- Deutsche Tribüne
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„Deutsche Tribüne“ (1. Juli 1831 – 18. März 1832) war der Name einer liberal-demokratischen Zeitung des deutschen und europäischen Vormärz. Herausgeber war Johann Georg August Wirth (1798-1848). Einer der Redakteure war Georg Fein (1803-1869). Zuletzt wurde die Zeitung in einer Auflage von 5.000 Exemplaren in Deutschland und Frankreich verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Seit Juli 1831 erschien die „Deutsche Tribüne“ zunächst in München. Doch der bayerische König Ludwig I. hatte schon im Januar 1831 die Kontrolle über die dortige Presse verschärft. Die Behörden verfügten dadurch über ein ganzes Arsenal von Zwangsmitteln, um systemkritische Zeitungen zu schikanieren – durch den Entzug von Anzeigen, die Erschwernis des Vertriebs, Beschlagnahme einzelner Ausgaben, den Lizenzentzug für Druckereien oder die Verhängung von Geld- und Gefängnisstrafen über Journalisten. So wurde auch Wirth im September 1831 zu einer Arreststrafe verurteilt, der bald weitere folgen sollten.
Deshalb verlegte er Ende 1831 auf Einladung von Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) seine Wirkungsstätte nach Homburg (Saarpfalz-Kreis). In dieser damals bayerischen Region, die zwischen 1801 und 1815 zu Frankreich gehört hatte, herrschte noch ein freierer Geist. Die Region rund um Zweibrücken und Homburg konnte sich nach dem Wiener Kongress zu einem Zentrum der demokratischen Bewegung entwickeln, da das Königreich Bayern dem Rheinkreis seine durch die französische Revolution von 1789 eingeführten Freiheitsrechte beließ, um so u.a. auch von den für den Staat vorteilhaften Steuergesetzen zu profitieren.
Ein weiterer Vorteil für die Presse, war die damals im Rheinkreis bereits bestehende Unabhängigkeit der Justiz. Insbesondere die Richter am Appellationsgericht Zweibrücken fuhren den Zensurbestrebungen der bayrischen Aristokratie immer wieder in die Parade.
Zudem ermöglichten die guten Verkehrsverbindungen einen optimalen Vertrieb der Zeitung. Doch bald wurde die „Deutsche Tribüne“ auch hier konfisziert und im März 1832 endgültig verboten. Die Zeitung arbeite „auf den Umsturz alles Bestehenden in Deutschland unverrückt“ hin, hieß es in der Begründung. Zuvor waren immer wieder die Druckerpressen polizeilich stillgelegt oder Journalisten verhaftet worden.
Durch ihren Herausgeber war die „Deutsche Tribüne“ eng mit dem „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein“ verbunden, der am 29. Januar 1832 in Zweibrücken (Pfalz) gegründet worden war. Zuletzt fungierte sie sogar als dessen Sprachrohr.
Inhalt
Die „Deutsche Tribüne“ gilt als die zentrale Quelle für den deutschen und europäischen Vormärz. Durch sie wurden die Ansichten der liberalen und demokratischen Opposition im Deutschen Bund verbreitet. Erstmals wurde in dieser Zeitung ein Konzept für einen einheitlichen deutschen Nationalstaat mit demokratischer Verfassung entworfen.
Doch in den Artikeln wurde nicht nur die politische Situation in Deutschland diskutiert, sondern auch die Entwicklung im europäischen Ausland. Das Frankreich unter König Louis Philippe, die Anfänge des belgischen Staates, der portugiesische Bürgerkrieg oder die Reformbemühungen in England wurden aufmerksam begleitet. Die Fragen der Verfassungsentwicklung, der bürgerlichen Freiheiten und besonders der Pressefreiheit fanden besondere Beachtung. Der polnische „Novemberaufstand" (29. November 1830) und die „Polenfrage" bildeten zentrale Themen der Zeitung. Die „Deutsche Tribüne“ erschloss also nicht nur die bürgerliche Vereinsbewegung, deren kommunikative Netzwerke und die verborgenen politischen Betätigungen während der Restaurationszeit in Deutschland, sondern auch in den europäischen Nachbarländern.
Historische Bedeutung
Die „Deutsche Tribüne" gilt unter Historikern als geeignetes Dokument für die deutsche Zensurpraxis jener Jahre. Der Herausgeber kommentierte nicht nur die Probleme mit den Zensurbehörden, sondern zahlreiche Zensurlücken beweisen den staatlichen Umgang mit unliebsamen Publikationen.
Ehrung
- Seine Geburtsstadt Hof (Saale) (Oberfranken) ehrte Johann Georg August Wirth an seinem 150. Todestag (26. Juli 1998) durch ein besonderes Denkmal in ihrer Innenstadt: Auf dem nach ihm benannten Dr.-Wirth-Platz in der Fußgängerzone wurde eine vom Berliner Bildhauer Prof. Andreas Theuer geschaffene begehbare Seite dieser Zeitung in den Maßen 14x11 Meter aufgestellt.
Literatur
weitere Lit. im Lemma Wirth!
- Wolfram Siemann, Christof Müller-Wirth (Hrsg.): Deutsche Tribüne (1831-1832). 2 Bände, K. G. Saur, München 2006, ISBN 3-598-11543-1.
- Rezension, aus Perlentaucher,[1] mit Weiterleitung nach Die Zeit
- Christof Müller-Wirth: Die „Deutsche Tribüne“ – Vision oder Denkmal? Das Schicksal einer Zeitung und ihres Publizisten in den Vormärzjahren 1831/32. Herausgeber: Hambach-Gesellschaft für historische Forschung und politische Bildung, Jahrbuch 13, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 3-89735-434-9.
- Michail Krausnick: Johann Georg August Wirth, Vorkämpfer für Einheit, Recht und Freiheit, Eine Biographie. Beltz-Quadriga, Weinheim 1997, ISBN 3-88679-289-7.
Einzelnachweise
Weblinks
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