Weyl-Quantisierung

Weyl-Quantisierung

Die Weyl-Quantisierung ist eine Methode in der Quantenmechanik, um systematisch einen quantenmechanischen Hermiteschen Operator umkehrbar auf eine klassische Verteilung im Phasenraum abzubilden. Daher wird sie auch Phasenraum-Quantisierung genannt.

Die dieser Quantisierungsmethode zugrundeliegende wesentliche Korrespondenzabbildung von Phasenraumfunktionen auf Operatoren im Hilbertraum wird Weyl-Transformation genannt. Sie wurde zuerst 1927 von Hermann Weyl[1] beschrieben.

Im Gegensatz zu Weyls ursprünglicher Absicht ein konsistentes Quantisierungsschema zu finden, bildet diese Abbildung nur eine Darstellungsänderung. Sie muss klassische und quantenmechanische Größen nicht verbinden: Die Phasenraum-Verteilung darf auch von der Planckschen Konstante h abhängen. In einigen bekannten Fällen, die einen Drehimpuls beinhalten ist das so.

Die Umkehrung dieser Weyl-Transformation ist die Wignerfunktion. Sie bildet aus dem Hilbertraum in die Phasenraumdarstellung ab. Dieser umkehrbare Wechsel der Darstellung erlaubt es, Quantenmechanik im Phasenraum auszudrücken, wie es in den 1940er von Groenewold und Moyal vorgeschlagen wurde.[2] [3]

Inhaltsverzeichnis

Beispiel

Im folgenden wird die Weyl-Transformation am 2-dimensionalen Euklidschen Phasenraum dargestellt. Seien die Koordinaten des Phasenraums (q,p) und sei f eine Funktion, die überall im Phasenraum definiert ist. Die Weyl-Transformation von f ist durch den folgenden Operator im Hilbertraum, größtenteils analog zur Delta-Distribution gegeben.

 \Phi [f] = \frac{1}{(2\pi)^2}\iint \iint f(q,p) \left(e^{i(a(Q-q)
+b(P-p))}\right) dq\, dp\, da\, db.

Nun werden die Operatoren P und Q als Generatoren einer Lie-Algebra, der Heisenberg-Algebra genommen:

[P,Q]=PQ-QP=-i\hbar,\,

Dabei ist \hbar das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum. Ein allgemeines Element einer Heisenberg-Algebra kann geschrieben werden als

aQ+bP-i\hbar z.\,

Die Exponentialfunktion eines Elementes einer Lie-Algebra ist dann ein Element der korrespondierenden Lie-Gruppe:

g=e^{aQ+bP-i\hbar z},

ein Element der Heisenberg-Gruppe. Gegeben sei eine spezielle Gruppendarstellung Φ der Heisenberggruppe, dann bezeichnet

\Phi\left( e^{aQ+bP-i\hbar z} \right)\,

das Element der entsprechenden Darstellung des Gruppenelements g.

Die Inverse der obigen Weylfunktion ist die Wignerfunktion, welche den Operator Φ zurück zur Phasenraumfunktion f bringt.

 f(q,p)= 2  \int_{-\infty}^\infty dy~e^{2ipy/\hbar}~ \langle q-y| \Phi [f] |q+y \rangle.

Im Allgemeinen hängt die Funktion f von der Planck-Konstante h ab und kann quantenmechanische Prozesse gut beschreiben, sofern sie mit dem unten aufgeführten Sternprodukt richtig zusammengesetzt ist.[4]

Zum Beispiel ist die Wignerfunktion eines quantenmechanischen Operators für ein Drehimpulsquadrat (L²) nicht identisch mit dem klassischen Operator, sondern enthält zusätzlich den Term - \frac{3}{2}\hbar^2, welcher dem nichtverschwindenden Drehimpuls des Grundzustands einer Bohrschen Umlaufbahn entspricht.

Eigenschaften

Die typische Darstellung einer Heisenberg-Gruppe erfolgt durch die Generatoren ihrer Lie-Algebra: Ein Paar selbstadjungierter Operator (hermitesch) auf einem Hilbertraum \scriptstyle \mathcal{H}, so dass ihr Kommutator, ein zentrales Element der Gruppe, das Identitätselement auf dem Hilbertraum ergibt (die kanonische Vertauschungsrelation)

[P,Q]=PQ-QP=-i\hbar ~  \operatorname{Id}_\mathcal{H},

Der Hilbertraum kann als Menge von quadratisch integrierbaren Funktionen über der reellen Zahlengerade (ebene Wellen) oder einer beschränkteren Menge, wie beispielsweise des Schwartz-Raum angenommen werden. Abhängig vom beteiligten Raum, folgen verschiedene Eigenschaften:

  • Wenn f eine reellwertige Funktion ist, dann ist das Abbild der Weyl-Funktion Φ[f] selbst-adjungiert.
  • Allgemeiner ist Φ[f] unbeschränkter dicht definierter Operator.
  • Für die Standarddarstellung der Heisenberg-Gruppe über den quadratisch integrierbaren Funktionen, entspricht die Funktion Φ[f] eins-zu-eins dem Schwartz-Raum (als Unterraum der quadratisch integrierbaren Funktionen).

Verallgemeinerungen

Die Weyl-Quantisierung wird in größerer Allgemeinheit in Fällen untersucht, wo der Phasenraum eine Symplektische Mannigfaltigkeit oder möglicherweise eine Poisson-Mannigfaltigkeit ist. Verwandte Strukturen sind zum Beispiel Poisson–Lie-Gruppen und die Kac-Moody-Algebren.

Siehe auch

Referenzen

  1. H.Weyl , "Quantenmechanik und Gruppentheorie", Zeitschrift für Physik, 46 (1927) pp. 1–46, doi.
  2. H.J. Groenewold, "On the Principles of elementary quantum mechanics",Physica,12 (1946) pp. 405–460. (engl.)
  3. J.E. Moyal, "Quantum mechanics as a statistical theory", Proceedings of the Cambridge Philosophical Society, 45 (1949) pp. 99–124. (engl.)
  4. R. Kubo, "Wigner Representation of Quantum Operators and Its Applications to Electrons in a Magnetic Field", Jou. Phys. Soc. Japan,19 (1964) pp. 2127–2139, doi.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weyl — ist der Familienname folgender Personen: Helene Weyl (geb. Joseph, 1893–1948), deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin Hermann Weyl (1885–1955), deutscher Mathematiker, Physiker und Philosoph Hermann Weyl (Politiker) (1866–1925), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • José Enrique Moyal — Dieser Artikel wurde auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion! Folgendes muss noch verbessert werden: Vollprogramm sofern relevant Lutheraner 16:11, 20.… …   Deutsch Wikipedia

  • Dirac-Gleichung — Die Dirac Gleichung beschreibt in der Quantenmechanik die Eigenschaften und das Verhalten von Fermionen (Spin 1/2 Teilchen, zum Beispiel Elektronen) und berücksichtigt dabei die spezielle Relativitätstheorie. Sie wurde 1928 von Paul Dirac… …   Deutsch Wikipedia

  • Erwin Schrödinger — Infobox Scientist box width = 300px name = Erwin Schrödinger image size = 200px caption = Erwin Rudolf Josef Alexander Schrödinger (1887 1961) birth date = birth date|1887|8|12|df=y birth place = Erdberg, Vienna, Austria Hungary death date =… …   Wikipedia

  • Felix Pirani — Felix Arnold Edward Pirani (* 2. Februar 1928) ist ein britischer theoretischer Physiker, der sich mit Gravitationsphysik und Allgemeiner Relativitätstheorie (AR) beschäftigt. Piranis Familie ging vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Kanada.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”