Adolf Burger

Adolf Burger
Adolf Burger, Januar 2008

Adolf Burger (* 12. August 1917 in Großlomnitz, Österreich-Ungarn, heute Slowakei) ist Buchdrucker und Holocaust-Überlebender, der als jüdischer Häftling eine wichtige Rolle als Fälscher im Rahmen des Unternehmens Bernhard im Konzentrationslager Sachsenhausen spielte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Burger wurde in der Hohen Tatra geboren und lebte später in Poprad. Im August 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau Gisela aus „politischen“ Gründen verhaftet und in das KZ Auschwitz verschleppt, wo er als Häftling mit der Nr. 64401 gekennzeichnet wurde. Seine Frau wurde im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Als gelernter Buchdrucker und Setzer wurde Adolf Burger auf Befehl des Sicherheitsdienstes der SS zwei Jahre später in die Fälscherwerkstatt (Blocks 18 und 19) des KZ Sachsenhausen bei Berlin kommandiert, in dem in großen Mengen englische Pfundnoten, jugoslawisches Partisanen-Geld, sowjetische Ausweise, brasilianische Pässe, Soldbücher, Briefmarken und Formbriefe, wie beispielsweise die des Palästina-Amtes in Genf, gefälscht wurden. Die von SS-Sturmbannführer Naujocks konzipierte, von Heydrich zu einer Führer-Vorlage erweiterte und von Himmler und Hitler abgestimmte Aktion Bernhard wurde als „größte Fälscherwerkstatt“ bezeichnet. Vor den herannahenden Alliierten wurde die Fälscherwerkstatt zu Kriegsende zuerst nach Mauthausen und dann in das KZ Ebensee, ein Außenlager von Mauthausen, verlagert. Dort wurde Burger am 6. Mai 1945 durch Soldaten der 3. US-Armee befreit. Er kehrte in die Tschechoslowakei zurück und erreichte am 20. Mai 1945 Prag. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Poprad musste er feststellen, dass seine Mutter vier Monate vor Ende des Krieges in das Konzentrationslager Ravensbrück und der Stiefvater nach Sachsenhausen deportiert und ermordet worden waren.

2006 wurde der Spielfilm „Die Fälscher“ gedreht. Das Drehbuch basiert auf den Erinnerungen Adolf Burgers an seine Zeit in Sachsenhausen. Der Film mit August Diehl in der Rolle von Adolf Burger wurde 2007 auf der Berlinale uraufgeführt. Er erschien im März 2008 in Deutschland und Österreich und gewann im Februar 2008 bei der 80. Oscarverleihung – als erster österreichischer Film überhaupt – die Auszeichnung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“.

Adolf Burger ist als Vertreter der tschechischen Sachsenhausenhäftlinge Vizepräsident im Internationalen Sachsenhausen-Komitee und darüber hinaus engagiert im Auschwitzkomitee.

Noch im hohen Alter besucht er Jugendliche an ihren Schulen, um seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Schriften

  • Nummer 64401 erzählt, 1945 (Heft auf tschechisch, bereits mit Fotos aus Ebensee, die kurz nach der Befreiung entstanden waren)
  • "Des Teufels Werkstatt. Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen. Zum Fälschen gezwungen. Ein Tatsachenbericht.", Hentrich & Hentrich Berlin 2006 (erw. Auflage), ISBN 393347180X (1. Aufl.: Berlin 1992)

Literatur

  • Andreas Austilat: Krieg der Scheine. In: Der Tagesspiegel, Berlin, vom 4. Februar 2007
  • Evelyn Finger: Geld oder Leben. In Die Zeit, 8. Februar 2007 Nr. 07
  • Lawrence Malkin: Hitlers Geldfälscher. Lübbe, Bergisch Gladbach, 319 S., ISBN 3785722494. Rezension in der Zeitung der Fachhochschule Kehl
  • Wegener, Franz: Der Alchemist Franz Tausend. Alchemie und Nationalsozialismus, Kapitel 5.3: Vom Gold- zum Geldmachen: Himmlers Fälscherwerkstatt, KFVR, Gladbeck 2006, ISBN 3931300188
  • Der Falschmünzer. In: Jüdische Zeitung, März 2007
  • Gerald Sammet: "Häftling Nr. 138409". In NZZ Folio 10/93
  • Mader, Julius: Der Banditenschatz. Ein Dokumentarbericht über den geheimen Goldschatz Hitlerdeutschlands, Kapitel III: Die Waffe aus Papier, S. 56-86, Verlag der Nation, überarbeitete und ergänzte Ausgabe, Berlin 1973
  • Wagner, Wolf H., "Der Hölle entronnen - eine Biographie des Malers Leo Haas", Berlin 1987; Haas war Mithäftling im "Unternehmen Bernhard"

Weblinks



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