Wommelshausen

Wommelshausen
Wommelshausen
Gemeinde Bad Endbach
Wappen von Wommelshausen
Koordinaten: 50° 46′ N, 8° 30′ O50.7661111111118.4944444444444316Koordinaten: 50° 45′ 58″ N, 8° 29′ 40″ O
Höhe: 316–385 m ü. NN
Fläche: 5,94dep1
Einwohner: 901
Eingemeindung: 1. Feb. 1971
Eingemeindet nach: Zusammenschluss (Fusion) mit Endbach
Postleitzahl: 35080
Vorwahl: 02776

Wommelshausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Hessen. Zu Wommelshausen gehört der Ortsteil Hütte. Seit dem 20. Dezember 1962 darf sich Wommelshausen staatlich anerkannter Erholungsort nennen.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Blick vom Kreuz "Am Stein" (eingeweiht am 31. Dezember 2010) über Wommelshausen ins mittlere Salzbödetal
Blick von Nordwesten über Wommelshausen
Ortsansicht von Süd in Richtung Dernbach

Wommelshausen liegt (350 m hoch) ca. 1 km nördlich von Endbach auf der Südabdachung der Bottenhorner Hochflächen zum oberen Salzbödetal im Gladenbacher Bergland (östlicher Ausläufer des Westerwaldes, der sich hier überschneidet mit dem Südausläufer des Rothaargebirges), in einer wechselhaften Mittelgebirgslandschaft zwischen den Städten Marburg und Herborn, also mitten im südlichen Hessischen Hinterland.

Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3049. Der Wommelshäuser Ortsteil Hütte, an der L3050, liegt ca. 1,5 km südöstlich des Hauptortes an der Salzböde.

Geschichte

Erstmals erwähnt wird das Dorf im Jahre 1336, und zwar als Doppelort Ober- und Niederwommelshausen. Bereits 1268 sind aber schon Umbauten an der Marien-Kapelle (alte ev. Kirche) vorgenommen worden, somit hat der Ort zu dieser Zeit schon bestanden. Das Dorf Nieder-Wommelshausen ist bereits Mitte des 14. Jahrhunderts wüst geworden.[1]

Alte Namen für das Dorf sind:

  • 1336 Womoldishusin superior et inferior (Das Dorf Ober- und Nieder-Wommelshausen)
  • 1340 Syvret von Womulshusen (Schöffe)
  • ungenaue Datierung, Wommeldishoffen
  • 1400 Waneboltshusen
  • 1435 Wamelzshusen
  • 1460 Wommelzhusen
  • 1500 Womelshusen
  • 1536 Wumolzhusen
  • 1570 Womeltzhausen
  • 1577 Wolmershausen
  • 1586 Wommeltzhausen
  • 1707 Womelshausen

Der Ortsname ist abgeleitet vom fränkischen Vornamen Womhold oder Wombold

Wommelshausen war seit 1336 ein landgräflich-hessisches Dorf. Es unterstand keinem weiteren Ortsherren. Den größten Grundbesitz hatten hier die Herren von Dernbach zu Dernbach als hessische Lehen inne, die bis 1707 von den Landgrafen erneuert wurden. Ihre Lehen wurden z.B. 1577 von elf Beständern (Bauern) bewirtschaftet, die der Rode von Dernbach (Sitz in Marburg) von 3. Der Deutsche Ritterorden besaß vier Güter, die Herren von Schwalbach und der Amtmann Daniel Lynker vom Hülshof hatten je 2 Höfe in Besitz.

Im Ortsteil Hütte wird 1496 eine Waldschmiede genannt (Standort: Hüttner Mühle). In diesem Ortsteil gab es auch ein spätmittelalterliches Hüttenwerk. Das Hüttenwerk bestand etwa ab Mitte des 15. Jh. bis Anfang des 16.Jh. Hier sind zwei ältere Ortsnamen bekannt, nämlich ab 1570 uff der Hutten und ab 1703 Die Hütte. In verschiedenen Gruben in der Gemarkung grub man nach Erzen, vorwiegend Eisenerz. Bereits 1660 wurde Eisenerz aus Wommelshausen zur Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebes zur Bieberhütte bei Rodheim gefahren. Die Hüttner-Hütte bestand demnach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Auch die Ludwigshütte bei Biedenkopf musste anfangs im Frondienst und später gegen „billigste Entlohnung“ (durch Ochsen- und Kuhgespanne) mit Erz aus Wommelshausen beliefert werden.

Blick in den Steinbruch Hahnkopf

Gegen Ende des 19. bzw. am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden drei Steinbrüche begonnen (z.B. die beiden Steinbrüche „Zimmermann“ 1898 und „Hahnkopf“ 1902 –noch in Betrieb–), in denen man Diabas abbaut. Diese Diabas-Varietät ist unter dem Namen Hinterländer Grünstein bekannt. Sie besteht hauptsächlich aus den Mineralien Olivin und Augit.

Als erster Lehrer in Wommelshausen wird 1665 Lorenz Hoppmann genannt, der bis 1720 den Dienst versah. Auch die Schüler von Dernbach und Hülshof gingen jahrzehntelang in Wommelshausen zur Schule bzw. wurden in Personalunion von Wommelshäuser Lehrern unterrichtet. 1837/39 baute man ein eigenes Schulgebäude, welches heute als Wohnhaus genutzt wird. Vorher fand der Unterricht im Dachraum des Backhauses statt bzw. in angemieteten Privaträumen.

Kirchlich gehörte Wommelshausen spätestens ab 1367 bis 1969 zur Pfarrei Hartenrod, ab 1969 zu Endbach und hat seit 1971 den Status einer eigenen Kirchengemeinde.

Mit der Umsetzung einer neuen hessischen Gemeindeordnung entstanden 1821 im neuen Landratsbezirk Gladenbach auch neue Verwaltungseinheiten. Dabei wurden u.a. die Gemeinden Dernbach, Schlierbach und Wommelshausen zu einer Bürgermeisterei mit Sitz in Wommelshausen zusammengefasst. 1850 löste man den Zusammenschluss wieder auf.

Von 1902 bis 2001 war Wommelshausen durch die Aar-Salzböde-Bahn erschlossen.

Bis weit hinein in die Mitte des 20. Jahrhunderts war Wommelshausen ein typisches Hinterländer Arbeiterbauerndorf, geprägt von der Nebenerwerbslandwirtschaft, der sogenannten Feierabend-Landwirtschaft. [2]

Zusammenschluss mit Endbach

Am 1. Februar 1971 schlossen sich die bisher selbstständigen Gemeinden Endbach und Wommelshausen zur neuen Gemeinde Endbach zusammen. Das war die Keimzelle der späteren Großgemeinde Bad Endbach. Damit kam auch der Ortsteil Hütte unter eine einheitliche Verwaltung. Bis dahin gehörte dessen östlicher Teil zu Wommelshausen und der westliche zu Endbach.

Der neuen Gemeinde Endbach, die zu diesem Zeitpunkt aus den Ortsteilen Endbacch, Wommelshausen und Günterod (Günterod hatte sich am 1. April 1972 auch angeschlossen) bestand, wurde am 11. Oktober 1973 vom Innenministerium das Prädikat Bad verliehen und nicht dem Ortsteil Endbach alleine.

Sonstiges und Bilder

Im Ort gibt es

  • die alte evangelische Kirche, die sog. Marien-Kapelle
  • die neue evangelische Kirche, die am Ortseingang hoch aufragt
  • einen Kindergarten im Dorfgemeinschaftshaus, der umgebauten ehemaligen neuen Schule
  • ein Heimatmuseum im ehemaligen Rathaus
  • zwei Backhäuser
  • einen Schmetterlingspfad
  • drei markante Bäume: die „Heul-Eiche“, die „Dicke-Eiche“ und die „Kaiserlinde“
  • ein Viadukt der Aar-Salzböde-Bahn im Ortsteil Hütte

Trachtenbilder

Der Marburger Orientalist, Volkskundler und Trachtenforscher Ferdinand Justi hat Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt sieben Trachtenbilder [3] mit Personen (zwei Mädchen, vier Frauen, ein Mann) aus Wommelshausen gemalt. Vermutlich ist die relativ große Zahl auf die Initiative des damaligen Dorflehrers Christian Baum zurückzuführen, der den Kontakt zu Justi hergestellt und gepflegt hat.

Literatur

  • Horst W. Müller: Wommelshausen 1336–1986 Ein Dorfbuch. Hrsg. Heimat- und Verschönerungsverein Wommelshausen e. V. Bad Endbach, 2. Auflage Marburg 1995, 262 Seiten
  • Horst W. Müller: 675 Jahre Wommelshausen, Hinterländer Geschichtsblätter, Biedenkopf, Nr.3, September 2011, S. 145 - 150

Quellen

  1. Horst W. Müller: "Wüstungen im Raum Bad Endbach", Wo lagen Elwertshausen und Niederwommelshausen?, Hinterländer Geschichtsblätter, Biedenkopf, Nr. 1, April 2009, S. 66-68
  2. Horst W. Müller, in "675 Jahre Wommelshausen 1336-2011", Lebensbilder aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, Hrsg. Dorfgemeinschaft Wommelshausen e.V., Bad Endbach 2011, S. 31-47
  3. Horst W. Müller: Wommelshausen 1336–1986 Ein Dorfbuch. Hrsg. Heimat- und Verschönerungsverein Wommelshausen e. V. Bad Endbach, 2. Auflage Marburg 1995, Seiten: 184 ff

Weblinks


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