Dom zu Minden

Dom zu Minden
Mindener Dom

Der Mindener Dom war die Bischofskirche des um 800 von Karl dem Großen im ostwestfälischen Minden gegründeten Bistums Minden. Diese katholische Diözese ging in der Reformation unter, das Fürstbistum bestand als säkularer Staat bis 1648 fort. Der Dom blieb katholische Pfarrkirche.

Im Laufe der Jahrhunderte wuchs der Dom von einer einfachen Saalkirche über eine karolingisch-romanische Basilika mit monumentalem Westwerk zur heutigen gotischen Hallenkirche mit reduziertem Westwerk (Westriegel). Die Vorgängerbauten fielen meist Stadtbränden zum Opfer. Ihre Reste wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in den Trümmern und Fundamenten des jetzigen Bauwerks wiederentdeckt.

Fast 600 Jahre blieb der Dom so gut wie unverändert. Im Zweiten Weltkrieg wurde am 28. März 1945 die Altstadt bombardiert und der Dom beinahe völlig zerstört. In den 1950er Jahren erfolgte der stilbereinigte Wiederaufbau.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Mindener Dom

Um 800 errichtete man zunächst eine einfache Saalkirche, bestehend aus einem schlichten Saal und einem quadratischen Chor. Diese Bauform war auch anderswo im ostwestfälischen Raum gebräuchlich und findet sich beispielsweise in Paderborn.

Zwischen 850 und 900 wurde erstmals eine Basilika gebaut. Im Gegensatz zum heutigen Dom besaß dieser Bau wahrscheinlich eine Außenkrypta von unbekanntem Ausmaß, etwa an der Stelle der heutigen Sakristei.

Um 950 wurde ein weiterer Neubau geweiht, da der Vorgängerbau wahrscheinlich einem Feuer zum Opfer fiel. Man errichtete eine ottonische (frühromanische) Basilika mit einem großen Westwerk und vermutlich einer Ringkrypta. Die niedrigen seitlichen Treppentürme des heutigen Westriegels stammen noch von diesem Bau, allerdings gab es den mittleren Glockenturm noch nicht.

Ein weiterer Brand infolge eines Besuchs König Heinrich IV., der am 19. Mai 1062 den Dom einäscherte.[1] Dies führte zu einem Neubau, der mit Hinweis auf seinen Bauherrn „Eilbert-Dom“ genannt wird. Dabei wurde das mächtige Westwerk verändert und der Front eine Eingangshalle vorgelagert. Sie bildet den unteren Teil des heutigen Paradieses. Auch die Sakristei stammt aus dieser Zeit. Vom schönen Schmuckfußboden konnten Reste bei Ausgrabungen entdeckt werden.

Politische Umstände, wie die Verringerung der kaiserlichen Macht, führten 1152 zum Umbau des Westwerks, wobei der heutige Westriegel entstand. Zwischen den beiden niedrigeren Treppentürmen wurde nun das höhere Glockenhaus aufgerichtet. Auch das Paradies erhielt um 1160/70 ein Obergeschoss.

Eine Tür im Nordturm verband Bischofspalast und Dom miteinander. So konnte der Bischof direkt vom Obergeschoss des Palastes den Westriegel betreten und in der „Kaiserloge“ mit seinen Gästen dem Gottesdienst beiwohnen.

In dieser Zeit entstand auch das hochromanische Chorjoch im rheinischen Stil. Vermutlich errichtete man zusätzlich Chorflankentürme und eine Ringkrypta, die dann aber dem Bau des hochgotischen Chorpolygon zum Opfer fielen.

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde ein neues basilikales Langhaus in Angriff genommen, aber noch während des Baus entschied man sich für die heutige gotische Hallenkirche.

Aus der Anfangszeit dieser Bauphase (Mitte des 13. Jahrhunderts) stammen das spätromanische Querhaus und das Sakristei-Obergeschoss.

Etwa zu dieser Zeit wurde die Außenkrypta abgebrochen. Den Abschluss der Bauarbeiten bilden das heutige Chorpolygon, die Fensterrose im Nordquerhaus und das Maßwerkfenster im südlichen Querhaus um 1350. Damit war der Dom vollendet.

Fast 600 Jahre blieb er nahezu unverändert, bis im März 1945 Minden bombardiert und der Dom beinahe völlig zerstört wurde. In den 1950er Jahren erfolgte der stilbereinigte Wiederaufbau.

Innenausstattung

Das Mindener Kreuz (Original, Domschatzkammer)
Die Goldene Tafel (Original, Berlin, Bode-Museum)

Der Mindener Dom ist trotz erheblicher Verluste reich an bedeutenden Kunstwerken aus verschiedenen Epochen, darunter das romanische Mindener Kreuz über dem Hauptaltar (Kopie; Original in der Domschatzkammer) und ein sehr lebendiger spätromanischer Apostelfries (Rest eines Lettners) im südlichen Querschiff.

Seit 2002 zählt zu den Kostbarkeiten auch eine aufwändige Kopie der Mindener Goldenen Tafel im Ostabschluss des Hochchors, eines geschnitzten und überwiegend golden gefassten Flügelaltars mit romanischer Predella und gotischem Retabel, in dessen Mitte eine Marienkrönung, umgeben von einem Kranz musizierender Engel sowie zahlreichen Aposteln und Heiligen zu sehen ist.

Das Original hatte fast 450 Jahre an dieser Stelle gestanden, bevor es 1909 an das Berliner Bode-Museum verkauft wurde. Die Anfertigung der Kopie, die mehrere Jahre in Anspruch nahm, wurde vom Dombau-Verein aus Beiträgen und Spenden finanziert.

Glocken

Alle acht Glocken wurden von Hans August Mark in Brockscheid in mehreren Güssen gegossen und hängen in einem Eichenholzglockenstuhl im Westwerk des Doms; überschwere Holzjoche sorgen für einen langsamen Läuterhythmus. Die Glocken sind von zeitgenössischen Künstlern gestaltet worden wie z.B. Leopold Haffner, Heinrich-Gerhard Bücker, Johannes Halekotte, Jürgen Suberg, Paul Reding, Walter Habdank und Schwester Ehrentrud Trost. Das Geläut ersetzt das 1948 von Petit & Gebr. Edelbrock gegossene Fünfergeläut in der Schlagtonfolge h0–d1–e1–fis1–g1.

Nr. Name Gussjahr Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Frieden-Christi-Glocke 1993 2003 5495 gis0 +2
2 Marienglocke 1993 1537 2445 cis1 +1
3 Petrusglocke 1993 1386 1850 dis1 +4
4 Gorgoniusglocke 1994 1312 1515 e1 +3,5
5 Magdalenenglocke 1994 1164 1105 fis1 +4
6 Herkumbertsglocke 1994 1091 955 gis1 +3
7 Franziskusglocke 1994 1053 880 a1 +6
8 Paulinenglocke 1998 844 509 cis2 +6

Literatur

  • Pieper, Roland und Chadour-Sampson, Anna-Beatriz: Stadt Minden II, Altstadt 1 – Der Dombezirk. Teilband 1 und 2 (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 50). Essen, Klartext 1998/2000. 1500 S., 958 Abb.; ISBN 3-88474-632-4.

Film

Die aufwändige Videodokumentation "Zeuge der Geschichte-Der Dom zu Minden", DVD Länge 19 Min, wurde vom Dompfarramt und dem Dombauverein im Jahre 2007 in Auftrag gegeben. Anlass waren die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Wiederaufbaus des Domes nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg. Auf der DVD erhält man neben Informationen zum Domschatz und der Architektur des Doms auch seltene Einblicke in das Lapidarium und die Vorbereitungen zum Gottesdienst in der Sakristei.

Einzelnachweise

  1. Chronik der Stadt Minden http://www.alt-minden.de/klchronik.html am 4.8.2006.

Siehe auch

Westfälische Domkirchen:

Weblinks

52.2886111111118.91861111111117Koordinaten: 52° 17′ 19″ N, 8° 55′ 7″ O


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