Wahl & Söhne

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Wahl & Söhne KG (vormals Wilhelm Wahl & Söhne und W. Wahl & Söhne KG) war ein privates Busunternehmen mit Sitz in Heidenheim an der Brenz, das internationale Bustouristik und den überwiegenden Teil der Linienverkehre im Landkreis Heidenheim betrieb. Mit einem Fuhrpark von rund 400 Omnibussen war Wahl zeitweise die größte private Busgesellschaft in Europa.

Geschichte

Am 6. August 1926 richteten die Brüder Wilhelm (1903–1969) und Albert Wahl (1901–1976) eine Buslinie zwischen Heidenheim und Schnaitheim ein. Zum Einsatz kam ein Ford-Omnibus mit 18 Sitzplätzen. Schon zwei Monate nach Betriebsaufnahme wurde ein zweiter Omnibus beschafft.

Weitere Linien wurden zur Voithsiedlung, nach Oggenhausen und nach Mergelstetten in Betrieb genommen. Dank des sich ab 1930 durchsetzenden Berufsverkehrs und geschickter Fahrplangestaltung konnte das Unternehmen die Fahrgastzahlen weiter steigern. Wahl legte seine Fahrten so, dass er kurz vor den Postbussen abfuhr und so die Fahrgäste in seine Busse brachte, während die Postbusse noch auf die Postsendung der Bahn warten mussten und nur schwachbesetzt zu ihren Zielen aufbrachen.

Wahl versuchte in den 1930er Jahren nicht nur der Eisenbahn im Brenztal Konkurrenz zu machen, sondern bot von Heidenheim ausgehend über Weißenstein und Göppingen direkte Fahrten nach Stuttgart zu wesentlich billigeren Preisen als die damalige Deutsche Reichsbahn an. Die Busse waren dementsprechend gut gefüllt, jedoch wurden der Firma diese Fahrten untersagt. Als Umgehung des Verbotes wurden Fahrten in Vororte wie Cannstatt oder Untertürkheim angeboten, von wo aus die Reisenden dann mit der Straßenbahn ihr Ziel erreichen konnten. Doch auch diese Umgehung des Verbots wurde Wahl untersagt, die Busse von der Polizei zwischen Göppingen und Stuttgart beschlagnahmt. Wahl gab die Fahrten auf. Während des Krieges wurden die Fahrzeuge und Mitarbeiter der Firma zum Kriegsdienst eingezogen und mussten teilweise Fahrdienste für die Post leisten.

Nach dem Krieg wuchs die Bevölkerung in der Stadt Heidenheim und im Landkreis durch zahlreiche Flüchtlinge stark an, ein Nahverkehrssystem wurde notwendig. Die Firma Wahl erkannte die Situation und baute ein innerstädtisches Liniennetz sowie einige Überlandlinien auf. Im Jahr 1947 gründeten Kreis und Stadt Heidenheim mit der Kraftverkehr Heidenheim GmbH ihr eigenes Verkehrsunternehmen mit Linien zwischen Heidenheim und Oberkochen und zwischen Giengen und Staufen. Bereits 1953 wurde der kommunale Verkehrsbetrieb wieder aufgelöst und die Linienkonzessionen auf Wahl und die Deutsche Bundespost übertragen.

Im Jahr 1955 bestand der Wahl-Fuhrpark aus 37 Bussen. In den folgenden Jahren vergrößerte sich das Unternehmen sowohl im Linien- als auch im Reiseverkehr weiter stark. Mit über 70 Omnibussen zählte Wahl Mitte der 1960er Jahre zu den größten privaten Busunternehmen Deutschlands. In Heidenheim wurde ein 30-Minuten-Takt im Stadtlinienverkehr eingeführt und weitere Wohngebiete wie Erbisberg und Mittelrain erschlossen.

1970 wurde ein Reisebüro an der Königstraße in Stuttgart eröffnet. Ab 1971 war Wahl Vertragspartner von American Express und führte Busreisen für amerikanische Touristen in ganz Europa durch. Mit der Wahl International GmbH entstand dazu eine Niederlassung in Frankfurt am Main. Fritz Wahl übernahm die Geschäftsführung. Die blaue Reisebus-Flotte vergrößerte sich von Jahr zu Jahr auf bis zu 400 Fahrzeuge der Marken Kässbohrer Setra, Mercedes-Benz, MAN und Magirus-Deutz.

Nach der Heirat zwischen Fritz Wahls Tochter Regine und Patrick Reynolds, US-Schauspieler und Enkel des Tabakfabrikanten R.J. Reynolds, arbeitete der neue Schwiegersohn 1983/84 kurzzeitig bei Wahl.

Der Einbruch des Tourismusgeschäfts machte dem Unternehmen zu schaffen. 1984 begann Wahl mit der Ertüchtigung von gebrauchten Omnibussen, die von Verkehrsbetrieben in ganz Deutschland erworben wurden. Die chinesischen Städte Shanghai und Hangzhou bestellten zusammen 600 Gebrauchtfahrzeuge.

Mitte der 1980er Jahre geriet Wahl in Zahlungsschwierigkeiten. Im Mai 1986 stellte das Unternehmen Vergleichsantrag, worauf die Zwangsverwaltung angeordnet wurde. Fritz Wahl flüchtet. Wie sich herausstellte, hatte er noch nicht abbezahlte Busse weiterverkauft oder an Banken als Sicherheit übereignet. Nach über drei Jahren wurde er im August 1989 in Mexiko festgenommen, wo er als Berater bei einem Omnibushersteller tätig war. Im Mai 1991 wurde Fritz Wahl wegen Betrugs und Unterschlagung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Aus der Konkursmasse des Unternehmens wurde am 1. Mai 1987 von der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft und dem Landkreis Heidenheim die Heidenheimer Verkehrsgesellschaft (HVG) gegründet. Zuvor waren die Linienverkehre vom Landkreis ausgeschrieben worden, um einen Partner zu finden, der ihm ein weitreichendes Mitspracherecht ermöglichen sollte. Die HVG betreibt heute hauptsächlich Linienverkehre und ist nur in geringem Umfang im Gelegenheitsverkehr tätig.


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