Entführung von Jan Philipp Reemtsma
- Entführung von Jan Philipp Reemtsma
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Die als Reemtsma-Entführung bekannte Straftat bezeichnet die Freiheitsberaubung des Hamburger Mäzens, Multimillionärs, Philologen und Sozialforschers Jan Philipp Reemtsma.
Er wurde am frühen Abend des 25. März 1996 auf seinem Grundstück in der Straße "Krumdal" in Hamburg-Blankenese überwältigt. Ein mit einer Handgranate beschwerter Brief mit der Lösegeldforderung von 20 Millionen Mark wurde gefunden. Das Opfer wurde in einem Keller eines Hauses in Garlstedt gefangen gehalten. Mindestens zwei Geldübergabeversuche scheiterten, weil die Täter Polizeipräsenz vermuteten. Die gescheiterten Versuche nahmen sie zum Anlass die Lösegeldforderung auf 30 Millionen Mark zu erhöhen. Die Angehörigen von Jan Philipp Reemtsma organisierten die schließlich erfolgreiche Geldübergabe hinter dem Rücken der Polizei. 48 Stunden nach der Zahlung des geforderten Lösegeldes wurde Jan Philipp Reemtsma am 26. April 1996 nach 33 Tagen Gefangenschaft unverletzt in Hamburg freigelassen.
Erst nach der Freilassung Reemtsmas erfuhr die Öffentlichkeit von der Entführung. Die größtenteils informierten Medien hatten sich an ein Nachrichtenmoratorium gehalten, was ihnen hoch angerechnet wurde.
Der Haupttäter Thomas Drach wurde 1998 in Argentinien verhaftet. Erst zwei Jahre später wurde er an Deutschland ausgeliefert. 2001 wurde Drach zu 14 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Sein Antrag auf vorzeitige Haftentlassung (Zwei-Drittel-Regelung) wurde 2007 abgelehnt.
Auch die drei Mittäter wurden gefasst und zu Haftstrafen zwischen fünf und zehneinhalb Jahren verurteilt. Jedoch ist der Fall bis heute nicht vollständig aufgeklärt, da bisher nur ca. 1,3 Mio. des gezahlten Rekordlösegeldes in Höhe von 30 Millionen Mark aufgetaucht sind. Bernd Dieter Kramer, ein weiterer mutmaßlicher Komplize, wurde Anfang November 2006 in Santa Rita (Brasilien) gefasst.
Falls bis zu Drachs Freilassung die alten DM-Scheine für ungültig erklärt würden, wäre der verschwundene Teil des Lösegelds für Drach wertlos, wie schon seinerzeit bei dem Oetker-Entführer Dieter Zlof.
Jan Philipp Reemtsma hat die Erfahrungen und Erlebnisse in dem Buch Im Keller (1997) veröffentlicht.
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