- Dienstpferd
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Das Polizeipferd wird als Einsatzmittel der Polizei von Polizeireitern genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten
- Schutz von Großveranstaltungen wie Fußballspielen, Open-Air-Konzerten, Umzügen, Versammlungen und Demonstrationen.
- Fahndungen, Absperr- und Suchmaßnahmen im Gelände.
- Unterstützung bei der Evakuierung größerer Menschenmengen.
- Streifendienst mit jeglichem Arbeitsaufkommen eines Polizisten. Dies beinhaltet zum einen das Streifereiten in der Stadt, zum anderen auch das Reiten in Parkanlagen und Naturschutzgebieten.
- Überwachung von Parkräumen zur Verhinderung von Fahrzeugaufbrüchen
- Unterstützung der nichtberittenen Dienststellen bei allen voran genannten Punkten
Stärken
Die Stärken von Polizeipferden liegen vor allem:
- in der erhöhten Sicht des Polizeireiters. Dadurch lässt sich ein relativ großes Areal leicht überwachen. Beispielsweise fiel die Zahl der PKW-Aufbrüche bei der jährlich stattfindenden CeBIT durch den Einsatz der Reiterstaffel beträchtlich.
- in ihrer Geländegängigkeit. Wo Geländewagen nicht mehr fahren können (etwa im dichten Wald oder Unterholz), ist der Einsatz von Pferden meist problemlos möglich. So ist die Überwachung der Waldgebiete bei den Castor-Transporten ohne Reiter nur sehr schwer möglich.
- in ihrer beeindruckenden Größe. Bei Demonstrationen und Sitzblockaden können Pferde wertvolle Hilfe zum Räumen von Plätzen leisten. Beim engen Kontakt mit Menschen ist besondere Umsicht durch den Reiter geboten, um Verletzungen der Demonstranten zu minimieren. Durch die erhöhte Sitzposition sind die Polizisten mitunter besonders geschützt.
- in ihrer Umweltverträglichkeit. Besonders in Naturschutzgebieten können Pferde wertvolle Dienste leisten, ohne die Natur zu stark zu beeinträchtigen.
- gerade auch im psychologischen Faktor. Durch den beruhigenden Faktor Tier können Menschen gewaltlos bleiben und sich sogar Gespräche mit den Beamten ergeben. Insbesondere bei Festivals und großen Menschenansammlungen wird so von vorneherein auf Deeskalation hingewirkt.
Risiken
Wie Polizeivollzugsbeamte sind auch Polizeipferde besonderen Risiken im Einsatz ausgesetzt. So drückte im Juni 2004 in Hannover ein Polizeipferd im Rahmen eines Fußballspiels im Rückwärtsgehen gegen eine Scheibe, so dass es eingeschläfert werden musste. Auch Angriffe gegen Dienstpferde (Wurfgeschosse) im Rahmen von Demonstrationen sind keine Seltenheit.
In Stresssituationen kann nicht ausgeschlossen werden, dass Pferde entgegen ihren Instinkten Menschen überrennen oder trotz guter Ausbildung nach ihnen treten. Das Verletzungsrisiko für die Menschen ist dabei recht hoch, da die Pferde beschlagen und schwer sind.
Reiterstaffeln
In Deutschland unterhalten aus Kostengründen nur noch wenige Länderpolizeien Reiterstaffeln mit Polizeipferden. Bei der Polizei Bayern gibt es diese besonderen Polizeieinheiten beim Polizeipräsidium München und bei der Polizeidirektion Rosenheim. Bei der Polizei Baden-Württemberg sind es zwei und in Hessen eine Staffel. Die Polizei Niedersachsen verfügt über je eine Staffel in Hannover und Braunschweig. In Sachsen ist es eine Staffel, ebenso bei der Bundespolizei, die von der Berliner Polizei übernommen wurde.
Die Polizei Nordrhein-Westfalen schaffte ihre zehn Reiterstaffeln 2003 ab, seit 2006 gibt es dort wieder zwei Reiterstaffeln mit Sitz in Dortmund und Düsseldorf. Dort versehen 50 Beamtinnen und Beamte sowie 40 Pferde ihren Dienst.
Ankauf
Bereits bei der Auswahl eines Polizeipferdes wird besonderer Wert auf bestimmte Eigenschaften des Tieres gelegt. Insbesondere zählt hierzu neben der Gesundheit eine kräftige Statur. Das Pferd sollte sich außerdem problemlos von verschiedenen Personen reiten lassen. Die Beschaffung hängt aber auch vom vorgegebenen finanziellen Rahmen der ankaufenden Behörde ab.
Ausbildung
Von Natur aus ist das Pferd ein Fluchttier. Bei der Ausbildung zum Polizeipferd gilt es diesen Fluchtinstinkt kontrollierbar zu machen. Um dies zu erreichen, wird jedes Pferd individuell, je nach Leistungsstand und Veranlagung, an die Polizeiarbeit herangeführt. Dies geschieht durch die Gewöhnung an optische und akustische Reize. Parallel wird zusammen mit einem erfahrenen Dienstpferd Streife geritten, um das Tier an den Straßenverkehr zu gewöhnen.
Dies findet auf einer spielerischen Ebene statt, um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen und seinen Charakter zu stärken. Das Pferd sollte stets als Gewinner aus diesem Spiel hervorgehen, um den Lerneffekt positiv zu verstärken. Der Grundsatz "Vom Leichten zum Schweren" steht hierbei im Vordergrund.
Die Ausbildungszeit (bei den Reiterstaffeln Hannover und Braunschweig) beträgt in der Regel zwölf Monate. In dieser Zeit werden die Dienstpferde nach den Regeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung "Richtlinien für das Reiten und Fahren" – Band 1, 2, 4 und 6 ausgebildet. Das Ausbildungsniveau der Klasse A ist Ziel der Ausbildung.
Siehe auch
Literatur
- Carl M. Ruggler: Ein verwegener Bursche - Als Polizeireiter in Alaska, Leipzig 1935
Weblinks
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