Aileu (Distrikt)

Aileu (Distrikt)
Distrikt von Aileu
Lage des Distrikts Aileu
Bergdorf im Distrikt Aileu
Daten
Hauptstadt Aileu
Fläche 676,02 km² (11.)[1]
Einwohnerzahl (2010) 44.325(12.)[2]
Bevölkerungsdichte 65,6 Einw./km² (8.)[1]
Zahl der Haushalte (2010) 6.965 (13.)[1]
ISO 3166-2: TL-AL
Subdistrikte Einwohner[1] Fläche[1]
Aileu 20.830 251,48 km²
Laulara 7.173 60,87 km²
Lequidoe 6.267 151,58 km²
Remexio 10.055 212,09 km²
Karte
Übersichtskarte vom Distrikt Aileu

Aileu ist ein Distrikt von Osttimor mit einer Fläche von 676,02 km². Hauptstadt des Distriktes ist das gleichnamige Aileu im als urban klassifizierten Suco Malere. Die administrative Verwaltungseinheit wurde erst in den letzten Jahren der portugiesischen Kolonialzeit geschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ortschaften in Aileu

Aileu liegt im Hochland des Nordwesten von Osttimor und ist einer der beiden Distrikte ohne Zugang zum Meer. Der Distrikt hat eine Fläche von 676,02 km². Die bergige Landschaft liegt zwischen 350 und 1.500 m über dem Meeresspiegel. Aileu grenzt im Norden an den Distrikt Dili, im Osten an Manatuto, im Südosten an Manufahi, im Süden an Ainaro, im Westen an Ermera und im Nordwesten an Liquiçá.

Der Distrikt teilt sich in die Subdistrikte Aileu, Laulara, Lequidoe und Remexio.

Traditionell werden in Aileu vier Jahreszeiten unterschieden. Von Mitte Oktober bis April ist Regenzeit, Mai und Juni herrscht die kalte Jahreszeit. Der Juli und der August sind sehr windig und die Trockenzeit findet zwischen Mitte August und Mitte Oktober statt. Die Durchschnittstemperaturen sind aufgrund der Höhe deutlich niedriger und die Luftfeuchtigkeit geringer als an den Küstenregionen Osttimors. Als Höchsttemperatur wird 29 °C erreicht, nachts kann die Temperatur auf bis zu 4 °C sinken.

Einwohner

In Aileu leben 44.325 Einwohner (2010,[2] 2004: 37.926[3]). Fast die Hälfte davon lebt im Subdistrikt Aileu, am dichtesten besiedelt ist Laulara mit 117,8 Einwohnern pro Quadratkilometer (2010,[1] 2004: 90[4]). Die Gesamtbevölkerungsdichte beträgt 65,6 Einwohner pro Quadratkilometer.[1] Der Altersdurchschnitt liegt bei 17,7 Jahren (2010). Die Bevölkerung im Distrikt Aileu ist damit noch jünger als im Landesdurschnitt (18,8).

In Aileu bekommen die Frauen durchschnittlich die meisten Kinder in Osttimor, wo ohnehin die Fruchtbarkeitsrate 2004 zu den höchsten weltweit gehörte. Der Subdistrikt Remexio hält mit 9,92 Kindern pro Frau landesweit die Spitze, Laulara ist mit 9,90 Kindern auf Platz zwei. Im Subdistrikt Aileu sind es noch 9,25 und in Liquidoe „nur“ 7,88 Kinder pro Frau (Landesdurchschnitt 6,99). Zwischen 1990 und 2004 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich um 3,08 %. Die Kindersterblichkeit lag 2002 in Laulara bei 122 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten (1996: 134), in Aileu bei 105 (153), in Liquidoe bei 97 (148) und in Remexio bei 94 (138). Der Landesdurchschnitt betrug 98.[4]

Zwei Drittel der Bevölkerung im Distrikt spricht als Muttersprache die Nationalsprache Mambai. Der Rest hauptsächlich Tetum, vor allem den Dialekt Tetum Prasa. Im Nordosten, an der Grenze zu Manatuto wurde früher traditionell auch Galoli gesprochen. Die Volkszählung von 2004 fand aber nur noch sechs Muttersprachler im Distrikt. Berücksichtigt man auch die Zweitsprachen, so sprechen 41,2 % Tetum, 34,2 % Bahasa Indonesia und 9,5 % Portugiesisch. Die Analphabetenrate beträgt 60,9 % (Frauen: 64,4 %; Männer: 57,7 %). Nur 8,3 % der über 18jährigen haben die Sekundarschule abgeschlossen (Frauen: 6,3 %; Männer: 10,1 %).[4]

2004 waren 88,4 % der Einwohner Katholiken, was deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt. 8,6 % sind Protestanten und 2,7 % sind noch Anhänger der traditionellen, animistischen Religion Timors.[5] Sie hat noch immer einen starken Einfluss. In einigen Dörfern, wie Hohulu und Erheto, gibt es noch praktizierende, spirituelle Zentren. 0,2 % der Einwohner sind Muslime.[5]

Geschichte

Südöstlich vom Ort Aileu lag das Reich von Dailor, eines der vielen traditionellen Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Es erscheint, ebenso wie Caimau, auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[6][7] Im Januar 1894 schloss Dailor mit Portugal einen schriftlichen Vertrag über seinen Vasallenstatus gegenüber der Kolonialmacht.[8]

1903 brach in Aileu eine Revolte gegen die Portugiesen aus, die aber schnell niedergeschlagen wurde. 1912 diente Aileu als portugiesische Basis während der Rebellion von Manufahi.[8] Erst in den letzten Jahren der portugiesischen Kolonialzeit wurde Aileu als eigenständiger administrativer Kreis (conselho) von Dili abgetrennt.[9]

Verlauf der indonesischen Invasion (1975-1979)

Aileu war 1975 eines der Zentren der Unabhängigkeitspartei FRETILIN. Hier versammelten sich die FRETILIN-Führer nach dem Putschversuch der UDT am 11. August, um zum Gegenschlag auszuholen. Nach der indonesischen Invasion, wenige Monate später, flohen viele Bewohner der Stadt Aileu, die am 29. Dezember von den Indonesier besetzt wurde, in die Berge. Die Ortschaften der Region blieben mehrere Jahre unbewohnt. Zunächst waren nur die Umgebung der Stadt Aileus und die Überlandstraßen nach Dili, Gleno/Ermera und Maubisse besetzt. In Remexio entstand eine base de apoio in der die geflohene Zivilbevölkerung von der Widerstandsbewegung FALINTIL angesiedelt wurde. Ab September 1977 drang die indonesische Armee in den Westen Aileus vor und besetzte ihn vollständig bis Februar 1978. Zwischen Mai und Juni 1978 fiel auch der Osten Aileus unter indonesischer Kontrolle. Die Basis in Remexio wurde zerstört, die Menschen auseinandergetrieben oder gefangengenommen.[10] Während der Besatzungszeit wurden Einwohner der Region um Maubisse in den Distrikt Aileu umgesiedelt. Es kam daher zu Spannungen zwischen Alteingesessenen und Neusiedlern. Die Situation war zudem explosiv, da die Bewohner Maubisse und Aileu bereits zuvor traditionell verfeindet waren.

Nach dem Referendum von 1999, bei dem sich die Bevölkerung für die Unabhängigkeit von Indonesien aussprach, kam es landesweit zu Gewaltausbrüchen durch pro-indonesischen Milizen. In Aileu waren die Zerstörungen besonders schlimm in den Subdistrikten Liquidoe und Laulara. Auch die Hauptstadt Aileu wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nur wenige Gebäude blieben unzerstört. Wasser- und Stromversorgung war im gesamten Distrikt zerstört und etwa 5000 Menschen waren nach Westtimor geflohen. Schließlich wurde die internationale Eingreiftruppe INTERFET entsandt und Osttimor unter UN-Verwaltung gestellt. Kämpfer der osttimoresischen Widerstandsbewegung FALINTIL wurden in der Stadt Aileu bis Februar 2001 kaserniert. Danach begannen 600 der Kämpfer mit einer Ausbildung zu Soldaten der neuen Verteidigungskräfte Osttimors.

Zwischen 2006 und 2008 war Aileu eine der Regionen, wo Rebellenführer Alfredo Alves Reinado sich mit seinen Männern verbarg, bis er bei einem Attentat auf die Staatsführung am 11. Februar 2008 getötet wurde. Die Rebellenbewegung löste sich daraufhin auf.

Politik

Der Distriktsadministrator wird von der Landesregierung in Dili ernannt. 2001 war dies Maria Paixão.[11]

Wirtschaft

Reisfelder im Tal von Aileu

Da es keine Industrie gibt, betreiben 83,7 % der Haushalte Ackerbau, 95,3 % Viehzucht.[1] Hauptsächlich wird für den Eigenbedarf angebaut. Als Handelsgut werden Kaffee, Orangen, Mangos und andere Früchte kultiviert. 69 % der Familien im Distrikt bauen Kaffee an, womit Aileu eines der Zentren des timoresischen Kaffeeanbaus ist. An der Spitze finden sich hier die Subdistrikte Laulara und Ailleu. Verkauft wird die Kaffeeernte an die Cooperativa Café Timor (CCT). Wichtigste Nahrungspflanze ist Maniok, der von 79 % der Haushalte angebaut wird (Produktion 2008: 2.940 t). Ebenso häufig baut man Mais (753 t) an. Im Subdistrikt Aileu wird Reis (931 t) durch Bewässerung in den Flusstälern angebaut (20 % aller Haushalte im Distrikt). Zentren sind hier der Fluss Daisoli und das Aileuflusssystem im Suco Seloi Craic. In den Hügeln und Bergen werden Mais und Bohnen angebaut. Daneben wachsen noch Kokosnüsse und andere Gemüse und Obstsorten (2.342 t).[12][13] Als Haustiere halten die Menschen hauptsächlich Hühner (2010: 23.687 in 76 % der Haushalte) und Schweine (12.638, 82 %). Daneben auch Ziegen (5.928,40 %), Rinder (4.697, 31 %), Pferde (2.462, 24 %), Wasserbüffel (1.782, 12 %) und Schafe (830, 3 %).[12]

Aufgrund von Dürre, Ungeziefer und Pflanzenkrankheiten kam es 2007 in Osttimor zu akuten Nahrungsmangel, der vor allem im Distrikt Aileu lange anhielt. 2008 verursachten starke Regenfälle, wie bereits 2001, weitere Einbußen bei der Ernte.

Wirtschaftlich nutzbare Waldgebiete gibt es im Distrikt nicht. Letzte Bestände gibt es noch in Tälern und an Hängen der Subdistrikte Laulara und Remexio. In Remexio gibt es letzte Reste von Sandelholz. Ansonsten finden sich Bäume nur noch als Schattenspender von Kaffeepflanzungen. Die Einwohner benutzen das Holz als Baumaterial und Brennmaterial, was die Entwaldung weiter vorantreibt. Wiederaufforstungsprogramme sind begonnen. Bodenschätze werden in Aileu nicht gefördert, abgesehen von Ton für Keramik und Ziegel. In Liquidoe gibt es ein nicht erschlossenes Marmorvorkommen.

Der lokale Radiosender ist Radio Communidade Rai Husar Aileu (Radio Aileu) auf FM 97,1 MHz.[14]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. a b Highlights of the 2010 Census Main Results in Timor-Leste English
  3. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  4. a b c Census of Population and Housing Atlas 2004
  5. a b District Pritory Tables: Aileu 2004
  6. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
  7. East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR im Internet Archive
  8. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon
  9. Gouvernment of Timor-Leste: Administrative Division (englisch)
  10. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  11. National Directory of Studies and Research
  12. a b Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  13. Direcção Nacional de Estatística: Timor-Leste in Figures 2008
  14. Timor Radio Connect

Weblinks

 Commons: Aileu (Distrikt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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