- Adriaen de Vries
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Adriaen de Vries (* geb. um 1545 oder 1556 [1] in Den Haag; † vor 15. Dezember 1626 in Prag) war ein niederländischer Bildhauer des Manierismus, der auf Bronzeskulpturen spezialisiert war.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werke
Nach einer eventuellen Ausbildung bei dem niederländischen Bildhauer Willem van Tetrode (um 1525 - nach 1588), arbeitete er in den frühen 1580er Jahren in der Werkstatt des florentiner Bildhauers Giovanni da Bologna.[2] Nach einem kürzeren Aufenthalt in Rom und bei dem Bildhauer Pompeo Leoni (1533–1608) in Mailand, war de Vries seit 1588 tätig für Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen in Turin. 1593 fertigte er erste Arbeiten für Kaiser Rudolf II. (Merkur und Psyche; Psyche von Putten getragen). Für die Stadt Augsburg entstanden 1599 und 1602 in Zusammenarbeit mit dem Gießer Wolfgang Neidhardt seine wohl bekanntesten Werke: der Merkurbrunnen und der Herkulesbrunnen. 1601 wurde de Vries endgültig als kaiserlicher Bildhauer an den Hof Rudolfs nach Prag berufen, wo er u.a. eine Bildnisbüste des Kaisers (1603) und z.T. eher kleinformatige Arbeiten für die Kunstkammer auf dem Hradschin schuf. Nach dem Tod des Kaisers blieb er in Prag, wo er Aufträge für Kaiser Matthias, Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg, König Christian IV. von Dänemark und Albrecht von Valdšteyn ausführte, u. a. 1603 eine lebensgroße bronzene Christus-Statue für die Kirche in Rothsürben bei Breslau (heute im Nationalmuseum Warschau) sowie 1613–1620 das Grabdenkmal des Fürsten im Mausoleum der St.Martini-Kirche in Stadthagen.
Stilistische Entwicklung
In seinen frühen Arbeiten war Adriaen de Vries noch stark geprägt von Giovanni da Bologna, versuchte aber bald diesen in der Art der "imitatio und aemulatio" zu übertreffen und emanzipierte sich schließlich immer mehr von seinem Lehrer. Dies äußerte sich in seiner im Gegenteil zu Giovanni da Bologna bevorzugten Technik des direkten Bronzegusses (oder auch Guss mit verlorener Form), besonders seiner im Laufe seines Lebens immer freier werdenden Oberflächenmodellierung des für das Modell verwendeten Wachses und zudem sparsamer verwendeten nachträglichen Ziselierungen. Während seiner Tätigkeit als Hofbildhauer wurde er (kurz nach 1600) durch seine Prager Künstlerkollegen (v.a. Hans von Aachen, Bartholomäus Spranger und Paulus van Vianen) beeinflusst, sodass er sich zeitweilig einen in dieser Umgebung gängigen, von Schlankheit und Eleganz geprägten Figurentypus aneignete. In seinen expressiv gestalteten Spätwerken, die z.T. nach seinem Tode auch von seinen Gehilfen vollendet wurden, wie er es in seinem Testament ausdrücklich gewünscht hatte, erreichte er die Schwelle zum Frühbarock. Bemerkenswert ist, dass er selbst großformatige, komplizierte und aus mehreren Figuren bestehende Bronzegruppen im direkten Verfahren und darüber hinaus in einem Stück zu gießen pflegte.[3]
Literatur
- Hermann Arthur Lier: Vries, Adrian de. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 407 f.
- Bassett, Jane: The Craftsman Revealed. Adriaen de Vries. Sculptor in Bronze. Los Angeles 2008.
- Diemer, Dorothea: Adriaen de Vries: Neue Forschungen und eine bedeutende Ausstellung. In: Kunstchronik 52 (1999), S. 242 - 259.
- Schaumburger Landschaft (Hg.): Neue Beiträge zu Adriaen de Vries. Vorträge des Adriaen de Vries Symposiums vom 16. bis 18. April 2008 in Stadthagen und Bückeburg [= Kulturlandschaft Schaumburg 14], Bielefeld 2008. ISBN 978-3-89534-714-6
- Kommer, Björn R. [Hrsg.]: Adriaen de Vries: 1556–1626; Augsburgs Glanz – Europas Ruhm. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, 11. März – 12. Juni 2000, Stadt Augsburg, 2000 ISBN 3-8295-7024-4
- Larsson, Lars Olof: Adrian de Vries. Adrianus Fries Hagiensis Batavus 1545–1626, Wien/München/Frankfurt a. M. 1967
Quellen
- Filippo Baldinucci: Notizie dei professori del Disegno da Cimabue in qua 2, Firenze 1846.
Weblinks
Commons: Adriaen de Vries – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ zur Diskussion um das Geburtsjahr vgl. Diemer, S. 245
- ↑ Baldinucci, S. 580: "Multi furon i discepoli di Gio. Bologna [...] di questi il primo e principale fu Pietro Frankavilla fiammingo, Anzirevelle tedesco, Adriano fiammingo [...]"
- ↑ eine sehr ausführlich beschriebene und anschaulich bebilderte Beschreibung dieser Technik bietet Bassett.
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