Walter Wrede

Walter Wrede

Walter Wrede (* 5. Juni 1893 in Marburg; † 31. Dezember 1990 in Nagold[1]) war ein deutscher Klassischer Archäologe.

Wrede wurde 1921 mit der Arbeit Kriegers Abschied und Heimkehr in der griechischen Kunst bei Paul Jacobsthal in Marburg promoviert, nachdem die Arbeit zuvor bereits als Preisschrift von der philosophischen Fakultät der Philipps-Universität angenommen worden war. Von 1937 bis 1944 war Wrede Erster Sekretär des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen. Zu dieser Stelle, für die als Nachfolger Georg Karos eigentlich Armin von Gerkan vorgesehen war, gelangte er durch Intervention seitens der NSDAP und des Außenministeriums, dem die Abteilung Athen unterstellt war. Wrede war bereits zuvor dem Athener Institut verbunden, war auch dessen Zweiter Direktor, und lebte seit Jahren in Griechenland. 1935 wurde er Landesguppenleiter der für Griechenland-Deutsche gegründeten NSDAP-Auslandsorganisation.

Als ranghohes Mitglied der NSDAP sollte Wrede für eine Politisierung der durch das Institut in Athen vertretenen Funktionen sorgen. So kam er selbst kaum zu archäologischen Forschungen, die hingegen von seinen Assistenten Roland Hampe, Ernst Homann-Wedeking, Ulf Jantzen und Frank Brommer betrieben wurden – hervorragende Archäologen allesamt nach dem Krieg.

Durch die griechische Regierung wurden 1940 alle Ausgrabungen unterbrochen, auch die von Wrede beaufsichtige Ausgrabung Olympias. Nach der Besetzung Griechenlands 1941 wurden die Arbeiten jedoch zum Teil wieder aufgenommen. Den Einmarsch der deutschen Truppen in Griechenland feierte der überzeugte Nationalsozialist Wrede enthusiastisch und er veröffentlichte 1942 Auszüge seines Tagebuchs im Jahrbuch der Auslands-Organisation der NSDAP, die dies zum Ausdruck brachten.[2] Mit dem Abzug der Wehrmachttruppen 1944 verließ auch Wrede Griechenland. Seine wissenschaftliche Karriere war damit beendet.

Wrede war trotz seiner politischen Überzeugungen um korrektes Verhalten bemüht, insbesondere gegenüber den griechischen Behörden. Er sorgte dafür, dass das Amt Rosenberg seine illegal durchgeführten Ausgrabungen in Griechenland einstellen musste.

Schriften

  • Kriegers Abschied und Heimkehr in der griechischen Kunst I. In: Jahrbuch der Philosophischen Fakultät in Marburg. Band 1, 1921, S. 55–60 (Auszug der Dissertation von 1921).
  • zusammen mit Heinrich Wirsing, Karl Lehmann-Hartleben, Hans Möbius: Untersuchungen an griechischen Theatern. Bayerische Akademie der Wissenschaften, München 1928.
  • Attische Mauern. Deutsches Archäologisches Institut, Athen 1933.
  • Attika. Deutsches Archäologisches Institut, Athen 1934.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg. Band 147. 1992, Seite 357 ff.
  2. Basileios Petrakos: Ta archaia tis Ellados kata ton polemo 1940–1944. In: Mentor. Band 7, Heft 31, Athen 1994, S. 106 (Die griechischen Altertümer während des Kriegs von 1940–1944).

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