Wolfgang Ketterer

Wolfgang Ketterer

Wolfgang Ketterer (* 9. September 1920 in Bräunlingen; † 14. Oktober 2009 in Kreuth) war ein deutscher Kunsthändler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wolfgang Ketterer wuchs als jüngstes von fünf Kindern in Bräunlingen auf. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre im Eisenhandel und wurde 1939 zum Kriegsdienst eingezogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Ketterer 1947 in das Stuttgarter Kunstkabinett ein, das sein Bruder Roman Norbert gegründet hatte. Er arbeitete dort als Bürochef, Warenbeschaffer und Auktionsprotokollant. 1953 trennte er sich nach Spannungen vom Geschäft seines Bruders und verkaufte selbstständig Druckgraphiken über den Versandweg.[1] Zu seinen größten Verkäufen in dieser Zeit gehörte ein Edvard Munch-Gemälde zum Preis von 370.000 DM.[2]

1954 gründete er eine Galerie in Stuttgart. 1965 ging er nach München und quartierte sich im ehemaligen Atelier des Malers Franz von Stuck im heutigen Museum Villa Stuck ein. Sein Monatsumsatz machte zu dieser Zeit etwa 100.000 DM aus.[1] 1968 begann er mit Kunstauktionen. Zwei Auktionen mit Moderner Kunst reichten aus, um ihn an die Spitze des Kunstmarktes zu bringen. Bei der ersten Auktion versteigerte Ketterer zwar nur ein Drittel des Auktionsgutes und zum Teil unter Wert, dennoch machte der Umsatz etwa 2 Millionen Mark aus. Werke von Salvador Dalí, Pablo Picasso, Max Ernst und Paul Cézanne standen zur Versteigerung.[2][1] Später nahm er Spezialgebiete wie Jugendstil und Asiatika in sein Programm auf. Für Kontroversen sorgte eine Mitarbeit an dem Buch Das Recht der Bildenden Kunst von Horst Locher, das neben einer Reihe anderer Kunsthändler auch Ketterer selbst belastete. Das Kapitel Unlautere Beeinflussung des Versteigerungsablaufes beschäftigte sich mit der juristischen Seite der illegalen Beeinflussung von Versteigerungen.[2]

In den 1970er Jahren präsentierte er internationale Ausstellungen mit Künstlern wie Horst Janssen, Oskar Kokoschka und Henry Moore. 1977 gründete er eine ständige Repräsentanz in New York. Im Sommer 1982 bezog er neue Räumlichkeiten im Carolinenpalais. 1989 übernahm er das Auktionshaus F. Dörling.

1994 setzte er seinen Sohn Robert als Geschäftsführer der neugegründeten Firma Ketterer Kunst ein und ging in den Ruhestand.

Bedeutung

Wolfgang Ketterer zählt zu den bedeutendsten Kunsthändlern der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn als einen Mann, „der 30 Jahre lang (…) das Kunstklima der Stadt München entscheidend beeinflusst (…) hat“.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Wolfgang Ketterer. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2009 (15. Oktober 2009, online).
  2. a b c Zuletzt beim Bruder. In: Der Spiegel. Nr. 22, 2009 (15. Oktober 2009, online).
  3. zitiert nach Nachruf - Zum Tod von Wolfgang Ketterer. Pressemitteilung von: Ketterer Kunst. openpr.de, 14. Oktober 2009, abgerufen am 15. Oktober 2009.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ketterer — ist der Familienname folgender Personen: Benedikt Ketterer (1805–1871), Uhrenhersteller und Gründer der heutigen Benedikt Ketterer Söhne, Getriebehersteller aus Furtwangen Emil Ketterer (1883–1959), deutscher Arzt und Politiker Markus Ketterer (* …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Kubach (Bildhauer) — Hommage à Tolstoi (2003) Wolfgang Kubach (* 9. Januar 1936; † 24. April 2007) und Anna Kubach Wilmsen (* 13. Januar 1937 in Appeldorn) waren ein deutsches Bildhauer Ehepaar. Sie studierten gemeinsam von 1959 bis 1965 an der Akademie der Bildenden …   Deutsch Wikipedia

  • Roman Norbert Ketterer — (* 6. Februar 1911 in Bräunlingen; † 19. Juni 2002 in Lugano) war Auktionator, Galerist und Kunsthändler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Das Stuttgarter Kunstkabinett …   Deutsch Wikipedia

  • Galerie Henze & Ketterer — Die Galerie Henze Ketterer im bernischen Wichtrach ist eine Kunstgalerie für moderne und zeitgenössische Kunst, die Kunstwerke der Klassischen Moderne, des Deutschen Expressionismus, insbesondere der Künstlergrüppe Brücke, der deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 4. Quartal 2009 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2009: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Rotar — Robert Rotar (* 24. Juni 1926 in Berlin; † 13. August 1999 in Düsseldorf) war ein Maler, Objektkünstler und Fotograf. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen im In und Ausland, u.a. Belgien, Frankreich und USA, vertreten. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Rotar — (* 24. Juni 1926 in Berlin; † 13. August 1999 in Düsseldorf) war ein Maler, Objektkünstler und Fotograf. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen im In und Ausland, u.a. Belgien, Frankreich und USA, vertreten. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Bräunlingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Holz (Zeichner) — Paul Holz (* 28. Dezember 1883 in Riesenbrück bei Pasewalk; † 19. Januar 1938 in Schleswig) war ein deutscher Zeichner[1]. Holz und seine Kunst wurde in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt. Als Autodidakt entwickelte er sich schnell zu einem „der …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ke — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”