.[3] Wie schwer der sportliche Neubeginn in den Hungerjahren nach dem Krieg war, geht aus der Chronik hervor; so waren die Siegerpreise beispielsweise ein Brot, eine Wurst oder auch ein lebender Stallhase.

Helmut Recknagel, Harry Glass und Werner Lesser bei der X. Deutschen Skimeisterschaft 1959 in Lauscha
Historisches Logo der BSG Chemie Lauscha

In der DDR galt der Sport als Aushängeschild des Staates und erfuhr eine starke Förderung. Dies hatte auch in Lauscha eine sprunghafte Aufwärtsentwicklung zur Folge. 1953 zählte die Sektion Wintersport der BSG Chemie Lauscha, in die der bisherige Wintersportsportverein aufgegangen war, 110 Mitglieder. In den folgenden Jahren entstand im Marktiegel eine moderne Dreischanzenanlage mit zeitgemäßen Kampfrichtertürmen. Dabei leisteten die Mitglieder der Sektion 34.000 freiwillige und unbezahlte Arbeitsstunden. Der erste größere Wettkampf auf der neuen Anlage wurde 1957 im Rahmen von DDR-Jugendmeisterschaften ausgetragen.

Im Zuge einer Neuorganisation des Leistungssports in der DDR wurde die Sektion Wintersport zu einer Schwerpunktsektion erklärt, deren Ziel es war, Nachwuchssportler für die Leistungszentren der international startenden Sportclubs heranzubilden. Bereits 1955 delegierte sie die ersten Talente an die Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) in Zella-Mehlis und Oberhof, wo von nun an regelmäßig junge Wintersportler aus Lauscha und Umgebung lernten und trainierten. 1959 wurde Lauscha mit der Ausrichtung der X. Deutschen Skimeisterschaft betraut. Die Lauschaer schufen dafür über 100 Schneeplastiken. 1976 und 1984 wurden in Lauscha DDR-Meisterschaften durchgeführt.[4]

Durch die gesellschaftlichen Veränderungen in Folge der Wende 1989 rückte der Sport vorübergehend in den Hintergrund. Einige Sportfreunde besannen sich aber schnell auf die Wintersporttradition des Ortes. Die Abteilung Wintersport im neu gegründeten Sportverein Lauscha e.V. richtete die 1. Thüringer Landesmeisterschaft nach der Wiedervereinigung aus. In der Saison 1993/94 wurde ein Interkontinentalcup-Springen durchgeführt. Vom Internationalen Skiverband FIS erhielt der Veranstalter höchste Anerkennung und der Wettbewerb in Lauscha wurde zu einem festen Termin im internationalen Wettkampfkalender.[5] Bis 2004/05 wurden auf der Anlage regelmäßig Interkontinentalcup- bzw. Continentalcup-Skispringen ausgetragen, ab 2005/06 fanden hier FIS-Cup-Wettbewerbe statt. Daneben tritt der WSV 08 Lauscha als Ausrichter von Wettbewerben im Junioren- und Jugendbereich, wie dem Alpencup, dem DSV JOSKA Jugendcup-Deutschlandpokal, Ranglisten-Wettkämpfen des Thüringer Skiverbandes und Landes- und Kreisjugendspielen auf. Zum Abschluss der Saison 2009/10 wurde der WSV 08 Lauscha am 10. Juni 2010 vom Thüringer Skiverband als Veranstalter des Jahres ausgezeichnet.

Sportanlagen

Langlauf

Der WSV 08 Lauscha spurt und unterhält in jedem Winter Loipen in einer 2,5-km- und einer 5-km-Schleife mit anspruchsvollen Streckenprofilen. Bei Wettbewerben im Skilanglauf und in der Nordischen Kombination dient die Sportanlage des FSV 07 Lauscha auf dem Tierberg als Start und Ziel.

Schanzenanlage im Marktiegel

Sprungschanzenanlage

Die Marktiegelschanze ist eine Skisprung-Normalschanzenanlage. Die Schanzenanlage befindet sich im Henriettenthal, mitten im Ort. Sie wird vom WSV 08 Lauscha unterhalten, betrieben und zum Training im Nachwuchsbereich genutzt. Die erste Sprungschanze im Marktiegel wurde am 28. November 1911 eingeweiht. Bei diesem Wettspringen stellte Otto Müller-Spatz mit 21 m den ersten Schanzenrekord auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1953 der Wiederaufbau als Dreischanzenanlage, später kamen noch zwei Kinder- und Jugendschanzen hinzu. Die Normalschanze wurde immer wieder modernisiert und vergrößert. Besonders umfangreiche Umbauten wurden 1924, 1930, 1959 und 1974 vorgenommen. Zuletzt wurde die Schanze im Sommer 2005 umgebaut und hat seitdem einen Aufwärmraum. Die Anlage erfüllt alle Standards für internationale Wettbewerbe. Den aktuellen Schanzenrekord hält mit 109,0 m Mario Seidl (Österreich). Auch die kleineren Schanzen entsprechen modernsten Anforderungen. Sie sind mit Matten belegt und besitzen Edelstahlanlaufspuren.

Normalschanze
  • Schanzengröße: HS 102
  • K-Punkt: 92 m
  • Rekord: 109,0 m (Mario Seidl, Österreich, 2010)
  • Tischwinkel: 10,5°
  • Tischhöhe: 2,75 m
  • Aufsprungwinkel: 36,5°
  • Baujahr: 1911
Weitere Schanzen
  • K47 (Schanzenrekord: 49,5 m), K27, K16 (SR: 17,0 m, Oliver Reck), K10 (SR: 11,0 m)

Jugendarbeit

Die Förderung des Nachwuchses im Wintersport hat in Lauscha eine große Tradition. Der ehemalige Bundestrainer Reinhard Heß, der Vizeweltmeister im Skifliegen Axel Zitzmann und der Deutsche Meister und zweimalige Weltcup-Sieger André Kiesewetter erlernten hier das Skispringen. Im Verein trainieren heute in der Jugendabteilung etwa 50 junge Sportler nahezu täglich.[6]

Der Skispringer Danny Queck (Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof) ist B-Nationalkader und startet im COC-Cup, die Kombinierer Michael Schuller (5. der Gesamtwertung, Deutscher Jugendmeister, Thüringer Landesmeister, Sieger des DSV-Jugendpokals in der Jugendklasse 17 und Teilnehmer der Jugendweltmeisterschaften 2011) und Stephan Bätz (37., beide Sportgymnasium Oberhof) starten im Alpencup. Beim offiziellen DSV-Saison-Opening in Schwäbisch Hall am 28. Oktober 2011 wurde Michael Schuller als Newcomer 2011 ausgezeichnet.

Ein Wettbewerb auf der Normalschanze

Nachwuchstalente wie der Spezialspringer Lukas Wagner (Sportler des Jahres 2010 des Thüringer Skiverbandes, Gesamtsieger des DSV Joska Jugendcup/Deutschlandpokals in der Altersklasse 16, ebenfalls Sportgymnasium Oberhof), die momentan besten Skispringerinnen in der Ranglistenwertung des Thüringer Skiverbandes Pauline Heßler (2010 Thüringer Meisterin der Schülerklasse 12, Thüringer Sommermeisterin und Siegerin im DSV-Schülercup), Luisa (Siegerin im DSV-Mini-Babybel-Schülercup 2011 und Dritte der Pokalwertung der Spezialspringer des Thüringer Skiverbandes in der Schülerklasse 13) und Emilia Görlich (Thüringer Vizemeisterin und Zweite der Pokalwertung der Spezialspringer des Thüringer Skiverbandes in der Schülerklasse 8), die Thüringer Meister 2010 Luca Geyer (Thüringer Sommermeister und Zweiter der Pokalwertung der Spezialspringer des Thüringer Skiverbandes in der Schülerklasse 9) und Arthur Luthardt (Thüringer Vizemeister 2011 und Dritter der Pokalwertung) und die Einzelsiege und guten Platzierungen aller anderen Nachwuchssportlerinnen und -sportler zeigen, dass die Trainer des WSV 08 immer wieder Talente entdecken, fördern und zu Spitzenleistungen führen.

Einzelnachweise

  1. Elias Kob in: Lauschaer Zeitung. Stadt Lauscha, 9. Mai 2008, S. 9 - 10, abgerufen am 15. April 2011 (PDF-Datei: 0,2 MB).
  2. Elias Kob in: Lauschaer Zeitung. Stadt Lauscha, 6. Juni 2008, S. 14 - 15, abgerufen am 15. April 2011 (PDF-Datei: 0,2 MB).
  3. Wintersport von den Anfängen bis 1945. Thüringen - Blätter zur Landeskunde. www.thueringen.de. Abgerufen am 11. Februar 2010.
  4. Elias Kob in: Lauschaer Zeitung. Stadt Lauscha, 8. August 2008, S. 11 - 12, abgerufen am 15. April 2011 (PDF-Datei: 0,2 MB).
  5. Elias Kob in: Lauschaer Zeitung. Stadt Lauscha, 12. September 2008, S. 18 - 20, abgerufen am 15. April 2011 (PDF-Datei: 0,2 MB).
  6. Elias Kob in: Lauschaer Zeitung. Stadt Lauscha, 12. September 2008, S. 18 - 20, abgerufen am 15. April 2011 (PDF-Datei: 0,2 MB).

Weblinks


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