- Eleonore von Aquitanien
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Eleonore von Aquitanien (okzitanisch: Aleonòr d'Aquitània, französisch: Aliénor oder Éléonore d'Aquitaine; auch Éléonore de Guyenne), (* um 1122 in Poitiers im Poitou; † 1. April 1204 im Kloster Fontevrault in Frankreich), war Herzogin von Aquitanien, durch Heirat erst Königin von Frankreich (1137–1152), dann Königin von England (1154–1189) und eine der mächtigsten Frauen des Mittelalters.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Eleonore wurde um 1122 als Tochter des Herzogs Wilhelm X. von Aquitanien (1099–1137) und der Aenòr de Chateleràud (1105–1130), Tochter von Aimeric I., Vizegraf von Chateleràud (Châtellerault), geboren. Ihr eigentlicher Name war Aenòr, zur Unterscheidung von ihrer Mutter wurde sie jedoch in ihrer okzitanischen (poitevinischen) Muttersprache Aliénor („die andere Aenòr“) genannt. Als älteste Tochter erbte sie 1137 das Herzogtum Aquitanien, da ihr einziger Bruder Wilhelm (Guilhem) Aigret ohne Nachkommen vor seinem Vater starb.
Im selben Jahr heiratete Eleonore den damaligen Kronprinzen von Frankreich, Ludwig VII. Le Jeune in der Kathedrale von Bordeaux. Sie machte Paris zu einem Musenhof, was ein großer Gegensatz zu der Einstellung ihres Mannes war: Ludwig, der als zweiter Sohn nach dem Tod des Thronerben aus dem Kloster geholt wurde, fühlte sich ungebrochen der mönchischen Tradition verpflichtet. Eleonore brachte das Land aber auch immer wieder in Schwierigkeiten, u.a. weil sie die Eheauflösung von Raoul de Vermandois forcierte, damit der ihre jüngere Schwester Petronilla heiraten konnte.
In den Jahren 1147 bis 1149 nahm sie gemeinsam mit ihrem Gatten am Zweiten Kreuzzug teil. Ihr werden viele Liebhaber zugeschrieben, unter anderem ihr Onkel Raymond, der als lärmender, immer gut gelaunter Landsknecht Antiochia beherrschte. Dort in Syrien soll es zum Streit über strategische Fragen gekommen sein: Ludwig lehnte die Vorschläge des Landeskenners und Haudegens Raymond ab und soll seine meuternde Gemahlin schließlich gewaltsam aus dem Palast von Antiochien geholt haben. Im Frühsommer 1148 soll das Ehepaar in Jerusalem andächtig die heiligen Stätten der Christenheit besucht haben. Per Schiff erfolgte dir Rückreise.[1]
Da Eleonore in der Ehe mit Ludwig „nur“ zwei Töchter gebar (Marie 1145 und Alice (Alix) 1150) und ihre kunstsinnige, freiheitsliebende Art ihrem Ehemann und dessen Berater Abt Suger ein Dorn im Auge waren, forderte Ludwig, getrieben von seinen Beratern, die um den Fortbestand des Reiches bangten, die Auflösung der Ehe. Offiziell wurde ihre Verbindung am 21. März 1152 auf dem Konzil von Beaugency annulliert. Als Grund schob man eine zu enge Blutsverwandtschaft zwischen ihr und Ludwig VII. vor. Eleonore wird diese Trennung begrüßt haben, denn man schreibt ihr den Ausspruch zu: „ich habe einen Mönch geheiratet, keinen Mann“.
Im selben Jahr noch heiratete Eleonore erneut. Ihr zweiter Mann war Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie. Diese Heirat war ein Affront für ihren bisherigen Gemahl und Frankreich, nicht nur Ausweis ihrer Neigung zum lebensfrohen Plantagenet, auch ein gewaltiges Spiel um Macht und Einfluss. Zu den Besitztümern der Plantagenets kamen so die Territorien Eleonores, was dazu führte, dass das Paar neben England ganz Südwestfrankreich kontrollierte und ein mächtiger Rivale für die französische Krone wurde. Im Jahre 1154 wurde Heinrich II. König von England. Mit Heinrich hatte Eleonore acht Kinder, darunter Richard Löwenherz und dessen Bruder und Nachfolger Johann Ohneland.
Weil Heinrich sich inzwischen mit jüngeren Frauen amüsierte, unterstützte sie die Rebellionen ihrer ältesten Söhne gegen ihren Ehemann Heinrich. Der hielt Eleonore später deshalb wie eine Gefangene 16 Jahre lang auf der Insel Oléron unter Bewachung, allerdings ohne ihr den Rang einer Königin abzusprechen.[2] Nach seinem Tod 1189 kam sie frei und spielte unter seinem Nachfolger Richard, der auf seinem Kreuzzug den Beinamen Löwenherz bekommen sollte, eine große Rolle, da sie während seiner Abwesenheit als Regentin fungierte. Eine ihrer ersten Maßnahmen war die Einführung eines einheitlichen Maßsystems für alle Gebiete, die sie verwaltete. Es verdrängte nicht die zahlreichen bisherigen Systeme, die nicht verboten wurden, sondern ergänzte sie und förderte so wesentlich den Handel. Nach seinem Kreuzzug geriet Richard auf dem Rückweg in Gefangenschaft des rivalisierenden Kreuzfahrers Leopold V. - nach ritterlichen Traditionen ein Sakrileg, da Kreuzfahrer sich schworen, sich und die Ländereien in Abwesenheit zu beschützen und zu respektieren. Eleonore führte Verhandlungen mit dem Kaiser, trieb durch radikale Besteuerung das Lösegeld auf und musste sich mit kleineren Aufständen befassen.
Kurz vor ihrem Tod zog sie sich in das von ihr unterstützte Kloster Fontevrault in Frankreich zurück, in dem sie am 1. April 1204 im Alter von 82 Jahren starb und wo sie heute neben ihrem Gatten Heinrich II., ihrem Sohn Richard Löwenherz und ihrer Schwiegertochter Isabella von Angoulême, der zweiten Ehefrau ihres Sohnes Johann Ohneland, bestattet ist.
Die Auflösung ihrer ersten Ehe mit Ludwig VII. kann als eine der folgenreichsten Trennungen der Geschichte bezeichnet werden, da sie eine Entwicklung in Gang setzte, die schließlich zum „Hundertjährigen Krieg“ zwischen Frankreich und England führte.
Eleonore von Aquitanien ging in die Geschichte ein als Königin zweier Länder (Frankreich und England) und als Mutter zweier Könige (Richard I. Löwenherz und Johann Ohneland). Die „Grande Dame“ des Hochmittelalters wird auch als „Königin der Troubadoure“ bezeichnet, da sie an ihrem Hof in Poitiers Dichter, Musiker und Künstler sehr schätzte und förderte.
Ehen
1. ∞ (1137, annulliert 1152) König Ludwig VII. von Frankreich
2. ∞ (1152) König Heinrich II. von England
Nachkommen
- (1) Marie (1145–1198) ∞ Heinrich I., Graf von Blois-Champagne
- (1) Alix (1150– nach 1195) ∞ Theobald V., Graf von Blois und Chartres
- (2) Wilhelm (17. August 1153–1156)
- (2) Heinrich der Jüngere (1155–1183), Thronerbe und Mitkönig seines Vaters, ∞ Margarete von Frankreich, was faktisch zum damaligen Zeitpunkt eine Union der beiden Ländern bedeutet hätte, schließlich war Philipp August noch nicht geboren
- (2) Mathilde (1156–1189) ∞ Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern
- (2) Richard Löwenherz (1157–1199), König von England, ∞ Berengaria von Navarra
- (2) Gottfried II. (23. September 1158–19. August 1186), Herzog der Bretagne, ∞ Konstanze von der Bretagne, die letzte Nachkommin der Herzöge der Bretagne
- (2) Eleonore (1162–1214) ∞ König Alfons VIII. von Kastilien
- (2) Johanna (Oktober 1165–September 1199) ∞ I. 1177 König Wilhelm II. von Sizilien und ∞ II. 1196 Raimund VI., Graf von Toulouse
- (2) Johann Ohneland (1167–1216), König von England, ∞ Isabella von Angoulême, Sohn: Heinrich III. von England
Film
Im Jahr 1968 spielte Katharine Hepburn in dem Film Der Löwe im Winter (The Lion in Winter) Eleonore von Aquitanien. Der Film spielt im Jahr 1183 um die Weihnachtszeit und handelt von den Intrigen am Königshof um die Nachfolge Heinrich II. Der Film ist außergewöhnlich gut besetzt (Heinrich wird gespielt von Peter O’Toole, der junge Richard Löwenherz von Anthony Hopkins und der französische König Philippe II. von Timothy Dalton). Zu den vielen Preisen, die der Film erhielt, gehört auch ein Oscar als beste Hauptdarstellerin für Hepburn für ihre Darstellung als Eleonore. Das gleichnamige Remake mit Glenn Close und Patrick Stewart in den Hauptrollen erschien 2003 und brachte Close 2005 eine Emmy- Nominierung und einen Golden Globe ein.
Literatur
Sachbücher
- Philippe Delorme: Aliènor d'Aquitaine. Épouse de Louis VII., mère de Richard Cœur de Lion. Pygmalion, Paris 2001, ISBN 2-85704-673-1. (Histoire des Reines de France)
- Jean Flori: Aliénor d'Aquitaine. La Reine insoumise. Payot, Paris 2004, ISBN 2-228-89829-5.
- Alain-Gilles Minella: Aliénor d'Aquitaine. L'amour, le pouvoir et la haine. Perrin, Paris 2004, ISBN 2-262-02053-1.
- Régine Pernoud: Königin der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien. 13. Aufl. dtv, München 1995, ISBN 3-423-30042-6.
- Ursula Vones-Liebenstein: Eleonore von Aquitanien. Muster-Schmidt, Göttingen 2000, ISBN 3-7881-0152-0.
- Daniela Laube: Zehn Kapitel zur Geschichte der Eleonore von Aquitanien. Lang, Bern / Frankfurt am Main / New York 1984, ISBN 3-261-03476-9.
- Jean Markale: Eleonore von Aquitanien. Königin von Frankreich und England. Übers. v. Gerda Kurz und Siglinde Summerer. Rainer Wunderlich, Tübingen 1980, ISBN 3-8052-0334-9.
Belletristik
- Sylvie von Frankenberg, Katrin von Glasow: Henry und Alienor. Eine Königsliebe. Roman. Droemer-Knaur, München 2002, ISBN 3-426-61152-X
- Ellen Jones: Die Königin und die Hure. Roman. Weltbild-Verlag, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-7320-5
- Tanja Kinkel: Die Löwin von Aquitanien. Roman. Goldmann, München 1991, ISBN 3-442-45574-X
- Patrice Leavold: Im Schatten der Lilie. Die Erinnerungen der Eleonore von Aquitanien. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2002, ISBN 3-404-14772-3
- Leo G. Lindner: Eleonore von Aquitanien - Was alles in ein Leben passt, zwei Königreiche und jede Menge Männer. List Taschenbücher, 2002, ISBN 3-548-60152-9
- Pamela Kaufman: Die Herzogin. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-17159-0
Einzelnachweise
- ↑ Friedemann Bedürftig: Die Staufer. Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 47.
- ↑ Friedemann Bedürftig: Die Staufer. Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 48.
Weblinks
- Literatur von und über Eleonore von Aquitanien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ronny Baier: Eleonore von Aquitanien. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 314–373.
- FemBiographie: Eleonore von Aquitanien
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