- Die Nächte der Cabiria
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Filmdaten Deutscher Titel Die Nächte der Cabiria Originaltitel Le Notti di Cabiria Produktionsland Italien, Frankreich Originalsprache Italienisch Erscheinungsjahr 1957 Länge 111 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Federico Fellini Drehbuch Federico Fellini
Ennio Flaiano
Tullio Pinelli
Pier Paolo PasoliniProduktion Dino De Laurentiis Musik Nino Rota Kamera Aldo Tonti Schnitt Leo Cattozzo Besetzung - Giulietta Masina: Maria ‚Cabiria‘ Ceccarelli
- François Périer: Oscar D’Onofrio
- Amedeo Nazzari: Alberto Lazzari
- Aldo Silvani: Hypnotiseur
- Franca Marzi: Wanda
- Dorian Gray: Jessy
- Pina Gualandri: Matilda
- Polidor: Il Monaco
- Ennio Girolami: Amleto
- Franco Fabrizi: Giorgio
Die Nächte der Cabiria (Originaltitel: Le Notti di Cabiria) ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Federico Fellini aus dem Jahr 1957. In dem Drama steht eine römische Prostituierte (gespielt von Fellinis Ehefrau Giulietta Masina) im Mittelpunkt, die trotz Enttäuschungen und Demütigungen von Männern ihre naive Hoffnung auf Liebe und Glück nicht aufgeben will. Thematisch ist Cabiria eine optimistische Variation der Gelsomina aus Fellinis La Strada – Das Lied der Straße (1954), die ebenfalls von Masina verkörpert worden war.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Maria Ceccarelli, „Cabiria“ genannt, ist ein unscheinbares, naives Straßenmädchen aus Rom, das von ihrem Zuhälter verlassen wurde. Dieser hatte sie über Monate ausgenutzt und dann in einen Fluss gestoßen, um an ihre letzten Ersparnisse zu gelangen. Sie verbrennt daraufhin die Erinnerungsstücke an ihn. Trotz der erlebten Enttäuschungen und des Mordversuchs glaubt sie fest an das Glück und die Liebe. Cabiria trifft auf Alberto, mit dessen Freundin sie sich streitet. Der Schauspieler nimmt daraufhin amüsiert das Mädchen zu sich nach Hause. Als sich Cabiria Hoffnungen macht, kehrt jedoch Albertos Freundin zurück und sie muss ausziehen. Sie unternimmt daraufhin eine Wallfahrt zu einer Madonna und erwähnt gegenüber einem Franziskanerbruder voller Trauer, dass sie sich nicht der Gnade Gottes teilhaftig fühle.
In einem Vorstadt-Varieté wird Cabiria von einem Hypnotiseur vor dem johlenden Publikum in Trance versetzt und teilt in diesem Zustand ihre Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Vertrauen mit. Dadurch macht sie die Bekanntschaft mit Oscar D’Onofrio. Der kleine Buchhalter gibt vor, Cabiria heiraten zu wollen. Sie ist überzeugt davon, dass Oscar der Mann ihrer Träume ist, und verkauft ihr schäbiges Haus, um mit ihm verreisen zu können. Als Cabiria an einem Abhang am Meer erkennt, dass sie wieder ausgenutzt wird, wirft sie dem verwirrten Oscar enttäuscht und voller Angst ihre Tasche mit Geld vor die Füße und wälzt sich verzweifelt und schreiend im Laub. Nach diesem Ereignis kehrt Cabiria nach Rom zurück. Des Nachts macht sie dort die Begegnung mit einer fröhlichen Gesellschaft. Neue Hoffnung schöpfend schließt sie sich mit einem Lächeln den Menschen an.
Kritiken
Der film-dienst bemerkte, dass in Cabiria „unwandelbar die fast schmerzend-heftige Sehnsucht nach Reinheit, nach Menschlichkeit gegenwärtig“ sei. Der Dialog mit dem Franziskanerbruder sei der „Angelpunkt des Films“. Fellini würde damit aufzeigen wollen, dass „die Gnade Gottes auch in den Unerleuchteten ist“. Trotz des intensiven Spiels von Giulietta Masina sei Die Nächte der Cabiria „nicht ganz so geschlossen, so unangreifbar geraten […] wie 'La Strada"'“. Es wurde auf die Wallfahrtssequenz hingewiesen, die bei deutschen Kinozuschauern einen „unangenehmen, fast hysterischen Eindruck“ hinterlassen würde. Dennoch hätte die Jury des Internationalen Katholischen Filmbüros (OCIC) Fellinis Regiearbeit mit einer besonderen Empfehlung ausgezeichnet.[1]
„Die Leere meiner Gestalten füllte sich früher mit Hoffnungen und mit menschlichen Wirklichkeiten. Cabiria gelingt es, ihre Leere mit einer viel tiefer reichenden Wirklichkeit auszufüllen.“, so Federico Fellini. „Die Serenade am Ende ist menschliche und lebenspendende Gnade. Der Film und Cabiria schließen nicht aus, daß diese Gnade voller Menschlichkeit das Vorspiel von Gottes Gnade ist. Aber das bleibt im Film mit Recht ein Geheimnis Cabirias.“[2]
Nach Reclams Filmführer ist die Titelfigur eine Verwandte der Gelsomina aus La Strada. Gemeinsamkeiten wären die Naivität, aber Cabiria sei „aktiver“ und kämpfe – wenn auch mit geringem Erfolg – um ihr Glück. Der Film sei als „Hommage an eine Arme im Geiste“ zu verstehen und nicht als Sozialkritik. Der Beruf der Prostituierten „dürfte nur Metapher für ihre äußerliche Einsamkeit und Erniedrigung sein.“[3]
Der US-amerikanische Journalist Joshua Klein pries den Film als „Klassiker“. Fellini mache aus Cabirias Geschichte keine „Mitleidsstory“. „Sie ist eine starke, stolze Frau, die kämpft und sich nach jedem Rückschlag wieder aufrafft und den Marsch in ein neues, besseres Leben von vorn beginnt.“[4]
Ende der 90er Jahre erschien eine restaurierte Fassung des Films, die unter anderem eine Szene enthält, die seinerzeit der italienischen Zensur zum Opfer fiel. In dieser führt ein guter Samariter („Mann mit Sack“) die Titelfigur zu Menschen, die in Höhlen im Untergrund leben und von ihm mit Essen versorgt werden. Die als religiöser Vorwurf verstandene, „mysteriöse“ Szene wurde daraufhin auf Betreiben von römisch-katholischen Behörden aus dem Film entfernt, so die US-amerikanische Kritikerin Janet Maslin (The New York Times), obwohl es viele davon in dem Film gäbe.
Auszeichnungen
1957 erhielt Giulietta Masina bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes den Darstellerpreis, während Federico Fellini um die Goldene Palme konkurrierte, aber gegenüber der US-amerikanischen Produktion Lockende Versuchung das Nachsehen hatte. Im selben Jahr wurde Giulietta Masina beim San Sebastián International Film Festival als Beste Darstellerin sowie Dino De Laurentiis mit einem David di Donatello für die Beste Produktion geehrt.
1958 gewann der Film den Oscar als bester nichtenglischsprachiger Film, nachdem im Jahr zuvor Fellinis La Strada – Das Lied der Straße triumphiert hatte. Das Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani, die Vereinigung der italienischen Filmjournalisten, zeichnete Die Nächte der Cabiria mit Auszeichnungen in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin (Giulietta Masina), Bester Regisseur (Frederico Fellini), Beste Produktion (Dino De Laurentiis) sowie Beste Nebendarstellerin (Franca Marzi) aus.
1959 folgten Nominierungen für die British Film Academy Awards in den Kategorien Bester Film und Beste ausländische Darstellerin (Giulietta Masina) sowie der CEC Award in der Kategorie Bester ausländischer Film. Auch gab es 1959 für den Film den katalanischen Filmpreis Sant Jordi in den Kategorien Beste ausländische Schauspielerin (Giulietta Masina), Bester ausländischer Regisseur (Frederico Fellini), Bester ausländischer Film (Frederico Fellini) sowie Bestes ausländisches Drehbuch (Ennio Flaiano, Tullio Pinelli, Pier Paolo Pasolini).
Adaptionen
Der Stoff des Films wurde 1966 von Neil Simon zum Musical Sweet Charity verarbeitet und am Broadway aufgeführt. 1969 wurde dieses wiederum von Bob Fosse mit Shirley MacLaine verfilmt.
Literatur
- Federico Fellini: Die Nächte der Cabiria. (Originaltitel: „Le notti di Cabiria“). In: Federico Fellini: Filmszenarien. Band 1: La Strada, Die Nächte der Cabiria, La Dolce Vita, 8 1/2, Amarcord. Verlag Volk und Welt, Berlin 1983.
Weblinks
- Die Nächte der Cabiria in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Sammlung von Kritiken zu Die Nächte der Cabiria bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Kritik im film-dienst 43/1957
- ↑ zitiert nach film-dienst 43/1957
- ↑ vgl. Krusche, Dieter: Reclams Filmführer. Stuttgart : Reclam, 2008. – 978-3-15-010676-1. S. 514
- ↑ vgl. Klein, Joshua: Die Nächte der Cabiria. In: Schneider, Steven Jay (Hrsg.): 1001 Filme : die besten Filme aller Zeiten. Hombrechtikon/Zürch : Ed. Olms , 2005. – ISBN 3-283-00525-7. S. 342
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