Christuskirche Bochum

Christuskirche Bochum
Christuskirche Bochum

Die Christuskirche Bochum ist eine evangelische Kirche in Bochum, die zugleich als Mahnmal gegen den Krieg gilt. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des Rathauses Bochum. Es gibt ferner noch eine Christuskirche im Bochumer Stadtteil Langendreer.

Geschichte

1877–1932

Die Pläne für den neugotischen Bau stammten vom Krefelder Architekturbüro Hartel und Quester. Die Bauausführung wurde dem Bochumer Baumeister Heinrich Schwenger (1840–1906) übertragen. Am 15. Mai 1877 wurde der Grundstein der Kirche gelegt und etwa am 24. Oktober 1878 war der 72 m hohe Turm fertiggestellt. Als Material verwendete man den Obernkirchener Sandstein. Die Turmhalle war mit Reichsadlern geschmückt, die erst 1929 entfernt wurden.

Im Jahre 1931 gestaltete der Bochumer Baumeister Heinrich Schmiedeknecht (1880–1962) im Sockelgeschoss des Turmes eine Heldengedenkhalle. In Goldmosaiksteinen sind die Namen von 30 im Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) gefallenen Soldaten, von 1.362 im Ersten Weltkrieg (1914–1918) Gefallenen der Gemeinde und die 25 Staaten, gegen die Deutschland Krieg geführt hat, eingetragen. Der künstlerische Entwurf stammte vom Kirchenmaler Heinrich Rüter (* 1877 in Bergedorf bei Hamburg; † 1955) aus Düsseldorf, die Glasmalerei und Mosaiken von Wilhelm Hallermann aus Essen. Sie wurde im März 1931 eingeweiht.

1933–1945

In der Kirche predigte der evangelische Pfarrer Hans Ehrenberg, der seit 1925 in der Bochumer Innenstadtgemeinde als Pfarrer tätig war, 1933 gegen den Nationalsozialismus: „Wir sagen Nein“ und „... der völkische Mensch will Heldentum und Kameradschaft, wir wollen Auftrag und Bruderschaft.“ Er war konvertierter Jude, Mitbegründer der Bekennenden Kirche und zusammen mit vier anderen westfälischen Pfarrern beteiligt an den „Bochumer Bekenntnissen“. Laut Ehrenberg teilten Christen und Juden ihr Schicksal und Verderben miteinander.

Während des Novemberpogroms wird Ehrenberg am 9. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Durch die Intervention des Bischofs von Chichester gelangte er 1939 ins britische Exil.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Schon bei den ersten der größeren Bombenangriffe auf die Stadt Bochum wurde die Kirche am 14. Mai 1943 zerstört. Fast die gesamte Innenstadt Bochums wurde durch die folgenden Luftangriffe in den folgenden Monaten zerstört, mehrere tausend Menschen wurden getötet, viele mehr verletzt und zigtausende obdachlos.

1945–2005

Das Kirchenschiff wurde von 1956 bis 1959 durch Dieter Oesterlen aus Hannover unter Beratung von Schmiedeknecht zeitgemäß neu errichtet. Die Kirche hat einen gestaffelten Grundriss mit Ziegelwänden. Die Integration von Altem und Neuem wurde international gelobt.

Um 1993 machte man sich Gedanken um die Instandsetzung des denkmalgeschützten, aber in den letzten Jahrzehnten wenig gepflegten Turms. Als das erste Gutachten Sanierungskosten in Höhe von 8 Mio. DM veranschlagte, wollte die evangelische Kirchengemeinde den Turm abreißen lassen.

Um den Turm als Mahnmal gegen den Krieg zu erhalten, wurde die Initiative „Denkmal gegen Gewalt“ ins Leben gerufen. Um sich an den Sanierungskosten zu beteiligen, konnten pro Stein Kuxe erworben werden. Am 19. Februar 2002 gab der jüdische Klezmer-Musiker Giora Feidman in der Kirche ein Benefizkonzert, um zu dieser Initiative beizutragen.

Obwohl sich 1994 erstmals ein Kurs des Bochumer Goethe-Gymnasiums unter Leitung des Pfarrers Martin Röttger mit der in der Turmhalle gelegenen Gedenkstätte befasst hatte, diente sie weiterhin bis 1999 als Stuhl- und Podestlager. Der Turmbauverein unter Fred Bastan und die Kortum-Gesellschaft Bochum mit Dr. Hans H. Hanke öffneten die Halle der Öffentlichkeit erstmals zum Tag des offenen Denkmals 1999.

Im Sommer 2003 richtete der Bochumer Dr. Hans H. Hanke – als Denkmalpfleger am LWL-Amt für Denkmalpflege sowie als Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität Bochum tätig – mit Kunstgeschichts-Studierenden eine größere Ausstellung zur Geschichte der Christuskirche im Turm aus, die einige aufmerksamkeit auf die Gedenkstätte lenkte.

Die Sanierung ist mittlerweile abgeschlossen.

Der Platz vor dem Turm ist unter Bezug auf die Gedenkhalle ein Hauptprojekt der Kulturhauptstadt 2010 Ruhrgebiet. Der Künstler Jochen Gerz wird hier mit Hilfe der Bürger Europas den Platz des europäischen Versprechens entstehen lassen.

Literatur

  • Bau-Commission der Ev. Kirchengemeinde (Hrsg.): Bericht über den Bau der Christuskirche. Bochum, 1879.
  • Darmstadt, Christel (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum. Bochum: Schürmann & Klagges, 2003.

Weblinks

51.4819444444447.21361111111117Koordinaten: 51° 28′ 55″ N, 7° 12′ 49″ O


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