Deutscher Preß- und Vaterlandsverein

Deutscher Preß- und Vaterlandsverein
Philipp Jakob Siebenpfeiffer, Publizist (Gemälde v. Helmut Collmann, 1918-1996)
Georg August Wirth, Publizist
Friedrich Schüler, Rechtsanwalt
Siebenpfeiffer (zeitgenöss. Stich)

Deutscher Preß- und Vaterlandsverein" oder auch „Deutscher Vaterlandsverein zur Unterstützung der Freien Presse“ war ein 1832 gegründeter Verein deutscher Publizisten und Intellektueller für Pressefreiheit und eine vereinigte deutsche Republik.

Inhaltsverzeichnis

Zielsetzung

Ziel des Vereins war, die Unabhängigkeit von Journalisten und die Pressefreiheit zu unterstützen, die man als wesentliches Instrument zur Vereinigung des deutschen Sprachraums (Deutschland) ansah. Denn man strebte mit diesem Verein „die Wiedergeburt Deutschlands in einem freiheitlichen Europa“ an.

Die führenden Köpfe des Vereins formulierten Zielsetzungen und schafften Organisationsformen und Aktivitäten, die den Verein schließlich tatsächlich als relativ weit entwickelten Prototyp einer Parteiorganisation auszeichneten. Die Zielsetzungen waren grundsätzlich revolutionär, da sie die Überwindung des bestehenden politischen Systems in einer freiheitlich verfassten Nationaleinheit forderten.

Zur Unterstützung der oppositionellen Presse zahlte der Verein sogar Gelder an politische Schriftsteller, die sich in ihren Werken gegen das herrschende Regime wendeten.

Geschichte

Die Julirevolution von 1830 in Paris schürte die Freiheitsgedanken der Bürger. Von Frankreich ausgehend, drohte das Volk in ganz Europa sich gegen den regierenden Adel und dessen Militär zu erheben (siehe: Vormärz). Um diese freiheitlichen Bestrebungen zu unterbinden, griffen die regierenden Fürsten zu Repressions- und Disziplinierungsmaßnahmen.

Einen Sonderfall unter den deutschen Territorien stellte die Pfalz dar. Das Königreich Bayern übernahm 1816 das 1793 von Frankreich annektierte Gebiet. Dabei musste jedoch Bayern den Fortbestand der in der französischen Zeit eingeführten Rechte und Freiheiten in der Verfassung garantieren. Die in Bayern erlassenen Zensur- und Polizeimaßnahmen waren in der Pfalz daher nicht ohne weiteres durchzusetzen. So bot sich die Pfalz als Zufluchtsort für in Bayern unterdrückte Demokraten an. Johann Georg August Wirth wechselte mit seinem angesehenen Blatt „Deutsche Tribüne“ von München nach Zweibrücken. Er selbst schrieb hierzu: „Aus reiflicher Erwägung mußte die Redaktion sich bewogen fühlen, ihren Wohnsitz hier zu nehmen, um mit Paris und Brüssel einerseits, dann Karlsruhe und Frankfurt andererseits Verbindungen aufzunehmen“. Ein weiterer Anreiz Zweibrückens dürfte in dem hier lebenden hoch angesehenen Führer der radikalen Linken, dem Bayrischen Landtagsabgeordneten Friedrich Schüler zu sehen sein. Und auch der suspendierte 'königlich-bairischen Land-Commissär' Philipp Jakob Siebenpfeiffer wechselte 1831 vom benachbarten Homburg (Saar) nach Zweibrücken, um hier seine demokratischen Zeitschriften herauszugeben.

Als die bayrische Regierung dazu überging, unter Missachtung der Verfassungsrechte auch in der Pfalz politische Versammlungen zu behindern und die Pressefreiheit durch Zensur und Druckverbote immer stärker einzuschränken, kam es zur Reaktion der Demokraten.

Im Rahmen des "1. Schüler-Festes", eines Festbanketts – politische Versammlungen waren verboten - zu Ehren des Abgeordneten Friedrich Schüler, am 29. Januar 1832 in Zweibrücken-Bubenhausen gründeten Schüler, Siebenpfeiffer und Wirth zusammen mit anderen demokratisch denkenden Bürgern und Journalisten aus der Pfalz zur Abwehr dieser Pressezensur den „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein". Sein provisorischer Vorstand bestand aus Friedrich Schüler, Ferdinand Geib und Joseph Savoye.

Der Verein breitete sich rasch aus, zunächst in den Südwesten und Süden Deutschlands, dann nach Mitteldeutschland. Seine Aktivitäten wurden durch Flugschriften unterstützt. Harte Auseinandersetzungen mit den Zensurbehörden waren die Folge. Doch schon binnen kürzester Zeit hatte der Verein über 5.000 Mitglieder in 116 Ortsgruppen (Komitees). Sogar in Paris entstand auf Initiative des Zweibrücker Zentralkomitee ein Komitee des Vereins. Joseph Savoye reiste zu diesem Zweck mitte Februar nach Paris und sicherte die Mitarbeit von deutschen Autoren wie Heinrich Heine und Ludwig Börne, die bereits wegen politischer Verfolgung im französischen Exil lebten. Zu den Führern der Pariser Filiale des Vereins wurden der Kaufmann Hermann Wolfrum (* 1812) und der Journalist Joseph Heinrich Garnier (* 1800), den Savoye noch aus der Studienzeit kannte. Der dortige Verein wurde später zum Deutschen Volksverein bevor er sich in den Bund der Geächteten und den Bund der Gerechten aufspaltete.[1]

Die von Wirth herausgegebene Zeitung „Deutsche Tribüne“ (1831–1832) war eine der wichtigsten liberal-demokratischen Zeitungen des deutschen und europäischen Vormärz und fungierte für den „Preßverein" gewissermaßen als Vereinszeitung, so dass die „Tribüne“ auch als zentrale Quelle für eine nationale Parteibildung betrachtet werden kann.

Doch auch Friedrich Philipp Deil (1804–1853) unterstützte die Freiheitsbewegung mit seinem „Pirmasenser Wochenblatt“, das er erst 1831 gegründet hatte. In seiner Druckerpresse entstanden auch die politischen Schriften „Der deutsche Mai" und „Der Liberale im Westrich".

Am 1. März wurde der Verein von der bayrischen Regierung verboten. Schüler, Geib und Savoye legten vergeblich gegen das Verbot Rechtsmittel ein. Gegen die Aufforderung der Regierung in diesem Zusammenhang eine Erklärung über die Nichtzugehörigkeit zu "geheimen Verbindungen" zu unterschreiben, wie dies von Staatsdienern verlangt wurde, verwahrte sich Schüler in einem Artikel in der „Deutschen Tribüne". Doch auch die „Deutsche Tribüne“ wurde noch im März 1832 verboten und Wirth, Siebenpfeiffer und Schüler erhielten Berufsverbot. Als Ersatz für die „Tribüne" wurden Flugblätter gedruckt.

Im April veröffentlichten Wirth und Siebenpfeiffer ihre Einladung zum Hambacher Fest (27. Mai 1832) auf dem Hambacher Schlossberg, dessen Konzept Siebenpfeiffer schon im Januar bei der Gründungsversammlung des „Preßvereins“ vorgestellt hatte. Dabei sollte es sich zum Schein um ein Volksfest handeln. Dem Festaufruf folgten etwa 30.000 Menschen: Franzosen, Polen und Pfälzer, Männer und Frauen, Abgeordnete, Studenten, Handwerker und Bürger, Bauern und Winzer. Sie alle zogen singend, mit wehenden Fahnen hinauf zur Schlossruine. Freiheit, Bürgerrechte und nationale Einheit waren die Hauptforderungen der Hambacher Redner. Die Farben Schwarz-Rot-Gold der mitgeführten Fahnen wurden später die Nationalfarben der Weimarer Republik im Deutschen Reich und danach der Bundesrepublik Deutschland.

Vereinsmitglieder

Dies ist nur eine kleine Auswahl der prominentesten Mitglieder aus dem Rheinkreis. Insgesamt hatte der Verein zu seiner Hochzeit ca. 5000 Mitglieder.

Nicht abschließende Liste in alphabetischer Reihenfolge:

Gedenken

Zur Erinnerung an das damalige Festbankett zur Gründung des „Preßvereins“ am 29. Januar 1832 veranstaltet die Siebenpfeiffer-Stiftung noch heute jedes Jahr abwechselnd in Homburg, dem beruflichen Wirkungsort von Siebenpfeiffer, und Zweibrücken, dem Gründungsort des Vereins, ein ähnliches Festessen mit politischen Vorträgen.

Quellen

  • Anklage-Act gegen Dr. Wirth, Dr. Siebenpfeiffer, Hochdörfer, Scharpff, Becker, Dr. Grosse, Dr. Pistor, Rost und Baumann sämmtlich der directen, jedoch ohne Erfolg gebliebenen Aufforderung zum Umsturz der Staats-Regierung, ferner gegen Schüler, Savoye, Geib und Eifler, die drei Ersteren eines förmlichen Complotts zum Umsturze der Staats-Regierung, und der Letztere der Mitschuld an diesem Verbrechen angeklagt; verwiesen vor das auserordentliche Assisengericht zu Landau, welches am 29. Juli 1833 seinen Anfang nimmt Zweibrücken, 1833. Gedruckt bei Georg Ritter, 1833

Literatur

  • Gustav Heinrich Schneider: Der Preß- und Vaterlandsverein 1832/33, Ein Beitrag zur Geschichte des Frankfurter Attentats, Heft 4, Seite 183f., Archiv für die Deutsche Burschenschaft (Hg.), Berlin 1896/1897.
  • Cornelia Foerster: Der Preß- und Vaterlandsverein von 1832/33. Sozialstruktur und Organisationsformen der bürgerlichen Bewegung in der Zeit des Hambacher Festes. Dissertation an der Universität Trier, Verlag Trierer Historische Forschungen, Trier 1981, ISBN 3-923087-02-0.
  • Cornelia Foerster: Der deutsche Preß- und Vaterlandsverein im Rahmen des frühen politischen Vereinswesens, in: Helmut Reinalter (Hg.): Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830–1848/49, Seite 213f., Frankfurt (Main) 2002.
  • Cornelia Foerster: Verein contra Zensur!. Johann Georg August Wirth und der Deutsche Preß- und Vaterlandsverein von 1832/33, in: Axel Herrmann (Hg.): Johann Georg August Wirth (1798–1848). Ein Revolutionär aus Hof. Seine Person, seine Zeit, seine Wirkungen, Seite 71 f., Hof 1999.
  • Martin Baus: Der Festbote, Einmalige Sonderausgabe zum 175. Jahrestag der Gründung des "Deutschen Vaterlandsvereins der freien Presse" am 29. Januar 2007, mit den Porträts der Wortführer und zeitgenössischen Berichten, 16 S., St. Ingbert 2007.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Schieder: Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung. Die Auslandsvereine im Jahrzehnt nach der Julirevolution von 1830, Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1963, S. 14ff

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