- Dom zu Meißen
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Der Dom zu Meißen ist den Heiligen Johannes und Donatus geweiht und trägt daher den Namen St. Johannis und St. Donatus. Er ist zusammen mit der Albrechtsburg, ein Teil des sich über die Stadt erhebenden Burgberg-Ensembles. Der Kirchenbau war bis 1581 Kathedrale des Bistums Meißen (seit 1980 Bistum Dresden-Meißen). 1581 wurde der Dom eine evangelische Kirche. Heute ist der Dom die Predigtkirche für den Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens. Die Kirche ist einer der stilreinsten deutsch-gotischen Dome. Daneben verfügt er über eine der reichsten und wertvollsten Ausstattungen sächsischer Kirchen.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
Vorgängerbau als Basilika
Der Bau des Doms begann zwischen 1240 und 1260 – zunächst als Umbau einer Basilika. Der Vorgängerbau an diesem Ort war schon im Jahr 968 anlässlich der Gründung des Bistums Meißen durch Kaiser Otto I. als kleine Kapelle errichtet und in den Jahren 1006 bis 1073 in eine viertürmige romanische Basilika umgebaut worden, die man zur bischöflichen Kathedralkirche erhob.
Bau des Doms als Hallenkirche
Um 1260 begann der eigentliche Bau des Doms, einer gotischen Hallenkirche. Ab 1268 waren der Chor und der Kreuzgang nutzbar. Um 1270 entstand das große Chorfenster mit dem prächtigen Maßwerk und dem Glasgemälde. Die Maria-Magdalenen-Kapelle an der Ostseite des Doms wurde um 1280 fertiggestellt (heute als Lapidarium eingerichtet), die achteckige Johanneskapelle im Jahr 1291 und der schöne Kapitelsaal im Jahr 1297. Danach verlief der Dombau nur noch schleppend. Das Langhaus wurde erst um 1410 vollendet. Kurz danach, im Jahr 1413, brachte ein Blitzschlag die Westfront mit ihren zwei ab 1315 gebauten Türmen zum Einsturz. Für lange Zeit blieb nun der Höckrige Turm an der Ostseite der einzige Turm des Doms. Denn die beiden heutigen 81 m hohen neugotischen Türme der Westfassade wurden zusammen mit dem vierten Geschoss des Doms erst zwischen 1903 und 1909 nach Entwürfen des Karlsruher Architekten Carl Schäfer unter Anleitung des ansässigen Architekten Joseph Schäffler als Dombauführer errichtet.
Fürstenkapelle
Markgraf Friedrich der Streitbare (reg. 1381–1428, ab 1423 als Kurfürst von Sachsen) ließ im Jahr 1425 die Fürstenkapelle als neue Begräbniskapelle der Wettiner (zuvor seit 1190 im Kloster Altzella) an die Westfront des Doms anbauen. Das alte Westportal aus dem Jahr 1400 wurde so zum Innenportal. Die Fürstenkapelle zeigt ein betont schmuckreiches Netzgewölbe vermutlich von Moyses von Altenburg aus den Jahren 1443 bis 1446. Die bronzene Grabtumba Friedrichs des Streitbaren, der hier seine letzte Ruhestätte fand, ist von künstlerisch wertvollen Bronzegrabplatten wahrscheinlich aus der Nürnberger Erzgießerwerkstatt Vischer umgeben. Im Dom sind 164 weitere Grabdenkmäler zu finden.
Kreuzgang und Georgskapelle
Der Kreuzgang von 1470/71 besitzt ein kunstvolles Zellengewölbe. Zwischen 1470 und 1477 setzte Arnold von Westfalen ein formenreiches drittes Geschoss auf den Dom auf. Die Sakristei entstand 1504. In der um 1530 angebauten spätgotischen Georgskapelle sind Herzog Georg der Bärtige und seine Gemahlin Barbara beigesetzt. Wolf Caspar von Klengel zog 1677 eine Stuckdecke in diese Kapelle ein.
Innenausstattung
Zur wertvollen Innenausstattung des Doms gehören die um 1260 geschaffenen überlebensgroßen Stifter- und Patronatsfiguren (Steinskulpturen) aus der Naumburger Dombauwerkstatt – an der Chor-Nordwand beispielsweise die Bildnisse von Kaiser Otto I. (reg. 936-973) und seiner Gemahlin Adelheid von Burgund, die gemeinsam das Bistum Meißen gründeten. Bedeutend sind auch die Bildnisse des Evangelisten Johannes und des hl. Donatus an den Chor-Innenwänden sowie von Johannes dem Täufer, von Maria mit dem Kind und des Diakons Stephanus in der Johanneskapelle.
Der Lettner entstand um 1260, der spätgotische Hochaltar (eventuell von einem niederländischen Meister bemalt) zu Beginn des 16. Jahrhunderts, das Chorgestühl im Jahr 1529 und die Sandsteinkanzel im Jahr 1591. Das Gemälde am Laienaltar vor dem Lettner stammt aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. (1526 oder wahrscheinlicher um 1540 geschaffen; Mittelteil: Kreuzigung, Flügel: Kreuzauffindung). Das Triptychon in der Georgskapelle soll Lucas Cranach d. Ä. im Jahr 1534 eigenhändig ausgeführt haben. Von den einst 30 Altären des Doms fielen die meisten der Reformation zum Opfer. Das Kruzifix und die Kandelaber (Altarleuchter) schuf der berühmte Porzellan-Dekorgestalter Johann Joachim Kändler im Jahr 1760 aus Meißner Porzellan.
Maße
Länge Hauptschiff: 97,30 m
Höhe Hauptschiff: 17,80 m
Turmhöhe ca: 81 m
Größte Glocke: 7,6 t
Die Johannesglocke
Die Johannesglocke entstand 1929 anlässlich der 1000-Jahrfeier Meißens nach einem Entwurf von Emil Börner, dem damaligen Leiter der Porzellan-Manufaktur. Die 7,8 t schwere Glocke ist eine der figurenreichsten der Welt. Dargestellt sind Szenen aus der Offenbarung, Christus als Weltenrichter und das Jüngste Gericht. Die Aufhängung, die Krone, ist aus vier Evangelistenfiguren zusammengesetzt. In den 1980er Jahren brach ein Bügel der Krone, die Glocke verkantete sich im Glockenstuhl und wurde behelfsmäßig aufgehängt. Im Jahr 2007 soll die Glocke im Nordwestturm wieder richtig hängen und klingen. Um Kosten einzusparen, erfolgt eine Reparatur vor Ort. Dies ist bisher einmal gelungen - bei der Gloriosa-Glocke im Erfurter Dom.
Domherren
- Nikolaus Rotenfels (gest. 1475)
- Otto von Harras 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
- Johann Adam Schertzer (1668–1683)
- Johann Georg Rosenmüller (1736–1815), Domherr seit 1793
Literatur
- Lehmann, Edgar; Schubert, Ernst: Der Dom zu Meißen, Union Verlag, Berlin 1974, 2. Aufl., 236 S.
- Cornelius Gurlitt und Bruno Möhring (Hrsg.): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen". Vierzigstes Heft (40. Heft) Meißen, Burgberg, Verlag Meinhold, Dresden 1919, 504 S. (Nachdruck: Verlag für Kunstreproduktionen, Neustadt a. d. Aisch 2001)
- Magirius, Heinrich: Der Dom zu Meißen (Schnell & Steiner, Große Kunstführer, 182). München, Regensburg, 2., neubearb. Aufl., 2001. ISBN 3-7954-1341-9
- Mrusek, Hans; G. Beyer: Drei sächsische Kathedralen. Merseburg-Naumburg-Meißen, Verlag der Kunst, Dresden 1981, 2. Aufl., 407 S.
- Der Meissner Dom, Monumente sächsischer Geschichte, Text Matthias Donath, Fotografie Steffen Wirtgen, 1. Aufl., Sax-Verlag, Beucha 2002, 192 S., (Bildband), ISBN 3-934544-33-9
- "Meißen", in: Helga Wäß: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert: Band 1: Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa: Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen in zwei Bänden,Band 2: Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, Bristol u.a. 2006, Bd. 2, "Meißen - Die Grabmomumente des Mittelalters", Kat. Nr. 568-637 , S. 403-428, mit zahlr. Abb. ISBN 3-86504-159-0
Weblinks
Quelle
51.16618888888913.471488888889Koordinaten: 51° 9′ 58″ N, 13° 28′ 17″ O
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