- David Frankfurter
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David Frankfurter (* 9. Juli 1909 in Daruvar, Österreich-Ungarn; † 19. Juli 1982 in Tel Aviv) war ein jüdischer Medizinstudent, der durch sein tödliches Attentat auf den Nationalsozialisten Wilhelm Gustloff bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
David Frankfurter war ein Sohn des im Königreich Kroatien und Slawonien lebenden kroatisch- und deutschsprachigen Oberrabbiners Mosche (Moritz) Frankfurter und seiner Frau Rebekka. Frankfurter litt seit seiner Geburt an einem Knochentumor[1] und musste bis zum Alter von 23 Jahren häufig operiert werden, was seine körperliche Leistungskraft sehr schwächte. Ab 1929 studierte er Medizin in Wien, Leipzig und Frankfurt am Main. 1933 erlebte Frankfurter den Beginn der Judenverfolgung durch SA-Leute und Kommilitonen sogar im Hörsaal.
Frankfurter floh im Oktober 1933 in die Schweiz nach Bern. In der Schweiz erfuhr er unter anderem aus der Presse von 36 in einem Konzentrationslager ermordeten jüdischen Bürgern und von Misshandlungen deutscher Juden und Anhängern demokratischer Parteien. Weihnachten 1934 reiste er trotzdem nach Frankfurt und musste mit ansehen, wie antisemitische Deutsche seinen Onkel misshandelten.
Nach dem Krieg wanderte er ins britische Mandatsgebiet Palästina nach Tel Aviv aus. In Israel wurde er Beamter im Verteidigungsministerium. Sein Vater wurde nach der deutschen Besetzung Jugoslawiens verschleppt und später ermordet.[2]
Attentat
Am 4. Februar 1936 erschoss David Frankfurter Wilhelm Gustloff, den Landesgruppenleiter der NSDAP/AO in der Schweiz, in dessen Wohnung in Davos. Danach stellte er sich der Schweizer Polizei. Die Nationalsozialisten in Deutschland begannen mit antijüdischer Propaganda[3] und einer allgemeinen Hetze gegen die Schweiz, erhoben Gustloff zu ihrem Märtyrer und benannten ein Schiff nach ihm.
Die Schweiz bemühte sich in dem nun folgenden Gerichtsverfahren um die Wahrung von Rechtsstaatlichkeit und diplomatischer Neutralität, während viele Schweizer den deutschen Antisemitismus begrüßten und ähnliche Vorgehensweisen in der Schweiz forderten. Der voll geständige und jederzeit kooperative David Frankfurter wurde für den unstrittigen Mord unter großem internationalen Interesse am 14. Dezember 1936 in Chur trotzdem zu achtzehn Jahren Haft und anschließender lebenslänglicher Landesverweisung verurteilt. Seine Verteidiger waren der später als Philanthrop bekannte Veit Wyler sowie der nichtjüdische Anwalt Eugen Curti. Nach Kriegsende wurde Frankfurter am 1. Juni 1945 aufgrund eines Gnadengesuchs freigelassen und aus der Schweiz ausgewiesen. 1969 nahm der Große Rat des Kantons Graubünden die Landesverweisung zurück.
Werke
- David Frankfurter Ich toetete einen Nazi … Erzählt und bearbeitet von Schalom Ben-Chorin; Jerusalem, 1946
- I killed a Nazi-Gauleiter: Memoir of a Jewish Assassin; in Commentary, Februar 1950
- Auch in der Bibel wird gemordet; Die Weltwoche vom 10. Oktober 1969
Literatur
- Emil Ludwig: Mord in Davos; Querido Verlag, Amsterdam 1936. Während des Dritten Reiches in der Schweiz und in Deutschland verboten. Erweiterte Ausgabe David und Goliath: Geschichte eines politischen Mordes; Carl Posen Verlag, Zürich, 1945
- Klaus Urner: Der Schweizer Hitler-Attentäter: Drei Studien zum Widerstand und seinen Grenzbereichen; Zürich 1982
- Emil Ludwig, Peter O. Chotjewitz: Der Mord in Davos: Texte zum Attentatsfall David Frankfurter, Wilhelm Gustloff; um Beiträge von Chotjewitz und Kreuzer erweiterte Ausgabe des Buches David und Goliath: Geschichte eines politischen Mordes von Emil Ludwig; hrsg. Helmut Kreuzer; März Verlag, Herbstein 1986; ISBN 3-88880-065-X
- Peter Bollier: 4. Februar 1936: das Attentat auf Wilhelm Gustloff; in: Roland Aegerter (Hrsg.): Politische Attentate des 20. Jahrhunderts; Zürich, NZZ Verlag, 1999; ISBN 3858237868
- In Günter Grass’ Novelle Im Krebsgang (2002) wird Frankfurters Attentat erwähnt.
- Matthieu Gillabert: La propagande nazie en Suisse, L’affaire Gustloff 1936; Lausanne: Presses polytechniques et universitaires romandes, 2008
Film
- Konfrontation (1975) von Rolf Lyssy
Weblinks
- Literatur von und über David Frankfurter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hermann Wichers: David Frankfurter im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Emil Ludwig, Peter O. Chotjewitz: Der Mord in Davos: Texte zum Attentatsfall David Frankfurter, Wilhelm Gustloff, um Beiträge von Chothjewitz und Kreuzer erweiterte Ausgabe des Buches von Emil Ludwig; hrsg. Helmut Kreuzer; März Verlag, Herbstein 1986; ISBN 3-88880-065-X; S. 329 f.
- ↑ s. Emil Ludwig, Peter O. Chotjewitz, Der Mord in Davos: Texte zum Attentatsfall David Frankfurter, Wilhelm Gustloff. Herbstein 1986, ISBN 3-88880-065-X, S. 118 u. 195 .
- ↑ Siehe auch die Schriften von Wolfgang Diewerge: Der Fall Gustloff. Vorgeschichte und Hintergründe der Bluttat von Davos. München, 1936 und Ein Jude hat geschossen. Augenzeugenbericht vom Prozeß gegen David Frankfurter; München, 1937.
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