- Lockende Versuchung
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Filmdaten Deutscher Titel Lockende Versuchung Originaltitel Friendly Persuasion Produktionsland USA Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1956 Länge 138 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie William Wyler Drehbuch Michael Wilson,
William Wyler,
Mary Jessamyn WestProduktion William Wyler Musik Dimitri Tiomkin Kamera Ellsworth Fredricks Schnitt Edward A. Biery,
Robert Belcher,
Robert SwinkBesetzung - Gary Cooper: Jess Birdwell
- Dorothy McGuire: Eliza Birdwell
- Phyllis Love: Mattie Birdwell
- Anthony Perkins: Joshua Birdwell
- Richard Eyer: Little Jess
- John Smith: Caleb Cope
- Robert Middleton: Sam Jordan
- Marjorie Main: Ma Hokepook
Lockende Versuchung, ein Farbfilm von William Wyler nach dem Roman The Friendly Persuasion[1] von Mary Jessamyn West, spielt 1863 in Indiana (USA)[2] und handelt davon, wie die pazifistischen Grundsätze der Quäkerfamilie Birdwell im Alltag und im Bürgerkrieg auf die Probe gestellt werden. Der Originaltitel Friendly Persuasion lautet übersetzt ´Freundliche Überredung´.[3]
Der „heiter-besinnliche Unterhaltungsfilm aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs“[4] schildert das Dilemma der Pazifisten, in einer gewalttätigen Welt sich und andere Geschöpfe zu schützen, ohne selbst gewalttätig zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Bereits die erste Einstellung des Films zeigt das pazifistische Dilemma in humoristischer Weise: Die Gans Samantha attackiert den Quäkerjungen Little Jess, der sich wehrt, indem er ihr einen Eimer Wasser über das Federkleid kippt, und sich sogar zu der Drohung versteigt, sie umzubringen. Seine Mutter, Eliza Birdwell, Vorsteherin einer Quäkergemeinde, erinnert ihn an den Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Eliza missfällt, dass Jess, ihr Mann, mit seinem methodistischen Freund Sam Jordan Kutschrennen auf dem Weg zum Bethaus veranstaltet und seinem Pferd eine zusätzliche Anstrengung abverlangt, die es freiwillig nicht auf sich genommen hätte. Gewaltlosigkeit gilt auch Tieren gegenüber (soweit die Grundbedürfnisse des Menschen es zulassen).
Der Quäkerjüngling Caleb Cope glaubt, sich einen Kampf wenigstens im Spiel erlauben zu dürfen. Er wirft auf dem Jahrmarkt seinen Gegner zu Boden. Als der Unterlegene vortäuscht, Schmerzen zu leiden, verzichtet Caleb auf den Sieg und zieht sich den Ärger derjenigen zu, die auf ihn gewettet haben. Sie schlagen ihn, wissend, dass ein Quäker nicht zurückschlagen darf. Jess Birdwell findet eine pragmatische Lösung: Er umklammert den Angreifer und steckt ihn zur Abkühlung, so als wäre es eine Wohltat, kopfüber in ein Wasserfass. Auch Eliza, die Gemeindevorsteherin, scheitert an ihren Grundsätzen: Ein konföderierter Soldat, Angehöriger einer Kavalleriestreife, die tief im Unionsgebiet operiert, will die Gans Samantha fangen. Da greift die fromme Quäkerin zu einem Besen und traktiert den Kavalleristen so lange, bis er auf Samantha verzichtet (im Tausch gegen andere Lebensmittel). Der Südstaatler lässt sich durch die harmlose Attacke überreden. Er reagiert wie ein Gentleman, fast wie ein Quäker. Eliza hingegen leidet unter ihrer Sünde wider die Gewaltlosigkeit. Ihr Mann soll nichts davon erfahren, aber Jess kommt durch die Indiskretion seines Jüngsten dahinter und amüsiert sich.
Jess will sein auf dem Jahrmarkt erworbenes Harmonium behalten. Seine Frau verbietet es ihm als Vorsteherin der Gemeinde, weil Musik ein weltlicher Genuss sei, dem sich ein Quäker nicht hingeben darf. Er setzt sich über ihre Bedenken hinweg. Eliza versucht es mit psychischem Druck: Sie zieht aus dem ehelichen Schlafzimmer in den Stall. Da handelt das Ehepaar einen Kompromiss aus. Das Harmonium bleibt, aber nur auf dem Speicher, und gespielt wird höchstens werktags.
Die Bürgerwehr Indianas stellt sich dem konföderierten Kommandounternehmen entgegen. Joshua, der Älteste der Birdwell-Söhne, hat sich ihr angeschlossen, um sein Elternhaus vor Brandschatzung zu bewahren. Eliza und Jess lassen ihren Sohn schweren Herzen ziehen. Am Ufer des Flusses Muscatatuck in der Nähe der Birdwells entwickelt sich ein Gefecht. Joshua sieht den Feind, der in den Fluss reitet, nur über den Gewehrlauf. Er schießt und tötet ihn – das Ende der ´freundlichen Überredung´ und der Beginn der ´lockenden Versuchung´, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Als Joshuas Pferd reiterlos auf den Hof zurückkehrt, sucht Jess auf dem Schlachtfeld nach seinem Sohn. Er findet ihn verletzt, aber lebend. Unter den Gefallenen ist jedoch Sam Jordan. Jess, mit einem Gewehr bewaffnet, trifft auf einen wehrlosen Südstaatler. Er verschont ihn.[5]
Hintergrund
- Mary Jessamyn West (1902–1984), die Autorin des Romans und Mitarbeiterin am Drehbuch, war eine Quäkerin aus Indiana
- Filmpremiere: 1. November 1956 in der Radio City Music Hall New York
- Der Drehbuchautor Michael Wilson (Lawrence von Arabien, Die Brücke am Kwai) stand auf Hollywoods Schwarzer Liste und blieb daher jahrelang als Drehbuchautor ungenannt
- 1975 entstand unter der Regie von Joseph Sargent eine Neuverfilmung als zweistündiger Fernsehfilm.[6]
- 1988 schenkte US-Präsident Ronald Reagan dem Sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow anlässlich des Austauschs der Ratifizierungsurkunden zum INF-Vertrag in Moskau eine Videokassette von Friendly Persuasion mit dem Hinweis, der Film zeige nicht nur die Tragödie des Krieges, sondern auch das Dilemma des Pazifismus sowie den hohen Wert der Vaterlandsliebe und der Liebe zum Frieden.[7]
Auszeichnungen
- Goldene Palme der Filmfestspiele von Canens
- Oscar-Nominierung (bester Film)
- Oscar-Nominierung für Wyler (Regie)
- Oscar-Nominierung für Wilson, West und Wyler (Drehbuch)
- Oscar-Nominierung für Perkins (beste Nebenrolle), seine einzige
- Oscar-Nominierung für Tiomkin und Webster (Musik)
- Oscar-Nominierung für Glennan und Sawyer (Ton)
- Nominierung für den Preis der Directors Guild of America für Wyler (Regie)
- Writers Guild of America Award für Michael Wilson (bestes Drehbuch)
- National Board of Review Award für McGuire (beste Schauspielerin)
- Golden-Globe-Nominierung für Cooper (bester Schauspieler)
- Golden Globe für Perkins als Bester Nachwuchsdarsteller
Kritiken
- „Der preisgekrönte und gut besetzte Film entzieht sich einer Stellungnahme und weicht in Unverbindlichkeiten aus. In manchen Szenen atmosphärisch sehr dicht und psychologisch genau, aber formal insgesamt eher enttäuschend. Trotz seiner Mängel als besinnliche Unterhaltung reizvoll, die trotz aller Dramatik auch Charme aufweist.“ – Lexikon des internationalen Films[8]
- “Lockende Versuchung zählt zu William Wylers besten Arbeiten. Das hochkarätig besetzte Familiendrama überzeugt durch seine liebevolle Inszenierung, seine detailgenaue Zeichnung der Charaktere und vor allem durch zahlreiche humorvolle Szenen“. – ARD (Kino-Highlights, Mai 2006)
- „Dem gleich mehrfach mit einem Oscar (für Mrs. Miniver, Die besten Jahre unseres Lebens und Ben Hur) gekrönte Regisseur William Wyler, der bereits in der Stummfilm-Ära aktiv war, inszenierte hier mit hochkarätiger Besetzung ein beeindruckendes Zeitbild, das gehobene und atmosphärisch dichte Unterhaltung fernab des Western-Genres bietet, auch wenn ab und zu geritten und geschossen wird.“ – Kölner Stadt-Anzeiger
Weblinks
- Lockende Versuchung in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Sammlung von Kritiken zu Lockende Versuchung bei Rotten Tomatoes (englisch)
Fußnoten
- ↑ Der deutsche Titel der Roman-Übersetzung: Locke sie wie eine Taube (Brunnen-Verlag Gießen)
- ↑ Die einzige militärische Aktion der Konföderierten nördlich des Ohios (unter dem Kommando des Generals John Hunt Morgan) fand im Juli 1863 statt (nicht 1862, wie in der Film-Rezeption häufig zu lesen)
- ↑ Persuasion kann auch (nach The Advanced Learner´s Dictionary of Current English) als religiöser Glaube (religious belief) oder Glaubensgemeinschaft (any group or sect holding a particular belief) gelesen werden, dann heißt Friendly Persuasion in etwa Religiöse Gesellschaft der Freunde, also Quäker
- ↑ Bewertung der Evangelischen Filmgilde vom September 1957, abgerufen am 31. Juli 2007 (PDF)
- ↑ Ein Quäker, der den Film hier kritisiert, schreibt dazu: „... the young man (der Südstaatler) IS UNARMED and the QUAKER HAS THE GUN ... there have been many examples in which an [sic] person NOT religiously devoted to pacifism has refused to shoot his enemy“
- ↑ „Bezüge zu anderen Titeln“ für Lockende Versuchung, Eintrag auf IMDb.com, abgerufen am 26. Juli 2007
- ↑ rottentomatoes (1992 ist ein Schreibfehler)
- ↑ Eintrag auf filmevona-z.de, abgerufen am 26. Juli 2007
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