Ein mörderischer Sommer

Ein mörderischer Sommer
Filmdaten
Deutscher Titel Ein mörderischer Sommer
Originaltitel L’été meurtrier
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1982[1]
Länge 130 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Jean Becker
Drehbuch Sébastien Japrisot
Produktion Christine Beyout
Musik Georges Delerue
Kamera Étienne Becker[2]
Schnitt Jacques Witta
Besetzung

Ein mörderischer Sommer[3] ist ein französischer Spielfilm von Jean Becker nach dem Roman Blutiger Sommer (L’été meurtrier) von Sébastien Japrisot (Pseudonym des Schriftstellers Jean-Baptiste Rossi). Der Film erzählt in vielen Rückblenden und aus der Sicht einiger Akteure (die als Ich-Erzähler auftreten) die Geschichte Elianes, die versucht, ihre Mutter, das Opfer einer Vergewaltigung, zu rächen, und daran zerbricht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Eliane, 19 Jahre, lebt mit ihrer Mutter, einer Deutschen (Spitzname „Eva Braun“), und ihrem gelähmten Stiefvater Gabriel Devigne in einer provençalischen Kleinstadt. Sie fällt durch ihr exaltiertes Betragen und ihre freizügige Kleidung auf. Die Männer begehren sie. Sie verdreht auch Florimond (Spitzname „Pinpon“) den Kopf. Pinpon, Automechaniker und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, lebt mit seiner Mutter, der Tante Cognata und den Brüdern Mickey und Boubou auf dem elterlichen Hof. Sein Vater, ein Montecciari aus Süditalien, ist seit vielen Jahren tot.

Mickey verhilft Pinpon zu einem Rendezvous mit Eliane. Die erste Begegnung in einem Tanzzelt verläuft enttäuschend für beide. Eliane ist schwierig, anziehend und abweisend zugleich, Pinpon ratlos, obwohl erfahren im Umgang mit Frauen (er schläft gelegentlich mit der Ehefrau eines Bekannten). Eines Tages kommt Eliane überraschend in Pinpons Werkstatt, unter dem Vorwand, ein Fahrrad reparieren zu lassen. Sie verabreden sich zum Essen, werden vertrauter und verbringen eine Nacht in der Scheune der Montecciaris. Dort entdeckt sie ein ramponiertes mechanisches Klavier mit der Aufschrift „M“, das sie auf die Spur eines Verbrechens führt, der Vergewaltigung ihrer Mutter.

Im November 1955 erkundigen sich drei Männer, die in einem Lastwagen unterwegs sind, bei der Frau eines Forstaufsehers nach dem Weg. Sie merken, dass sich die Frau in dem entlegenen Haus alleine aufhält, und vergewaltigen sie. Ein Detail brennt sich in ihr Gedächtnis: Ein mechanisches Klavier mit dem Zeichen „M“ auf dem Lastwagen ihrer Peiniger. Im Juli 1956 wird Eliane geboren.

Bei einer augenärztlichen Untersuchung erfährt die neunjährige Eliane (sie ist kurzsichtig), dass sie den Namen ihrer Mutter trägt (Wieck). Ihrem Stiefvater gelingt es, den aufkeimenden Verdacht, sie sei nicht seine Tochter, zu ersticken. Trotzdem erfährt sie von dem Verbrechen an ihrer Mutter, das sich verhängnisvoll auch auf Eliane auszuwirken beginnt.

Als die heranwachsende Eliane eines Tages im Garten von einer Leiter steigt, schäkert der Stiefvater mit ihr, spielt auf ihre Fraulichkeit an und küsst ihre Wade. Sie reagiert panisch, flieht. Er versucht sie zu halten, fällt. Sie schlägt mit einer Schaufel auf ihn ein und verletzt ihn schwer. Er ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt und wird behaupten, dass er beim Ausästen eines Baumes abgestürzt sei. Die junge Frau leidet unter der Lüge, die sie mit ihrem Stiefvater teilt, auch unter der dunklen Familiengeschichte, die sich ihr schemenhaft nur in Andeutungen erschließt.

Die seelische Belastung erklärt ihr ambivalentes Verhalten: frech und anschmiegsam, aufreizend und naiv, selbstsicher und verletzlich. Sie sehnt sich in die Kindheit zurück. Ihr regressives Betragen zeigt sich z.B. daran, dass sie als Erwachsene an der Brust der Mutter saugt, und mit Pinpon „Kopfrechnen“ spielen möchte (sie ist gewandt im Rechnen), ein Zeitvertreib, mit dem Gabriel sie früher unterhalten hat.

Eliane entschließt sich, zu Pinpon zu ziehen, weil sie hofft, bei den Montecciaris mehr über das Schicksal ihrer Mutter zu erfahren (das mit dem Klavier in der Scheune zusammenhängt). Sie gewinnt das Vertrauen Cognatas (die vortäuscht, schwerhörig zu sein) und erkundigt sich nach Pinpons Vater. Cognata berichtet, er sei unbeherrscht, aber gutmütig gewesen. Sie offenbart Eliane auch den Namen des Mannes, der damals das Klavier geliefert hat, des Holzhändlers Leballech. Nun verdächtigt Eliane ihn und seinen Schwager, den Immobilienmakler Touret, des Verbrechens an ihrer Mutter und beschließt, sie zu rächen.

Eliane lässt Pinpon glauben, sie sei schwanger. Er will sie heiraten. Sie besorgt sich die Geburtsurkunde für das Aufgebot. Dadurch erfährt Eliane, dass sie definitiv Wieck nach ihrer Mutter heißt und ihr leiblicher Vater unbekannt ist. An ihrem Hochzeitstag verlässt sie die Gäste und geht zu ihrem Stiefvater, um sich mit ihm auszusprechen. Aber er verhält sich ablehnend. Eliane sucht Leballech und Touret auf (sie gibt sich als wohnungssuchende Lehrerin aus), um sie gefügig zu machen und im geeigneten Augenblick Rache zu nehmen. Ihre Abwesenheit erregt das Misstrauen und den Unwillen ihres Ehemannes. Er schlägt sie sogar.

An ihrem zwanzigsten Geburtstag am 10. Juli trifft sich Eliane mit ihrer ehemaligen Lehrerin und behauptet, sie werde von zwei Männern bedrängt, nämlich Leballech und Touret. Wenn ihr etwas zustoßen sollte, müsse Pinpon erfahren, wer dafür verantwortlich sei, damit er sie zur Rechenschaft ziehen könne. Die Lehrerin, vom charismatischen Wesen ihrer ehemaligen Schülerin becirct, willigt ein.

Bei einem Radrennen (an dem Pinpons Bruder teilnimmt) stößt Eliane auf Leballech, der herausgefunden hat, dass sie ihn verdächtigt, ihre Mutter vergewaltigt zu haben. Er beteuert, an dem Verbrechen unschuldig zu sein, und teilt ihr mit, dass die drei Männer, die in seinem Auftrag das Klavier an Montecciari liefern sollten, damals unverrichteter Dinge zurückgekehrt seien. Er habe daher das Instrument selber ausgeliefert. Das sei auch ihrem Stiefvater bekannt, der sich bereits vor über zehn Jahren bei ihm erkundigt habe. Eliane will daraufhin mit ihrem Stiefvater sprechen. Er weigert sich, sie zu empfangen, gibt ihr aber einen Hinweis auf alte Zeitungsausschnitte (versteckt im Futter einer Jacke), aus denen hervorgeht, dass er die Verbrecher gejagt und bereits umgebracht hat.

Die Verstrickung in ein Verbrechen, dem sie ihr Leben verdankt, die angespannte Beziehung zu ihrer traumatisierten Mutter und ihrem gelähmten Stiefvater bringen Eliane um den Verstand. Sie wird in eine Heilanstalt eingeliefert. Pinpon besucht sie. Eliane fantasiert sich in ihre Kindheit zurück. Sie erkennt ihren Mann nicht mehr und ist unfähig, ihm die Ereignisse der letzten Tage auseinanderzusetzen. Pinpon, der mit der Lehrerin spricht, wähnt, Touret und Leballech seien schuld am Zustand seiner Frau, und erschießt beide mit seinem Jagdgewehr.

Auszeichnungen

Goldene Palme 1983

  • Jean Becker (nominiert)

César 1984

Auszeichnungen

Nominierungen

Kritiken

„Ein handwerklich überdurchschnittlicher, spannender und teilweise virtuos gespielter Psycho-Thriller, der sich aber in den psychologischen und moralischen Dimensionen seiner Geschichte zuweilen übernimmt.“

Lexikon des Internationalen Films[4]

„Ein überdurchschnittlich spannender und virtuos gespielter Thriller, durch dessen psychologische Dimensionen der Zuschauer bis zur letzten Sekunde gefesselt bleibt. Sébastien Japrisot, der Autor des Romans ‚L’été meurtrier‘, schrieb auch das Drehbuch und die Dialoge für den Film. Für Isabelle Adjani bedeutete die Rolle der rachebesessenen Eliane den Durchbruch als international anerkannte Schauspielerin.“

Dirk Jasper Filmlexikon

Literatur

Weblinks

Einzelhinweise

  1. Freigabe Frankreich Mai 1983, Deutschland April 1984
  2. ein Bruder des Regisseurs
  3. Joy Fieldings Roman The Deep End wird in Deutschland ebenfalls unter dem Titel Ein mörderischer Sommer verkauft; in der österreichischen Krimiserie Kommissar Rex gibt es auch eine Folge mit dem Titel Ein mörderischer Sommer (2.  Staffel, 3. Episode, 1995)
  4. Ein mörderischer Sommer im Lexikon des Internationalen Films

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