Christuskirche (Ibbenbüren)

Christuskirche (Ibbenbüren)
Christuskirche vom Kirchhof (Christusplatz) aus gesehen

Die Christuskirche Ibbenbüren ist eine evangelische Kirche in der Innenstadt von Ibbenbüren. Sie ist 799 gegründet worden und eine der ältesten Kirchen im ganzen Umkreis. Mit ihrer Gründung begann das Entstehen der Stadt Ibbenbüren. Die Christusgemeinde ist eine der größten evangelischen Gemeinden im Kreis Steinfurt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Christuskirche vom Unteren Markt aus gesehen

Die Christuskirche befindet sich an der Vereinigung der Plane mit der Kürtelbecke oberhalb des Unteren Marktes in Ibbenbüren. Hier laufen auch alte Fernhandelsstraßen zusammen. Die geographische Lage im Ibbenbürener Tal bedingte den Bau dieser Kirche. Der Ibbenbürener Heimatforscher Anton Rosen vermutete, dass die Kirche zudem auf einer heidnischen Kultstätte errichtet wurde. Bei Ausschachtungsarbeiten 1950 wurden Findlinge im Bereich der Kirche gefunden, die auf ein Großsteingrab wie die Slopsteine in Wersen oder ein Kultplatz deuten könnten.

Die Kirche wurde in den Sachsenkriegen Karls des Großen für seine Soldaten errichtet. Die älteste belegte Urkunde stammt aus dem Jahr 1348, weil ältere belegende Urkunden wahrscheinlich mit dem Überfall der Ungarn auf das Stift Herford um das Jahr 920 verloren gegangen sind. Darin ist die Rede, dass diese erste Kapelle in Ibbenbüren 799 von Papst Leo III persönlich geweiht wurde. Dieser suchte zur Zeit der Sachsenkriege bei Karl den Großen Zuflucht vor seinen Feinden.

Nach dem Jahr 920 mit dem Einfall der Ungarn wurde auch ein Turm erbaut und der Kirchhof wurde mit Graben und Wall geschützt. Von diesem Wall sollen 1837 nach Fundamente sichtbar gewesen sein. Der untere Teil des heutigen Turmes ist ein Rest des Turmes, der zu dieser Zeit gebaut wurde. Eine belegende Karte dieser Wallanlage und Gräben ist in den Wirren des Zweiten Weltkrieges aus dem Pfarrarchiv verschwunden.

Besitzer der Ibbenbürener Kirche war zu jener Zeit das Kloster Herford. Die Vogtei über das Kloster Herford wiederum hatte Corvey. Mit Aussterben der Edelherren von Ibbenbüren im Jahr 1189 fiel die Vogtei an den Grafen von Tecklenburg.

Bis zur Reformation war die Kirche dem Heiligen Mauritius geweiht. Da die Gründung 799 für einen Mauritiuspatron für Westfalen eigentlich zu früh war, gab ist in der Vergangenheit zahlreiche Erklärungsversuche hin bis zum Patronatswechsel. Es wurde vermutet, dass vielleicht der Hl. Viktor vorher Patron der Kirche war. Dieses ist aber eigentlich nicht üblich und es gibt keine schriftlichen Beweise.

Vor der Reformation

Blick vom Kirchturm auf den Kirchhof

Vom 12. bis 14.Jahrhundert wurden die Orte Riesenbeck, Brochterbeck und Ledde von Ibbenbüren abgepfarrt (selbständige Pfarreien).

1521 wurde die bisherige romanische Kirche, die seit 799 hier stand, abgerissen und von 1523 bis 1534 durch eine neue spätgotische Hallenkirche ersetzt. Die an der Südseite der Kirche befestigte Sonnenuhr weist noch heute auf den Baubeginn 1523 hin.

Reformationsbemühungen hat es bis 1541 nicht gegeben. Die Obergrafschaft Lingen, zu der auch Ibbenbüren gehörte, fiel aber mit dem Tode des Grafen wieder dem Grafen von Tecklenburg zu, von dem es einige Jahrzehnte zuvor abgetrennt wurde. Bis zum Ende des Schmalkaldischer Krieg waren diese Reformationsbemühungen jedoch wenig erfolgreich. Die Oranier erhielten die Obergrafschaft Lingen von den im Schmalkaldischen Krieg unterlegenen Tecklenburgern.

In den folgenden Jahren wurde die Obergrafschaft Lingen ein Spielball zwischen den Oraniern und den Spaniern. Von 1559 bis 1580 gehörte Ibbenbüren zu den Spaniern, die den katholischen Glauben wieder einführten. 1580 eroberten die Oranier die Grafschaft zurück, das reformierte Bekenntnis wurde wieder eingeführt. Mit dem Einzug der Oranier ist wohl auch das Pfarrhaus ein Raub der Flammen geworden. Die 1559 vom Bistum Osnabrück zum Bistum Deventer übertragene Zugehörigkeit wurde mit der Einführung der Reformation wiederum 1580 gelöst.

Wiederholt wechselten sich die Spanier und Oranier in den folgenden Jahren mit dem Besitz ab: 1597 bis 1605 Oranier, 1605 bis 1633 Spanier, 1633 bis 1672 Oranier. Für zwei Jahre eroberte das Fürstbistum Münster die Obergrafschaft, um sie 1674 wieder an die Oranier zu verlieren. 1677 wurde die Kirche endgültig von der evangelischen Gemeinde übernommen. Die römisch-katholischen Gläubigen hielten daraufhin im Brumleytal am Birgter Berg ihren Gottesdienst.

Nach der Reformation

Am 8. Dezember 1703 blies ein starker Sturm die Hälfte des Kirchturms um. Nicht nur die Ibbenbürener Kirche wurde von den Sturm stark in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch umliegende wie die Kirche in Brochterbeck. Der Turm, der zuvor eine Höhe von 160 Fuß besaß, wurde auf halber Höhe provisorisch wiederhergerichtet.

Der Friedhof auf dem Kerkhof wurde 1838 geschlossen, nachdem ein neuer Friedhof errichtet wurde. Hier wurde 1873 aus Anlass des Sieges über Frankreich eine Siegessäule als Kriegerdenkmal errichtet. Heute ist dieser Platz als Kirchhof eine der „guten Stuben“ Ibbenbürens. Mit Bäumen bepflanzt erinnert er ein wenig an Südeuropäische Marktplätze.

1846 vernichtete ein schwerer Brand die Kirche und die umliegenden Häuser. Auch der Zeiger der Sonnenuhr hielt der Hitze nicht stand und brach ab. Daraufhin wurde ein neuer Zeiger zu Ehren des Königs von Preußen angebracht, der die Berliner Sonnenzeit zeigte und nicht die Ibbenbürener. Die Kirche wurde wiederaufgebaut und erhielt ihr heutiges Aussehen mit dem charakteristischen Turm, der auf dem uralten Rest des Fluchtturmes aufgebaut wurde.

Die Kirche wurde 1968 zum letzten Mal renoviert und bietet 500 Gläubigen Platz.

Weblinks

 Commons: Christuskirche (Ibbenbüren) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Anton Rosen: Kirche und Kirchspiel im Tecklenburger Land. Ibbenbüren 1954
  • Friedrich E. Hunsche: Ibbenbüren vom Ländlichen Kirchspiel zur modernen Stadt 1974
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