- Edelrebe
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Edle Weinrebe Systematik Ordnung: Vitales Familie: Weinrebengewächse (Vitaceae) Gattung: Weinreben (Vitis) Untergattung: Euvitis Art: Weinrebe (Vitis vinifera) Unterart: Edle Weinrebe Wissenschaftlicher Name Vitis vinifera subsp. vinifera L. Die Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera), auch Echte Weinrebe ist eine Unterart von Vitis vinifera innerhalb der Gattung der Rebe (Vitis). Ihre Früchte werden systematisch angebaut, um Weintrauben zu ernten, die als Tafeltrauben und Rosinen in den Handel kommen bzw. zu Wein oder Traubensaft weiterverarbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Weinrebe gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Schon um 3.500 v. Chr. wurde sie von den Ägyptern, den Babyloniern und den Indern kultiviert. Auch die alten Griechen und die Römer betrieben Weinbau. Von den Römern wurden die Reben nach Deutschland und auch nach Britannien gebracht. Wegen der unterschiedlichen Klimazonen und Standorte entwickelten sich in Europa zahllose Rebsorten, die durch Züchtungen weiterentwickelt wurden und werden und nach denen die Weinreben und die daraus erzeugten Weine klassifiziert werden.
Biologie
Die Weinrebe ist eine sympodial aufgebaute Liane, die eine Wuchshöhe zwischen 2 bis 10 Meter erreichen kann. Die Spitze jedes Sympodialgliedes (mit zwei Knoten) endet in eine Sprossranke, die seitlich abgedrängt wird. Jedes Sympodialglied entspricht einem Langtrieb oder Lotte. Zudem gehen aus den Achseln der Blätter aus Beiknospen Kurztriebe hervor, die man als Geizen bezeichnet und die der Winzer „ausgeizt“, weil diese die Entwicklung der gleichzeitig wachsenden Blüten- bzw. Fruchtstände hemmen, indem sie diesen Nährstoffe wegnehmen und die Durchlüftung des Weinstocks behindern. Die fünfzählig gelappten Laubblätter sind lang gestielt und im Umriss rundlich bis herzförmig.
Der oberirdische Teil der Pflanze besteht aus dem mehrjährigen Holz sowie den Trieben, die sich im Lauf der neuen Wachstumsperiode bilden. Diese Triebe tragen die Blätter, mit Hilfe derer die Pflanze Photosynthese betreibt. Nach der Rebblüte entwickelt der Rebstock Fruchtansätze, aus denen sich die Trauben entwickeln. Jede Traube besteht aus einer Vielzahl von Beeren, die durch ein feines Geäst, die Kämme, auch Rappen genannt, miteinander verbunden sind. Diese Beeren speichern im Laufe des Vegetationsjahres Zucker. Solange die Pflanze Photosynthese betreiben kann (erkennbar an den noch grünen Blättern) ist sie in der Lage Zucker zu bilden, wobei die Phase in den letzten Wochen vor der Lese entscheidend ist. Im Idealfall kann die Weinrebe in dieser Periode pro Tag bis zu 1 Grad Oechsle an Zucker bilden. Optimale Bedingungen für die Photosynthese sind Temperaturen von 25 bis 28 Grad und eine Lichtmenge von 20000 Lux. Die Zuckerkonzentration wird zusätzlich noch durch natürliche Wachstumsbedingungen wie Sonne und Wind (steigert die Konzentration) oder Regen (verwässert die Konzentration) beeinflusst.
Die Blütenstände oder Gescheine treten im Mai bis Juni auf. Nach der botanisch-morphologischen Definition handelt es sich bei den Blütenständen nicht um Trauben sondern um Rispen. Die Blüten sind meist zwittrig.
Ab September erscheinen die kugeligen Früchte die zwischen 6 und 22 mm groß werden. Je nach Kultursorte sind diese grün, gelb, dunkelpurpur oder blauviolett.
Nutzung
Die Trauben werden im Herbst gelesen und als Tafeltrauben roh gegessen, oder gemahlen und anschließend gepresst und zu Traubensaft oder Wein verarbeitet. Die Pressrückstände, der sogenannte Trester oder Treber, dienen als Viehfutter, Düngemittel oder zum Heizen. Meist wird der Trester nach dem Pressen gleich auf die Rebflächen als Dünger ausgebracht. Außerdem wird aus dem Trester der Schnaps Tresterbrand gewonnen. Der Saft wird zur Herstellung von Wein, Sekt, Weinbrand und Weinessig oder Traubensaft weiter verarbeitet.
Des Weiteren werden Rosinen aus Weintrauben gewonnen. Kernlose helle Rosinen heißen Sultaninen. Korinthen werden aus kleineren roten Beeren gewonnen.
Die Traubenkerne werden seit den 1990er Jahren wieder vermehrt zu Traubenkernöl gepresst. Dennoch spielt es nur eine sehr geringe wirtschaftliche Rolle.
Mit Reis oder Fleisch gefüllte Weinblätter sind eine Spezialität der Mittelmeerküche. Auch zum Einlegen von Gemüse werden manchmal Weinblätter mitverwendet.
Das Holz der Weinrebe hat wegen seiner Knorrigkeit und geringen Stabilität wenig Nutzwert, wird aber zum Heizen und manchmal zum Schnitzen benutzt.
Medizinische Nutzung
Präparate aus rotem Weinlaub (Antistax) werden traditionell zur Bekämpfung von Venenleiden genutzt, z.B. von Krampfadern. Als Wirkstoffe enthalten sie Flavonoide z.B. von Quercetin.
Extrakte aus Traubenschalen enthalten die Wirkstoffe Resveratrol und oligomeres Proanthocyanidin (OPC). Resveratrol ist ein Trihydroxystilben. Es hat vielversprechende antikanzerogene Eigenschaften und schützt Herz und Blutgefäße. In der Pflanze wirkt es als Phytoalexin und schützt sie vor Pflanzenkrankheiten, wie z.B. vor Pilzinfektionen. OPC wirkt als Antioxidans und Radikalfänger.
Extrakte aus Traubenkernöl enthalten 80-85 % OPC neben Resveratrol. Etwa 50–100 mg Extrakt werden als Tagesdosis empfohlen.
Schadorganismen und Krankheiten der Weinrebe
An der Weinrebe treten zahlreiche Schädlinge und Krankheiten auf. Zudem können aufgrund ungünstiger Standortsbedingungen physiologische Störungen auftreten, die zu Ertragsminderungen oder -ausfällen führen können.
- Schädlinge
- Obstbaumspinnmilbe – Rote Spinne
- Gemeine Spinnmilbe – Bohnenspinnmilbe
- Pockenmilbe – Blattgallmilbe
- Kräuselmilbe
- Einbindiger Traubenwickler (siehe auch Verwirrmethode)
- Bekreuzter Traubenwickler
- Springwurmwickler
- Rhombenspanner
- Erdraupen
- Dickmaulrüssler
- Rebstichler
- Rebenzikade
- Grüne Rebenwanze
- Schildläuse
- Reblaus
- Wespen
- Vögel, insbesondere der in großen Schwärmen auftretende Star
- Krankheiten
- Peronospora – Falscher Mehltau
- Oidium – Echter Mehltau
- Botrytis – Grauschimmelfäule
- Phomopsis – Schwarzfleckenkrankheit
- Roter Brenner
- Eutypiose
- Esca
- Schimmelpilze an reifen Trauben
- Mauke
- Viruskrankheiten
- Schwarzholzkrankheit
- Physiologische Störungen
Einige Rebschädlinge wurden im 19. Jahrhundert mit der Amerikanerrebe aus Amerika importiert. Sowohl die
- Reblaus (Phylloxera), welche im 19. Jahrhundert (ab 1865) fast zum völligen Ersterben des europäischen Weinbaus führte als auch
- echter Mehltau (der Rebe: Oidium Tuckerii, Uncinula necator) und
- falscher Mehltau (Plasmopara viticola, Peronospora)
sind aus der „neuen Welt“ importierte Probleme, gegen die die Amerikanerreben widerstandsfähig sind, die europäischen Sorten dagegen nicht.
Die bisher einzig wirksame Maßnahme gegen die Reblaus ist die Pfropfung von Europäerreben auf „amerikanische“ Unterlagen. In Weinbaugebieten ist es heute noch verboten, (nichtgepfropfte) Stecklinge von einheimischen Reben anzupflanzen. Dies betrifft nicht den privaten Anbau außerhalb von Weinbaugebieten. Im modernen Qualitätsweinbau besteht der untere Teil – die sogenannte Unterlagsrebe – der Pflanze aus gegen die Reblaus resistenten Amerikanerreben, während der obere Teil Blätter und Früchte bildet.
Den Traubenwickler bekämpft man inzwischen recht erfolgreich durch den Einsatz von Pheromonen. Im Weinbau wird dies als Verwirrmethode bezeichnet.
In neuerer Zeit wird versucht, durch Kreuzungen gegen Pilzinfektionen (echter oder falscher Mehltau) weitgehend resistente Sorten zu züchten. Aus diesem Bemühen sind z. B. die – inzwischen auch im kommerziellen Weinbau eingesetzten Sorten – Regent (rot) und Phoenix (weiß) entstanden.
Weinreben in Drieschen, also nicht mehr gepflegten Beständen, sind besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten.
Literatur
- C. u. F. Lange: Das Weinlexikon, Fischer Verlag 2003, ISBN 3-596-15867-2
Weblinks
- Schädlinge
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