- Der Hofrat Geiger
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Filmdaten Deutscher Titel Der Hofrat Geiger Produktionsland Österreich Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1947 Länge 93 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Hans Wolff Drehbuch Hans Wolff
Martin Costa (Buchvorlage)Produktion Willi Forst-Film Musik Hans Lang Kamera Rudolf Icsey, Ladislaus Szemte Besetzung - Paul Hörbiger: Franz Geiger
- Hans Moser: Ferdinand Lechner
- Maria Andergast: Marianne Mühlhuber
- Waltraut Haas: Mariandl
- Hermann Erhardt: Matthias Pfüller
- Louis Soldan: Hans
- Josef Egger: der alte Windischgruber
Der Hofrat Geiger ist ein Film von Hans Wolff von 1947 nach dem gleichnamigen musikalischen Lustspiel von Martin Costa. Die Uraufführung des Theaterstücks fand 1942 in Prag statt; als Autor war Franz Füssel angeführt, da Costa in der NS-Zeit Berufsverbot hatte. Im Mai 1945 wurde das Stück mit dem richtigen Namen des Autors im Theater in der Josefstadt in Wien wiederaufgenommen. Der Film wurde in Wien und Spitz an der Donau gedreht. Die Uraufführung erfolgte in Wien am 19. Dezember 1947, in München am 19. November 1948 und in West-Berlin am 29. Juli 1949. Als einer der ersten Heimatfilme nach dem Zweiten Weltkrieg lenkte er den Blick auf die weitgehend unzerstörte Provinz und trug zur Bekanntheit der Wachau bei.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Hofrat Geiger und sein Faktotum Ferdinand Lechner, als Ministerialbeamte im Jahr 1938 pensioniert, leben sehr zurückgezogen. Um dem Hofrat das Pensionistendasein zu erleichtern, redet ihm Lechner ein, dass dessen Nachfolger sich in der Materie nicht gut auskennt und ihn um Rat bittet. Zu diesem Zweck „borgt“ sich Lechner alte Akten, die der Hofrat bearbeitet. Aus einem dieser alten Akten erfährt Geiger, dass er mit Marianne Mühlhuber, die er im Sommer 1929 in Spitz an der Donau kennenlernte, eine Tochter hat.
In Spitz fristet Marianne Mühlhuber ein tristes Dasein als Wirtschafterin des heruntergekommen Gasthauses „Blaue Gans“, in die sie der alte Windischgruber seinerseits mit ihrem unehelichen Kind auf Kost und Quartier aufgenommen hat. Die Gäste bleiben aus, die Schulden drücken. Marianne wird von Matthias Pfüller, Bürgermeister, Fleischhauer und Inhaber des „Goldenen Ochsen“ heftig umworben. Ihre Tochter, Mariandl, 17, ist unsterblich in den Hausdiener Hans verliebt. Da Hans „nix ist und nix kann“ und um zu verhindern, dass auch ihre Tochter ein uneheliches Kind zur Welt bringt, versucht die Mutter vergeblich, diese Liebe zu unterbinden.
Geiger kommt nach Spitz und wird von Marianne kühl und abweisend empfangen. Er will wieder abreisen, begegnet dann aber seiner Tochter, die ihn nicht kennt, und beschließt, in Spitz zu bleiben.
Inzwischen informiert Pfüller Marianne, dass sie aufgrund ihrer Zuständigkeit nach Znaim keine Österreicherin ist und empfiehlt ihr, einen Österreicher zu heiraten, um die Staatsbürgerschaft zu bekommen. Marianne heiratet, aber nicht Pfüller, sondern Geiger, mit dem sie vereinbart hat, dass ihre Ehe nur auf dem Papier bestehen soll. Um ihre Unabhängigkeit wieder zu erlangen fährt sie nach Wien, um die Staatsbürgerschaft zu beantragen. Ohne dass Marianne davon weiß, wird ihr Akt von Geiger bearbeitet, der dafür sorgt, dass sich die Erledigung über ein Jahr lang hinzieht, das Marianne in Wien verbringt.
Marianne fährt gemeinsam mit Geiger nach Spitz - „wegen Pfüller und wegen der Leut“ – und erlebt eine Überraschung nach der anderen: die „Goldene Gans ist umgebaut“, es wimmelt von Gästen, Mariandl und Hans haben geheiratet und ein – eheliches – Mariandl.
Marianne, zunächst erbost, dass Geiger hinter ihrem Rücken all das inszeniert und finanziert hat, erfährt endlich den Grund, warum er all das getan hat: weil er sie liebt.
Nachbetrachtung
Der Film spielt, obwohl das gleichnamige Theaterstück 1942 entstand, im Jahre 1947, also zwei Jahre nach Kriegsende, zur Zeit der Lebensmittelrationen. Im Vorspann heißt es: Dieser Film spielt im heutigen Österreich, das arm ist und voller Sorge. Doch - haben Sie keine Angst - davon zeigt er Ihnen wenig. Er geht an der Zeit nicht vorbei, er erzählt nur, dass vieles - wenn man will - auch eine heitere Seite haben kann.
- Anschluss 1938: Hofrat Geiger wurde beim Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland so wie andere missliebige Beamte aus seinem Amt entfernt.
- Wiedergutmachung: Geiger will „gutmachen“, was er angestellt hat. Marianne „kann das Wort schon nicht mehr hören“, da die damalige politische Diskussion über die Opfer der Nazityrannei zum Teil sehr oberflächlich geführt wurde und man der Meinung war, mit einigen finanziellen Zuwendungen den ganzen Terror vergessen machen zu können. Auch für Marianne sind die schweren Zeiten mit dem unehelichen Kind nicht einfach durch eine Heirat und finanzielle Sicherheit gutzumachen.
- Tauschgeschäfte: wie in der rauen Wirklichkeit, in der manche Städter ihren Familienschmuck für Schmalz und Milch hingeben mussten, hatte auch Lechner Probleme, die Eier für Geigers Gabelfrühstück zu bekommen.
- endlose Schlangen vor den Ämtern: ein sich über ein ganzes Jahr hinziehender Amtsweg war auch in der Realität eher die Regel als die Ausnahme.
- geschlossene Ämter wegen Strom- und/oder Kohlenmangel: ein Abbild der Zeit.
- Dorfkaiser: Pfüller ist der Prototyp des allmächtigen Dorfkaisers, Bürgermeister, Fleischhauer, Gastwirt und Weinbauer, der sich alles erlaubt und seine Machtstellung weidlich ausnützt.
Der Hofrat Geiger war mit der außergewöhnlich hohen Besucherzahl von 2.548.000 bis zum 30. April 1951 der wirtschaftlich erfolgreichste Film der Nachkriegsjahre. Für die Rolle der Marianne Mühlhuber war ursprünglich Christl Mardayn vorgesehen. Für die Film-Debütantin Waltraut Haas bedeutete der Film den Durchbruch zu einer erfolgreichen Karriere. Sie war auf Betreiben von Regisseur Hans Wolff ausgewählt worden und dabei unter anderem der damals allerdings noch wenig bekannten Maria Schell vorgezogen worden. Ihre Gage betrug 1500 Schilling.[1]
Das im Film mehrmals intonierte Lied Mariandl war in der Interpretation von Maria Andergast und Hans Lang bereits der erfolgreichste Schlager des Jahres 1947 überhaupt[2]. Der Text dieses Liedes mit dem Reim von „Wachauer Landl“ auf „Mariandl“ stammte von Kurt Nachmann.
Kritiken
- Filmzeitschrift „Mein Film“, 6. Juni 1947: Die drei Hauptdarsteller Paul Hörbiger, Maria Andergast und Hans Moser sind also wieder in einen geeigneten Rahmen gestellt worden, der es ihnen ermöglichte, die alte Beliebtheit der verkörperten Typen aus dem österreichischen Volkstum wieder neu zu beleben und damit dem österreichischen Unterhaltungsfilm endlich wieder im Ausland jene Geltung verschaffen zu helfen, die nun wohl genügend schlechte Filme vergeblich zu erreichen versucht haben.[3]
- Filmlexikon 6000 Filme: Anspruchslose Wiener Geschichte (...), humorvoll erzählt (...).[4]
Neuverfilmungen
Bei den Neuverfilmungen treten manche Schauspieler in anderen Rollen wieder auf. Teilweise werden auch bei Beschreibungen die Handlungen dem falschen Jahr zugeordnet.
Im Jahr 1961 inszenierte Werner Jacobs unter dem Titel Mariandl ein Remake des Films mit Rudolf Prack als Hofrat Geiger, Waltraut Haas als Marianne Mühlhuber, Cornelia Froboess als Mariandl und Hans Moser als Windischgruber, dem 1962 Mariandls Heimkehr mit denselben Hauptdarstellern folgte. 1996 kam es für das Fernsehen zu einer weiteren Neuverfilmung unter dem Titel Hofrat Geiger oder Alte Liebe - Neues Glück von Peter Weck mit Peter Weck als Hofrat Geiger und Christiane Hörbiger als Marianne Mühlhuber.
Vergleichende Übersicht Rollenname Funktion 1947: Der Hofrat Geiger 1961: Mariandl
(1962: Mariandls Heimkehr)1996: Hofrat Geiger /
Alte Liebe - Neues GlückDrehbuch Hans Wolff Janne Furch Lida Winiewicz Regie Hans Wolff Werner Jacobs Peter Weck Hofrat - Franz Geiger
- Dr. Martin Geiger (1996)
Vater vom Mariandl Paul Hörbiger Rudolf Prack Peter Weck Ferdinand Lechner Faktotum des Hofrats
ehem. UntergebenerHans Moser [~ Peter Hofer & Franzi & Ferdl] [~ Herr Fucik] Franzi Haushälterin bei Geiger - Susi Nicoletti - Ferdl Dienstmann - Hugo Gottschlich Herr Fucik Stamm-Taxifahrer - - Heinz Petters Marianne Mühlhuber Mutter vom Mariandl Maria Andergast Waltraut Haas Christiane Hörbiger - Matthias Pfüller (1947)
- Gustav Pfüller (1961)
umwirbt Marianne - 1947: Bürgermeister, Fleischhauer,
Wirt des „Goldenen Ochsen“ - 1961: Weinhändler,
Inhaber des „Hotel Post“
Hermann Erhardt Gunther Philipp Mariandl Mühlhuber Tochter von Geiger und Marianne Waltraut Haas Cornelia Froboess Birgit Stauber - Hans (1947)
- Peter Hofer (1961)
Liebhaber von Mariandl - 1947: Hausdiener
- 1961: Sekretär (Untergebener)
des Hofrats
Louis Soldan Peter Weck - alter Windischgruber
- Großvater Mühlhuber (1996)
Wirt, „Opa“ Josef Egger Hans Moser Otto Tausig Gasthaus 1 Blaue Gans Goldene Gans Gasthaus 2 Goldener Ochse Hotel Post Der Akt alter Akt mit Bitte um Aufnahme der Tochter in eine Klosterschule Mariandls Musikstipendium wurde abgelehnt Zuschuss für die Renovierung eines Schlosses von Gräfin Chiari, Mariandl engagiert sich „Mariandl“ Lied - Geiger bei sich zu Hause, er hat es geschrieben, Lechner hört zu
- Mariandl an der Donau mit der Zitter, Geiger hört zu
- Marianne auf ihrer Hochzeit, Schluss im Duett mit Mariandl
- Lechner stimmt es kurz mit Mariandl III im Arm an
- Geiger bei sich zu Hause (nur Refrain), er hat es geschrieben, Franzi hört zu
- Mariandl beim Heurigen, Geiger und Hofer hören zu
- Geiger an der Donau (Refrain), Marianne summt dazu
- Schlussszene Hochzeit von Marianne und Geiger: Mariandl und Hofer, Marianne und Geiger
Literatur
- Hans Lang und Martin Costa: Der Hofrat Geiger. Musikalisches Lustspiel in drei Akten. [Aufführungsmanuskript.] Musikverlag Josef Weinberger und Musik und Bühne Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main und Wiesbaden o.J.
- Waltraud Mortensen-Gsell: Vom Hofrat Geiger zum Mariandl - inszenierte Geschlechterdarstellungen im Originalfilm und dessen Neuverfilmung, Dissertation, 2009
Weblinks
- Der Hofrat Geiger in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Lois Soldan, Paul Hörbiger, Waltraut Haas
- Paul Hörbiger, Hans Moser, Maria Andergast
- Josef Egger, Paul Hörbiger
- Waltraut Haas, Paul Hörbiger
- Paul Hörbiger, Hans Moser
Einzelnachweise
- ↑ Beatrice Weinmann: Waltraut Haas. Residenz, 2007, ISBN 978-3-7017-3039-1, S. 58.
- ↑ Hitbilanz. Deutsche Chart Singles 1956–1980. Mit den Hits von 1930–1955. Taurus Press, 2000, ISBN 3-922542-24-7, S. 406.
- ↑ Mein Film. Nr. 23, 6. Juni 1947, S. 8.
- ↑ 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage. Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 196.
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