Deutscher Caritasverband

Deutscher Caritasverband

Der Deutsche Caritasverband ist Dachverband der organisierten Caritas (lat. Nächstenliebe, Hochschätzung) und Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Caritas versteht sich neben Liturgie und Verkündigung als Wesensäußerung von Kirche in der Welt. Der Verband organisiert sowohl national die soziale Arbeit der katholischen Kirche für Menschen, unabhängig von Weltanschauung und Religion, tritt aber auch als eine in vielen Ländern tätige soziale Hilfsorganisation in Erscheinung. Er ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts (e. V.) Spitzenverband von über 900 einzelnen Organisationseinheiten – die meisten davon als selbstständig eingetragene Vereine. Mit rund 507.000 Mitarbeitern und etwa eben so vielen ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Helfern ist die Caritas der größte private Arbeitgeber in Deutschland.[1] Ihre evangelische Entsprechung ist das Diakonische Werk.

Caritas
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Gründer Lorenz Werthmann
Gründung 9. November 1897
Aktionsraum weltweit
Angestellte etwa 490.000 in Deutschland
Website www.caritas.de

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Briefmarke zum 100. Geburtstag des Deutschen Caritasverbandes 1997.

Prälat Lorenz Werthmann gründete am 9. November 1897 in Köln den Deutschen Caritasverband als Charitasverband für das katholische Deutschland; der Sitz des Verbandes liegt heute in Freiburg im Breisgau. Bald entstanden weitere nationale Caritas-Organisationen in der Schweiz (1901), in Österreich (1903) und in den USA (Catholic Charities, 1910). 1916 erkannte die Deutsche Bischofskonferenz den Caritasverband als Zusammenfassung der Diözesan-Caritasverbände zu einer einheitlichen Organisation an. Im Jahre 1922 hatten alle deutschen Diözesen einen eigenen Diözesan-Caritasverband.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Arbeit des Caritasverbandes politisch und rechtlich stark eingeengt, obwohl das Reichskonkordat von 1933 sie formal absicherte.

In der Nachkriegszeit betätigte sich der Caritasverband überwiegend in der Verteilung ausländischer Spenden an die deutsche Bevölkerung, in der Sorge für Flüchtlinge sowie in der Zusammenführung auseinander gerissener Familien.

Caritas in Westdeutschland

In den 1960er Jahren kam zu der Arbeit mit benachteiligten Menschen in Westdeutschland der Aufbau der internationalen Hilfe, etwa bei Naturkatastrophen oder Kriegen.

1982 gehörten zum Deutschen Caritas-Verband (DCV) in der Bundesrepublik 22 Diözesan-Caritasverbände, 260 karitative Genossenschaften (Männer- und Frauenordern mit sozialer Aufgabenstellung) und 36 Fachverbände (darunter Malteser-Hilfsdienst, Raphaelswerk, Vinzenz-Verein, Bahnhofsmission, IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit Deutscher Verband).

Insgesamt unterhielt die Caritas 25.860 Einrichtungen, darunter 950 Krankenhäuser, 1.410 Altenheime und 1.200 Jugendheime, Tagesstätten und Hilfsstationen. Dem Verband gehörten 263.000 hauptberufliche Mitarbeiter an.

Caritas in Ostdeutschland

Unter dem Schutz der Bischöfe entging die Caritas der DDR der Auflösung. Caritas wurde in die Strukturen der Bistümer eingegliedert, was eine sehr enge Bindung an die örtlichen Pfarrgemeinden begründete. Die örtliche Arbeit der Caritas wurde mit der Bildung von Caritassekretariaten organisiert.

Das staatliche Monopol bei Erziehung und Sozialfürsorge ließ die Arbeit in diesen Bereichen zur Zerreißprobe werden. Nur noch wenige Kinder lebten in katholischen Heimen, da deren Einweisung in konfessionelle Einrichtungen zunehmend unterbunden worden war. Neugründungen von Kindergärten waren nicht möglich. Die bestehenden Kindergärten durften jedoch weiter betrieben werden. Sie leisteten in den Jahren der DDR einen unverzichtbaren Beitrag für die christliche Erziehung der Kinder. Ein Schwerpunkt in diesen Jahren war die Schaffung von Einrichtungen für geistig behinderte und der Aufbau von Diensten für körper- und sinnesbehinderte Menschen.

Nach dem Bau der Mauer 1961 musste in der Abgeschlossenheit der Grenzen caritatives Leben neu gestaltet werden. Große Bedeutung erhielt in dieser Zeit die Schaffung eigener kirchlicher Ausbildungsgänge zur kirchlichen Erzieherin, zur Fürsorgerin, zum Fürsorger (Sozialarbeiter) oder zur Jugendleiterin (Sozialpädagogin) in Leisnig, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg und Berlin-Prenzlauer Berg. Hunderte junger Menschen nahmen diese Möglichkeiten trotz fehlender staatlicher Anerkennung wahr. Staatlich anerkannt waren nur die Ausbildungen zur Krankenschwester bzw. zum Krankenpfleger. Mit einer regen Bautätigkeit in diesen Jahren versuchte die Caritas, dem wachsenden Bedarf an Altenheimplätzen gerecht zu werden[2].

Nach der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erfolgte bei den in der DDR vorhandenen Caritasverbänden 1990 die Neu- oder Wiedergründung als Vereine nach bürgerlichem Recht, die sich zu den Zielen des Deutschen Caritasverbandes bekannten. 1993 beschloss der Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes erstmals ein „Leitbild des Deutschen Caritasverbandes“; eine Satzungsreform erfolgte im Jahre 2005.

Präsident des Deutschen Caritasverbandes e. V. ist seit 2003 Peter Neher. Der aus dem Allgäu stammende Pfarrer und Theologe war vor seiner Wahl im Jahr 2003 zum Präsidenten im Bistum Augsburg Caritasdirektor für die Diözese Augsburg. Er reformierte hier die Struktur des Diözesanverbandes und der 17 Kreisverbände neu.

Struktur


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