Djibril

Djibril

Gabriel (zu deutsch „Mann/Kraft/Held Gottes“ als Übersetzung von hebr. גַּבְרִיאֵל (Gavri-El), „Mein(e) Mann/Held/Kraft ist Gott“) gilt als einer der (meist in Vier- oder Siebenzahl vorgestellten) Erzengel und wird in der Bibel im Buch Daniel (Dan 8,16 ELB, Dan 9,21 ELB) sowie im Evangelium nach Lukas (Lk 1,19 ELB und Lk 1,26 ELB) erwähnt, und zwar als Erklärer von Visionen und als Bote Gottes. Er nimmt auch im Islam eine wichtige Rolle ein (arab. ‏جبريل‎; Djebrail). Der Erz-Engel Gabriel wird auch als weibliches Wesen vorgestellt, dann ist sie der Engel der Verkündigung, der Auferstehung und der Gnade.

Der Erzengel Gabriel, Detail des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald

Inhaltsverzeichnis

Interpretationen

Gabriel im Judentum

Im Judentum gilt Gabriel neben Michael als Fürbitter und Schutzengel des Volkes Israel, aber auch als Straf- und Todesengel.

Erstmals erscheint sein Name im Buch Daniel, wo er die Vision von Widder und Ziegenbock deutet (Dan 8,16 ELB) und die Weissagung über Dauer und Ende des Exils verkündet (Dan 9,21 ELB).

Im Äthiopischen Buch Henoch wird Gabriel in Kapitel 20,7 neben Uriel (20,2), Raphael (20,3), Raguël (20,4), Michael (20,5) und Sarakael (20,6) – in einigen Handschriften wird noch Remiel (20,8) genannt – zu den (sieben) höchsten Engeln gezählt. Dort heißt es über ihn: „Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der über das Paradies, die Schlangen und die Kerube gesetzt ist.“ (1. Henoch 20,7). Die Siebenzahl der höchsten Engel ist für das Äthiopische Buch Henoch in Kapitel 90,21f. verbürgt.

In rabbinischen Quellen heißt es von Gabriel, er bestehe ganz aus Feuer, während Michael ganz aus Schnee bestehe. Entsprechend werden darin Gabriel und Michael die Metalle Gold und Silber zugeordnet. Die ihnen im Judentum zugesprochenen Attribute unterscheiden sich also von jenen, die ihnen die spätere christliche Mythologie zuordnet, in der teilweise Michael mit der Sonne und Gabriel mit dem Mond verbunden wird.

In der jüdischen Überlieferung waren die beiden Engel, die nach Sodom und Gomorrha gingen, Michael und Gabriel (Genesis 19): Michael, um Lot zu retten, Gabriel, um die Stadt zu zerstören.

Christlich-Jüdische Bedeutung

Der Erzengel Gabriel erscheint Zacharias (Frankreich, 15. Jh.)

Im Talmud gilt er nach Michael als der Größte der „Engelsfürsten“, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend, Israel verteidigend und beschützend.

Nach christlicher und jüdischer Auffassung ist er der Vorsteher der Cherubim und Seraphim.

Nach katholischer Auffassung ist Gabriel der Herrscher über das Wasser und über das Prinzip des Flüssigen. Er regiert außerdem die Welt der Gefühle, der Emotionen und das Unterbewusstsein. Seine Farbe ist blau in allen Schattierungen. In der Bibel finden sich keine solche Beschreibungen von Gabriel.

Er wird in der katholischen Kirche mit einer Lilie dargestellt, als Verkünder der Geburt des Johannes an Zacharias oder des Jesus an Maria. Nach katholischer Auffassung im Norden vor Gottes Thron. Der Ankündigung der Schwangerschaft Mariens durch den Erzengel Gabriel wird am 25. März gedacht am Gedenktag Maria: Annunziata, „Verkündigung des Herrn“[1].

Nach evangelischer Auffassung ist Gabriel kein Erzengel, da er in der Bibel so nicht beschrieben wird. Der höchste und einzige Erzengel sei Michael.

Islamische Bedeutung

Djibril (‏جبريل‎ arab. für „Gabriel“) ist der arabische Name für den Erzengel Gabriel.

Nach sunnitischer Auffassung des Islam wird der Erzengel Djibril auch als Ruh al-Qudus / ‏روح القدس‎ /„Geist der Heiligkeit“ bezeichnet. Jedoch ist er nicht mit dem Heiligen Geist aus der Dreifaltigkeit des christlichen Glaubens zu verwechseln. Nach schiitischer Meinung bezeichnet Ruh al-Qudus ein anderes Wesen, während Djibril als Ruh al-Amiyyn / ‏روح الامين‎ /„Geist der Zuverlässigkeit“ bezeichnet wird (Koran 26:193).

Gabriel/Djibril ist der Engel der Offenbarung, durch welchen die Aufzeichnung der göttlichen Ratschlüsse mittels Inspiration des Propheten Mohammed bei Abfassung des Korans geschah.

Djibril ist derjenige, der zum Imam Ali gesagt hat: La fata ila ali, wala saif ila solfikar. Das bedeutet soviel wie: Es gibt keinen Jungen außer Ali und kein Schwert außer Solfikar. Er ist auch derjenige, der dem Propheten Mohammed die erste Sure diktiert hat.

Kunst

Figur des Erzengels Gabriel auf dem Heldenplatz in Budapest

In der Kunst wird Gabriel immer wieder als weiblicher Engel dargestellt. Sollen Engel eigentlich geschlechtslos sein, so sind bei Gabriel immer auch weibliche Züge zu erkennen. Meist hält er eine weiße Lilie in der Hand, welche das Symbol für die Jungfräulichkeit Mariens ist (Madonnenlilie) in Anspielung auf die Ankündigung der Geburt Jesu nach Lk 1,26ff. Gelegentlich wird er aber auch mit einer Schriftrolle, einer Posaune oder lediglich mit erhobenem Zeigefinger (angelus interpres, erklärt die Träume des Daniel) dargestellt. Im Film Constantine wird Gabriel von der Schauspielerin Tilda Swinton dargestellt. Im Film God’s Army – Die letzte Schlacht (engl. Originaltitel: The Prophecy) und den beiden Fortsetzungen wird Gabriel durch den Schauspieler Christopher Walken dargestellt. In diesem Film wird der Erzengel Gabriel und diverse andere Engel gezeigt, die einen epischen letzten Kampf um das Himmelreich führen.

Gedenktag

Der Gedenktag ist der 29. September (röm.-kath.: „Erzengel-Fest Hl. Michael, Hl. Gabriel, Hl. Rafael“; evangelisch: „Tag des Erzengels Michael und aller Engel“). Bis zum 1. Januar 1970 wurde Sankt Gabriel eigens am 24. März begangen.

Der Erzengel Gabriel ist unter anderem Schutzpatron der Zusteller, Müllmänner, Diplomaten, Radiosprecher und der Fernmeldetruppe des deutschen Heeres.

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Bellinger: Knaurs Lexikon der Mythologie. Genehmigte Lizenzausgabe. Augsburg, 2000. 157, 327, 346, 485-487.
  • John J. Collins: Art. Gabriel, in: K. van der Toorn; B. Becking; Pieter W. van der Horst (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. Leiden, Boston, Köln, 21999, 338-339.
  • Heinrich Krauss: Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth. Originalausgabe. München, 2001. 73f., 119-121.
  • Wilhelm Lueken: Michael. Eine Darstellung und Vergleichung der jüdischen und der morgenländisch-christlichen Tradition vom Erzengel Michael, Göttingen, 1898.
  • Erich Weidinger: Die Apokryphen. Verborgene Bücher der Bibel. Augsburg, o.A. 311.

Einzelnachweise

  1. Maria Annunziata

Weblinks


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