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Wietkiekenberg Gipfel des Wietkiekenberges mit Feuerwachturm
Höhe 124,7 m ü. NN Lage Ferch (Brandenburg, Deutschland) Geographische Lage 52° 18′ 27″ N, 12° 56′ 59″ O52.30747222222212.949694444444124.7Koordinaten: 52° 18′ 27″ N, 12° 56′ 59″ O Typ Endmoräne Gestein Geschiebe, Geschiebemergel und Sand des Brandenburger Stadiums der Weichselvereisung Alter des Gesteins ca. 20.000 Jahre Besonderheiten Höchste Erhebung der Zauche Der Wietkiekenberg (niederdeutsch wiet kieken = weit gucken/sehen; oft auch Wietkikenberg) ist mit 124,7 Metern ü. NN die höchste Erhebung der Zauche, einer weichselglazialen Hochfläche im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark (Deutschland). Der Berg liegt im Ortsteil Ferch der Gemeinde Schwielowsee im Landschaftsschutzgebiet Potsdamer Wald- und Seengebiet zwischen dem Schwielowsee und den Lienewitzer Seen. Auf dem Gipfel steht ein 30 Meter hoher Feuerwachturm.
Inhaltsverzeichnis
Geologie und Forstwirtschaft
Der Wietkiekenberg liegt im nordöstlichen Endmoränenzug der Zauche, die vor rund 20.000 Jahren während der Weichseleiszeit entstand, als das Inlandeis auf der Zauche seine maximale Ausdehnung nach Süden erreichte. Dem Endmoränenzug südlich vorgelagert bildete sich einer der größten Sander Brandenburgs, der Beelitzer Sander, aus. Während dessen flachwelliger Sanderkegel die Zauche in weiten Teilen bestimmt, ist der Nord- und Ostteil stärker reliefiert, da hier Moränenkuppen mit dem Sander verzahnt sind. Die überwiegend trockenen Böden bestehen aus Geschiebe, Geschiebemergel und Sand.
Wie die nahezu gesamte Zauche prägen auch den Wietkiekenberg monotone Kiefernforste in Form von strukturarmen Altersklassenwäldern.[1] Insbesondere die Bewirtschaftung in den DDR-Jahren führte zu eintönigen Kiefern-Monokulturen. Eine 2005 gebildete Forstbetriebsgemeinschaft will den Wald umbauen und in artenreiche Mischwälder aus Eichen, Linden, Buchen, Ahornen und anderen Arten der potenziell natürlichen Waldgesellschaft überführen. „An Wegen, die zum Wietkiekenberg hinaufführen, sollen auf einer Länge von 4 Kilometern regelrechte Alleen aus Laubbäumen entstehen. Kastanie, Ahorn und Holzbirne sollen zum Einsatz kommen, natürlich muss dafür auch ein „Verbissschutz“ gegen hungriges Damwild her.“ Entlang einiger Wege sind Benjeshecken geplant, die mit Schlehdorn, Holunder und Brombeeren bepflanzt werden sollen. Erste sichtbare Erfolge der Waldsanierung, die neben ökologischen aus touristischen Gründen erfolgt, werden nach fünf bis zehn Jahren erwartet. Für die Wiederherstellung des Mischwaldes werden mindestens sechzig Jahre veranschlagt.[2]
Gipfelturm
Feuerwachturm und Waldbrände
Der aus der DDR-Zeit stammende Feuerwachturm auf dem Berggipfel hat eine Höhe von 30 Metern und ist öffentlich nicht zugänglich. Bis 2007 beobachteten Forstleute den Wald aus einer kleinen Kammer an der Spitze der Stahlkonstruktion. Da der Turm bei starkem Wind bis zu einem Dreiviertelmeter in jede Richtung schwankt, kam die Arbeit nicht für jeden Forstmitarbeiter in Frage. 2007 übernahm deshalb eine Kamera mit Frühwarnsystem die Überwachung. Bei Rauchwolken im Umkreis von mindestens zehn Kilometern löst die Kamera sofort Alarm aus und sendet die Fotos zum Amt für Forstwirtschaft in Belzig, in dem die notwendigen Maßnahmen bis hin zum Löscheinsatz veranlasst werden.[3]
Da die oft trockenen Kiefernwälder auf den kargen Zaucheböden besonders waldbrandgefährdet sind, hat der Turm eine sehr große Bedeutung für den Waldschutz. Trotz seiner Warnungen konnte der Wald nicht immer bewahrt werden. So vernichtete 1976 ein Feuer, das am 26. Tag der Waldbrandwarnstufe IV in Folge ausbrach, 365 Hektar der Waldbestände:
„Am 10. Mai 1976 kam es im Raum Seddin zu einem Katastrophenwaldbrand. Das Feuer wurde um 10:50 Uhr vom Feuerwachturm Wietkiekenberg (Ferch) gemeldet und konnte um 17:00 Uhr unter Kontrolle gebracht werden. Ausgangspunkt war die Bahnböschung an der Strecke der Reichsbahn Seddin–Belzig, nahe der Adlerbrücke bei Neuseddin. Eine haltende Lokomotive hat extrem viel Rauch – mit Funkenflug – ausgestoßen, in dessen Folge es zum Brand kommt. Der Brand zündete sowohl in der trockenen Streu als auch im Kronenbereich der 45- bis 51-jährigen Kiefern. Vom Feuer vernichtet wurden 365,33 ha Wald. Die größte Länge der Brandfläche betrug 4750 m, die größte Breite 1500 m.“
– André Schulz: Einsatzbericht von 1976. Ortsfeuerwehr Elsholz.[4]
Planungen Aussichtsturm
Entgegen seinem Namen bietet sich vom Berg keine weite Sicht, da der Gipfel von Bäumen gesäumt ist. Um die Sicht auf den Schwielowsee oder über die Zauche zu ermöglichen, ist seit der Jahrtausendwende in der Diskussion, einen neuen kombinierten Aussichts-Forstwachturm zu bauen.
Der Künstler Thomas Gerdesmann, 1999 Initiator des Turmwettbewerbs „Belvedere Wietkiekenberg“[5], entwarf 2001 im Rahmen seines Projekts „Preußen-Achse“ eine Skizze für einen „Europa-Turm“ auf dem Wietkiekenberg. Die Preußen-Achse soll nach Gerdesmanns Vorstellungen im Grundthema Eurokulturlandschaft den geographischen Raum Europas ideell erfassen und ein „Grundelement für ein neuartiges Instrument der Kommunikation und Raumplanung im Sinne der Einheit Europas“ bilden.[6] 2009 legte das Brandenburger Innenministerium Pläne für einen 55 Meter hohen Betonmast vor, an dessen Spitze die Überwachungskameras installiert werden sollen. Der Turm wird von Lokalpolitikern als katastrophal für das Landschaftsbild abgelehnt. Stattdessen plädieren die Lokalpolitiker und Tourismusexperten dafür, den Mast in den offenen, mit einer Aussichtsplattform versehenen Hummel-Turm zu integrieren, mit dessen Entwurf das Architekturbüro Hummel im Jahr 2000 den Turmwettbewerb des Kulturforums Schwielowsee gewonnen hatte.[7][8]
Der Mast ist zudem für das neue Digitalfunknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOSNet) vorgesehen. Der Wietkiekenberg soll einer von zwölf Funkstandorten im Landkreis Potsdam-Mittelmark werden. Mit der für 2013 geplanten Inbetriebnahme des Digitalfunknetzes soll der alte Turm abgerissen werden.[9]
Haus des Malers Hans Wacker
In der Nähe des Wietkiekenberges, in der Fercher Ringstraße 3, erwarb 1928 der Maler Hans Wacker ein Haus. Wacker war eng mit Karl Hagemeister befreundet und zählt zur sogenannten Havelländischen Malerkolonie. Wacker, der bis dahin eher bescheidene Einkünfte hatte, finanzierte das Haus sehr wahrscheinlich durch rund dreißig Van-Gogh-Fälschungen, die sein Sohn und Kunstgalerist Otto verkaufte. Die spektakulärste Kunstfälschungsaffäre des 20. Jahrhunderts endete 1932 mit der Verurteilung Otto Wackers zu einer Gefängnisstrafe von 19 Monaten und zu einer Geldstrafe von 30000 Mark. Hans Wacker, der nicht angeklagt wurde und dessen Urheberschaft an den Fälschungen nie eindeutig nachgewiesen werden konnte, lebte in dem Haus am Wietkiekenberg bis zu seinem Tod im Jahr 1958. Anschließend bewohnte seine Tochter, die Kunstmalerin Else Wacker, die 1980 in Ferch verstarb, das Gebäude.[10]
Literatur
- Antje Hartmann, Anja Möller: Poster des Museums der Havelländischen Malerkolonie: „Impressionen vom Wietkiekenberg“, Hans Wacker, 1868 Düsseldorf – 1958 Ferch. 2006.
Einzelnachweise
- ↑ Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbrief 81401 Zauche.
- ↑ Henry Klix: Amme des Waldes im märkischen Sand. Neue Forstbetriebsgemeinschaft will 400 Hektar Wald bei Ferch ökologisch aufwerten. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 21. Juni 2005.
- ↑ Freiwillige Feuerwehr Ferch, Artikel aus der MAZ: Regine Greiner: Alarm auf dem Wachturm. Neue Kamera am Wietkikenberg warnt bei Rauch und Feuer im Wald. In: Märkische Allgemeine, 3. Juli 2007.
- ↑ André Schulz, Ortsfeuerwehr Elsholz: Einsatzbericht von 1976. In: Amtsblatt für die Stadt Beelitz, Beelitzer Nachrichten. 5. Jg., Nr. 6, 24. Mai 2006, S. 4.
- ↑ Kulturpunkt Stilus e. V.: Thomas Gerdesmann, Porträt, Werke
- ↑ Kulturpunkt Stilus e. V. – Künstler, Kunst-Förderer: Thomas Gerdesmann, S. 6
- ↑ Henry Klix: Betonmast soll Wietkiekenberg bekrönen. 55 Meter hoher Mast soll halb so hohen Feuerwachturm ersetzen / Hoppe: „verunstaltetes Landschaftsbild“. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 17. September 2009.
- ↑ Henry Klix: Gute Aussicht vom Wietkiekenberg. Wachsende Chancen für Aussichtsplattform. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 11. Juni 2010.
- ↑ Heinz Helwig: BAUEN: Ein Turm zum „Wiet kieken“. In Ferch könnten Wanderer am Digitalfunkmast auf die Umgebung blicken. In: Märkische Allgemeine, 11. Juni 2010.
- ↑ Helga Schmiedel: Wacker – Malerfamilie. In: Wahre Geschichten, Band V, Unser Malerdorf Ferch. Hrsg: Heimatverein Ferch, Ferch 2006, S. 38ff.
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