Winkhaus (Unternehmen)

Winkhaus (Unternehmen)
Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG
Logo der Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1854
Sitz Telgte, Nordrhein-Westfalen
Leitung Sofie Winkhaus
Tilmann Winkhaus
Hilmar Welpelo
Stefan Wemhoff
Mitarbeiter 2.209 (Dezember 2008) [1]
Umsatz 280,56 Mio (2008) [1]
Branche Metall
Produkte Fensterbeschläge
Schließanlagen
Website www.winkhaus.de

Die Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG ist ein westfälisches Familienunternehmen, dessen Hauptsitz in Telgte liegt.[2]

Das Unternehmen produziert mechanische sowie elektronische Schließanlagen, Überwachungssysteme für Fenster und Türen, Sicherheitstürverriegelungen sowie Zutrittskontroll- und Zeiterfassungssysteme.

Winkhaus beschäftigte zum Dezember 2008 an insgesamt zwölf Standorten 2.209 Mitarbeiter. [1] Daneben hält Winkhaus derzeit 600 Schutzrechte und Anmeldungen beim Deutschen Patentamt[3][4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründungsjahre

August Winkhaus gründete 1854 in Halver eine Eisenwarenhandlung (Kommissionsgeschäft). Im Jahr 1862 wurde das Geschäft nach Hagen verlegt, da es dort eine bessere Verkehrsanbindung gab, und der Standort für ein zukünftiges Wachstum geeignet war. Zusätzlich übernahm August Winkhaus den Verkauf von Vorhängeschlössern eines Düsseldorfer Unternehmens, welches im Jahr 1866 die Produktion einstellte. In dieser Situation entschloss sich August Winkhaus, selber zu produzieren.

Im Jahr 1869 übernahm seine Frau die Leitung zusammen mit einem familienfremden Geschäftsführer, da August Winkhaus nach kurzer Krankheit verstarb. Im Jahr 1873 trat der älteste Sohn Rudolf Winkhaus mit 19 Jahren in das Geschäft ein. Als ein Brand die Produktionsstätte für die Vorhängeschlösser zerstörte, wurde das Unternehmen 1879 nach Münster verlegt.[5]

Ende 19. und Beginn 20. Jahrhundert

Im Jahr 1888 nahm Rudolf Winkhaus, der vier Jahre zuvor die Geschäftsführung übernommen hatte, die Herstellung von Vorhangschlössern und anderen Artikeln auf. Um die Jahrhundertwende wurde die Produktion von Kleineisenteilen eingestellt. Die Fabrik stand am damaligen Stadtrand von Münster am Bohlweg direkt an der Bahnstrecke Münster–Rheine. Schon vor Beginn des 20. Jahrhunderts exportierte Winkhaus das Vorhangschloss nach Kleinasien, Syrien, Ägypten und in den fernen Osten.

Ab 1903 produzierte Rudolf Winkhaus zusätzlich Berliner Bänder, später zusätzlich Düsseldorfer Bänder und spezielle Fensterbänder für Exportmärkte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden viele neue Maschinen angeschafft, die die Arbeit beschleunigen und rationalisieren.[5]

Zeit der Weltkriege

Im Jahr 1914 trat August Winkhaus in das Unternehmen ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 200 Menschen bei Winkhaus beschäftigt, und 70% der Produktionserzeugnisse wurden exportiert. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Produktion zunächst komplett eingestellt, später wurden Heeresartikel in geringem Umfang hergestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Produktion mit 50 Mitarbeitern wieder aufgenommen. Die Produktion war bereits nach wenigen Jahren wieder voll ausgelastet.

Im Jahr 1922 wurde das Unternehmen in eine Kommandit-Gesellschaft umgewandelt, die weiterhin von Rudolf Winkhaus als Komplementär geführt wurde. Ein Jahr später trat Erich Winkhaus als Ingenieur in das Unternehmen ein. Im Jahr 1929 beschäftigte Winkhaus etwa 300 Mitarbeiter, konnte aber aufgrund des Wachstums der Stadt Münster nicht mehr expandieren. Heute liegt der Standort Winkhaus Türtechnik GmbH und Co. KG innerhalb Münsters. Im Jahr 1932 unterzeichnete August Winkhaus deshalb einen Pachtvertrag mit Vorkaufsrecht für das Gelände der heutigen Winkhaus Fenstertechnik GmbH und Co KG in Telgte. Bereits im Oktober des Jahres begann dort die Produktion. Im Jahr 1935 beschäftigte Winkhaus 450 Mitarbeiter an den beiden Standorten.

Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Winkhaus hauptsächlich Eisenkerne für Patronen. Die Bombardierung Münsters im Jahre 1943 überstand das Unternehmen weitgehend unbeschadet, da Unternehmensgebäude nur wenig beschädigt wurden. Wie nach dem Ersten Weltkrieg, erholte sich das Unternehmen relativ schnell. Bereits 1946 waren wieder über 200 Mitarbeiter bei Winkhaus beschäftigt. Im Jahr 1950 trat Wolfgang Winkhaus als jüngster Sohn von August Winkhaus in das Unternehmen ein. Als 1951 August Winkhaus im Alter von 60 Jahren starb, benannte die Gemeinde Telgte ihm zu Ehren die Straße, an dem der Telgter Standort noch heute liegt, in August-Winkhaus-Straße um.[5]

Nachkriegszeit bis zur Wende

In den 1950er-Jahren wurden Vorhängeschlösser, Fahrradschlösser, Fahrradglocken und Baubeschläge hergestellt. Im Jahr 1954 stellte Winkhaus seinen ersten Dreh-Kipp-Beschlag vor. 1956 beginnt Winkhaus mit annähernd 1000 Mitarbeitern die Produktion der ersten Zylinderschlösser unter dem Markennamen TOK. Diese haben 5 Stiftzuhaltungen und einen verzinkten Stahlschließbart. Diese neue Technik fand auch bei Fahrradschlössern und Vorhängeschlössern Verwendung.

Im Jahr 1959 starb Erich Winkhaus, der als Ingenieur 36 Jahre lang die Entwicklung und Fertigung der Firma leitete. Noch im gleichen Jahr trat sein Sohn Hans Winkhaus in das Unternehmen ein. 1960 wurde in Herbern ein neuer Standort eröffnet. Die Firmierung des Unternehmens wurde in Aug. Winkhaus Telgte - Münster - Herbern geändert. 1964 wurde die Produktion von Bändern und Fitschen eingestellt. Im selben Jahr stellte das Unternehmen den verdeckten Dreh-Kipp-Beschlag vor, bei dem Drehen und Kippen mittels Knopf gewählt wird und das gesamte Gestänge versteckt liegt.

Im Jahr 1970 lag die Belegschaft bei etwa 1200 Mitarbeitern, und Winkhaus stellte den neuen VS-Schließzylinder vor, der mit fünf bis sieben Stiftzuhaltungen und acht Sperrstiften eine höhere Variabilität bietet. Der 'Drehkipp Eins', der Anfang der 1970er-Jahre vorgestellt wurde, ist ein Dreh-Kipp-Beschlag, der ohne Knopf mit einer Hand bedient werden kann, und zusätzliche eine rundumlaufende Verriegelung und dadurch höheren Aufbruchschutz bietet. Im Jahr 1972 wurde die Fahrradglockenproduktion eingestellt. In den 1980er-Jahren wurde die Produktion um Sicherheitsartikel zum Nachrüsten, etwa verdeckte Türspione, Alarmschlösser und ähnlichem, erweitert.

Im Jahr 1981 änderte sich das Logo. Aus den drei Vorhängeschlössern wurde ein zweizeiliger Namenszug, wie er heute noch in ähnlicher Form verwendet wird. 1982 wurde die Abteilung für Zuführsysteme aus der Winkhaus Technik GmbH ausgegliedert und firmierte nun als Winkhaus Zuführ-Systeme GmbH. Das Unternehmen siedelte sich in Telgte an der Von-Siemens-Straße an. Weitere Umstrukturierungen folgten im Jahr 1985. Unter der Firmierung Winkhaus Sicherheit-Systeme GmbH stellte der Standort in Münster fortan Schließanlagen, Schließzylinder und mechanische Sicherheitsgeräte sowie Alarmtechnik her. Für die Dreh-Kipp-Beschläge und Einbohrbänder ist weiterhin die Winkhaus Technik zuständig, die aber in eine GmbH & Co. KG umgewandelt wurde.

Die 90er bis zum Jubiläum 2004

1992 wurde die Auslandsgesellschaft Winkhaus Polska gegründet. 1996 eröffnete Winkhaus seinen Produktionsstandort in Meiningen-Dreißigacker mit anfangs rund 60 Mitarbeitern.

2001 wurde die Marke Trelock durch ein Management Buy Out verkauft und firmiert mit dem alten Markennamen weiter. Das Logo setzt sich aus dem alten Winkhauslogo und dem neu hinzugekommenen Namenszug Trelock zusammen.

Winkhaus heute

Mit Wirkung zum 1. März 2006 übernimmt Winkhaus das rumänische Unternehmen „Wintech PVC S.R.L.“ als elfte Tochtergesellschaft weltweit. Zugleich findet die Gründung der „Winkhaus Romania S.R.L.“ zur Vertriebssteuerung vor Ort, statt.[6][7]

Zum 1. September 2007 wurde die Holdingstruktur zurückgebaut, und die zwei Hauptzweige, Fenstertechnik und Türtechnik mit der ehemaligen Muttergesellschaft vereinigt.[8]

Zum 1. Januar 2008 wurde die Winkhaus Automation am Produktionsstandort Everswinkel von der „Dr.-Ing. Gössling GmbH“ mit Sitz in Schermbeck übernommen.[2]

Standorte/Strukturen

Die Standorte der Winkhaus Gruppe, sind in Europa, Asien und Amerika angesiedelt.

Deutschland

Produktionsstandort in Telgte

Es gibt in Deutschland sechs Standorte von Winkhaus. Allerdings sind nur drei der Standorte produzierende Standorte. An diesen werden die Produkte der drei verschiedenen Produktfamilien produziert.

Telgte

In Telgte ist der größte produzierende Standort der Winkhaus Gruppe. Außerdem ist in Telgte der Standort der Winkhaus Data GmbH, die für die anderen Mitglieder der Gruppe die EDV als Dienstleistung anbietet. Insgesamt arbeiten etwa 700 Angestellte und Arbeiter in den zwei Unternehmen der Gruppe in Telgte. In Telgte werden Fensterbeschläge hergestellt. Einige der Innovationen im Bereich der Fensterbeschläge, wie z.B. die Möglichkeit der Vollautomatische Montage wurden von Winkhaus entwickelt.

Produktionsstandort in Münster

Münster

In Münster konzipiert und baut Winkhaus hauptsächlich Schließanlagen, aber auch Zutrittskontroll- und Zeiterfassungssysteme gehören zum Produktionsprogramm. Es werden von den Mitarbeitern mechanische, mechatronische und elektrische Schließanlagen hergestellt.

Meiningen

In Meiningen wird Sicherheitstechnik für Türen hergestellt, zum Beispiel automatische Schlösser, Schlösser mit besonderen Einbruchsicherungen oder Panikschlösser für Fluchttüren. Nach einer Produktionsflächenvergrößerung auf 20.000 m² ist die Produktpalette ab 2010 um die Fenstertechnik erweitert worden. Der Standort Meiningen hat rund 300 Beschäftigte.

Produktionsstandort Meiningen

Österreich

Die Winkhaus Austria ist die erste Auslandsgesellschaft, die von der Familie Winkhaus im Jahr 1969 gegründet wurde. Vierzig Mitarbeiter arbeiten heute in Grödig. Zu den Hauptaufgaben gehören Beratung, Umsetzung von kundespezifischen Problemen und Bearbeitung von Aufträgen.[9]

Polen

Die Winkhaus Polska ist die größte ausländische Gesellschaft. Sie wurde 1992 gegründet, und sollte einen Einstieg in den Osteuropäischen Markt ermöglichen. Der Standort wurde 1998 von Leszno in einen Neubau nach Rydzyna verlegt, da die Produktionskapazität am alten Standort bereits erschöpft war. Heute arbeiten über 500 Mitarbeiter am Standort der Winkhaus Polska.

Rumänien

Infolge der Übernahme der „Wintech PVC S.R.L.“ sowie der Gründung der „Winkhaus Romania S.R.L.“ im März 2006 baute Winkhaus seine Vertriebsaktivitäten über die Standorte Bukarest, Cluj-Napoca, Constanta sowie Bacau in Rumänen weiter aus. Aktitivtäten, die bis dato von Deutschland aus gesteuert wurden, werden nun direkt durch Mitarbeiter vor Ort bedient.

Literatur

  1. Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG (Hrsg.): Winkhaus 1854 - 2004, Eigenverlag, Telgte 2004
  2. Kreisheimatverein Beckum-Warendorf / Kreis Warendorf (Hrsg.): 150 Jahre Winkhaus, in: Jahrbuch des Kreises Warendorf, 53. Jahrgang, Warendorf 2004, S. 279-294

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Elektronischer Bundesanzeiger, 11. Januar 2010, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2008
  2. a b Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG: An alle Kunden der Winkhaus Automation. 5. September 2007, abgerufen am 17. April 2010.
  3. Kreisheimatverein Beckum-Warendorf / Kreis Warendorf (Hrsg.): 150 Jahre Winkhaus, in: Jahrbuch des Kreises Warendorf, 53. Jahrgang, Warendorf 2004, S. 292 ('Fakten')
  4. Beispiel Patent
  5. a b c Kreisheimatverein Beckum-Warendorf / Kreis Warendorf (Hrsg.): 150 Jahre Winkhaus, in: Jahrbuch des Kreises Warendorf, 53. Jahrgang, Warendorf 2004, S. 279ff (I. Vom Handel zur Schloß- und Beschlagfabrik)
  6. Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG: Winkhaus Romania bietet innovative Beschlaglösungen für einen höheren Kundennutzen. 10. Mai 2006, abgerufen am 17. April 2010.
  7. Wall-Street Romania: Winkhaus in Rumänien. 26. April 2006, abgerufen am 17. April 2010 (rumänisch).
  8. Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG: Unternehmen schließt Neustrukturierung zum 1. September ab. 5. September 2009, abgerufen am 17. April 2009.
  9. Winkhaus Austria

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