- Liquisa (Distrikt)
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Distrikt von Liquiçá Daten Hauptstadt Liquiçá Fläche 549 km² (12.)[1] Einwohnerzahl (2004)[2] 54.834 (8.) Bevölkerungsdichte 101,0 Einw./km² (3.) Zahl der Haushalte (2004) 11.063 (10.) ISO 3166-2: TL-LI Subdistrikte Einwohner Bazartete 20.190 Liquiçá 18.304 Maubara 16.340 Karte Liquiçá (Tetum: Likisá) ist ein Distrikt von Osttimor.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Liquiçá hat eine Fläche von 543 km². Hauptstadt des Distriktes ist der gleichnamige Ort Liquiçá. Subdistrikte sind Bazartete, Liquiçá und Maubara. Liquiçá liegt im Nordwesten von Osttimor an der Sawusee. Liquiçá grenzt im Osten an den Distrikt Dili, im Südosten an Aileu, im Süden an Ermera und im Westen an Bobonaro. Er teilt sich in die drei Subdistrikte Bazartete, Liquiçá und Maubara, die sich wiederum in 23 Sucos aufteilen.
In der Mitte des Distrikts steigt das Land auf über 1.000 m, fällt aber wieder zum Ufer des Flusses Lóis, der die Grenze zu Bobonaro bildet. In ihn fließt der Lauveli, der die Grenze zu Ermeras Subdistrikte Hatulia und Ermera darstellt. Höchster Punkt des Distrikts ist der Kutulau in Bazartete mit 1.266 m. Der Fantumasin und seine Umgebung sind eine Important Bird Area. Ebenso der Maubarasee mit seinen Trockenwäldern.
Den Großteil des Jahres ist das Klima in Liquiçá heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit, allerdings wenig Niederschlägen. Nur in der Regenzeit fällt Regen zwischen November und April. Die meisten Flüsse führen nur in dieser Zeit Wasser, dann aber tragen sie reißend Felsen und Erde mit. Der einzige Fluss, der in Liquiçá das ganze Jahr über Wasser führt, ist der Lóis, der vom Süden her gespeist wird. Die relativ trockenen Küstenebenen haben jährliche Niederschlagsmengen von 970 bis 990 mm, in den Bergen bei Fazenda, Olivea und Algarve (Subdistrikt Liquiçá) werden 2143 bis 2496 mm pro Jahr erreicht. In den niedrig gelegenen Gebieten fällt der Regen oft während Stürmen kurz, aber heftig, was zu Erosion und Überschwemmungen im Tiefland führt. In Maumeta (Bazartete) misst man ein Temperaturmaximum von 32,5°C im November und als niedrigste Temperatur 22,4°C im Juli. In der Stadt Liquiçá sind die Temperaturen etwas höher.
Einwohner
In Liquiçá leben 54.834 Einwohner (2004). Die Bevölkerungsdichte beträgt 101,0 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Subdistrikte Bazartete und Liquiçá sind dichter besiedelt als Maubara. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 16,7 Jahren in Bazartete, 17,1 in Liquiçá und 19,5 in Maubara. In Maubara bekommt eine Frau durchschnittlich 6,63, in Bazartete 8,45 und in Liquiçá 9,04 Kinder (Landesdurchschnitt 6,99). Zwischen 1990 und 2004 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich um 1,55 %. Die Kindersterblichkeit lag 2002 in Bazartete bei 69 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten (1996: 103), in Maubara bei 94 (114) und in Liquiçá bei 104 (96). Liquiçá ist damit einer von 14 Subdistrikten, in denen sie, entgegen den Landestrend anstieg. Der Landesdurchschnitt betrug 98.[1]
Mehrere Nationalsprachen werden im Distrikt als Muttersprache gesprochen. 69,9 % sprechen Tokodede (größte Volksgruppe in den Subdistrikten Liquiçá und Maubara); 18,2 % sprechen Mambai; 10,8 % sprechen Tetum, meist Tetum Prasa (Subdistrikt Bazartete). Berücksichtigt man auch die Zweitsprachen, so sprechen 39,2 % Tetum, 33,6 % Bahasa Indonesia und 11,0 % Portugiesisch. Die Analphabetenrate beträgt 61,9 % (Frauen:66,9 %; Männer: 57,1 %). Nur 7,7 % der über 18jährigen haben die Sekundarschule abgeschlossen (Frauen: 5,9 %; Männer: 9,4 %)[1]
Mehr als 90 % der Bevölkerung ist römisch-katholisch.
Geschichte
siehe auch: Geschichte Osttimors
Liquiçá, Maubara und Ulmera (Bazartete) waren traditionelle, timoresische Reiche, die von einem Liurai regiert wurden. Die Reiche erscheinen auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[3][4] Zusammen mit Luca herrschte Liquiçá nach europäischen Quellen im 16. Jahrhundert über den Osten Timors. Hier wird Liquiçá als Likusaen bezeichnet.
Während der Kolonialisierung Timors wurde das Gebiet des heutigen Subdistrikts Maubara 1667 von den Niederlanden besetzt. 1756 bauten die Holländer hier eine Festung. Im Vertrag von Lissabon vereinbarten die Niederländer 1859 im Rahmen eines größeren Gebietsaustauschs Maubara an die Portugiesen abzutreten. Die Übergabe erfolgte im April 1861.
Während der Anti-Steuer-Rebellionen zwischen 1860 und 1912 war der Liurai von Liquiçá ein loyaler Verbündeter der portugiesischen Kolonialherren, der mehrmals Truppen zur Niederschlagung der Rebellionen zur Verfügung stellte.[5]
Im Frühjahr 1861 brach gegen die Zwangsarbeit an öffentlichen Projekten in Ulmera eine der Revolten von 1861 gegen die portugiesische Kolonialherrschaft aus. Gouverneur Afonso de Castro schlug sie noch im September desselben Jahres nieder.[5]
1863 kam es in Fatumasi zum Aufstand. Bei der Niederschlagung wurden die Portugiesen hier durch den Herrscher von Ermera unterstützt. Im Frühjahr 1867 erhoben sich die Kemak aus Lermean, nahe Maubara. Gouverneur Francisco Teixeira da Silva besiegte sie in einem ungleichen Kampf. Das Territorium Lermeans wurde auf die benachbarten Reiche aufgeteilt. 1893 revoltierte Maubara, zusammen mit Atabae, gegen die Ausweitung der militärischen und administrativen Kontrolle Portugals. Nach Ausbruch der Cholera musste der Liurai aber im November offiziell einen schriftlichen Vertrag mit Portugal über den Vasallenstatus Maubaras unterzeichnen.[5]
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Portugiesisch-Timor von den Japanern besetzt (siehe Schlacht um Timor). In Liquiçá und Maubara wurde ab Ende Oktober 1942 die gesamte verbliebene portugiesischstämmige Bevölkerung in Lagern interniert.[5] Nach der Kapitulation übernahmen die Portugiesen wieder die Kontrolle über ihre Kolonie. Erst nach der Nelkenrevolution 1974 sollte Osttimor auf die Unabhängigkeit vorbereitet werden. Als Indonesien aber begann die grenznahen Regionen zu besetzten, rief die FRETILIN einseitig die Unabhängigkeit aus, um internationale Unterstützung zu bekommen. Die misslang. Neun Tage nach der Unabhängigkeitserklärung, begann Indonesien mit der Invasion in die restlichen Gebiete Osttimors. Beim Ponta Tibar in Bazartete landeten schwere Landungsboote. Nahe Maubara verübten indonesische Soldaten Massaker an der Zivilbevölkerung. Es folgte ein 24 Jahre langer Guerillakrieg der Timoresen gegen die Besatzer.
Der Subdistrikt war 1999 während der Unruhen vor und nach dem Unabhängigkeitsreferendum Schauplatz von Einschüchterungen, Vergewaltigungen und Mord durch pro-indonesische Milizen. Am 6. April 1999 starben je nach Quelle zwischen 61 und 200 Menschen beim Kirchenmassaker von Liquiçá, am 17. April starben 14 Menschen beim Massaker im Haus von Manuel Carrascalão und am 4. Juli 1999 griff die aus Maubara stammende Besi Merah Putih-Miliz einen Hilfskonvoi an und tötete 77 Personen.[6] Lisadilia, Vatuvou und Maubaralisa wurden zu Geisterstädten. Die Menschen flohen ins Tal des Loés, andere nach Dili und Liquiçá. Insgesamt schätzt man, dass vor dem Referendum aus der Region Liquiçá 18.000 Menschen flohen. Der Tag der Abstimmung am 30. August verlief ruhig, doch nach der Verkündigung des Ergebnisses am 4. September, in dem sich die Bevölkerung klar für die Unabhängigkeit von Indonesien aussprach, brach noch einmal eine Gewaltwelle los. In Fatumasi (Bazartete) wurden 70 bis 80 % der Gebäude zerstört. Auch in der Stadt Liquiçá wurden die meisten Gebäude beschädigt. Insgesamt wurde schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung des Distrikts nach Westtimor vertrieben oder floh in die umliegenden Hügel. Am 20. September begannen sich schließlich die Milizen und die indonesischen Einheiten aus Liquiçá zurückzuziehen. Am 28. September 1999 erreichten die ersten Einheiten der internationalen Friedenstruppe INTERFET den Distrikt und sorgten wieder für Ruhe und Ordnung. Ab dem 4. Oktober begannen die Vereinte Nationen in der nahezu verlassenen Region eine Verwaltung unter der UNTAET aufzubauen. Am 13. Oktober wurde zur Sicherung eine australische Infanteriekompanie in der menschenleeren Stadt Liquiçá stationiert. Erst nach und nach kehrten die Einwohner zurück.
Am 24. Mai kam es bei Tibar während der Unruhen in Osttimor 2006 zu Gefechten zwischen Mitgliedern der Verteidigungskräfte Osttimors und meuternden Soldaten.
300 Familien wurden obdachlos, als am 1. und 2. Januar 2008 Überschwemmungen die Sucos Maumeta (Bazartete), Dato und Lukulai (Liquiçá) verwüsteten. 100 Häuser wurden komplett zerstört, 90 weitere beschädigt. Die Bevölkerung konnte rechtzeitig von der Nationalpolizei evakuiert werden, so dass keine Personen zu Schaden kamen.[7]
Wirtschaft
83 % der Einwohner leben von der Landwirtschaft. 95 % der Landwirtschaft dient für den Lebensunterhalt. Angepflanzt werden in erster Linie Mais (von 86 % der Haushalte), Maniok (84 %) und Reis (5 %). Letzterer wird vor allem an den Flüssen Lóis und Lauveli angebaut. Kokosnuss- und Bananenplantagen wurden während der Unruhen von 1999 größtenteils niedergebrannt Inzwischen haben 78 % der Haushalte wieder Kokosnusspalmen. Die wichtigste kommerzielle Pflanze ist Kaffee. Über 66 % der Haushalte im Distrikt bauen Kaffee an. Er ist mit über 6000 ha Anbaufläche der viertgrößte Kaffeeproduzent des Landes. Liquiçá setzt bei seiner Kaffeeproduktion auf reinen Bioanbau. Nach der Unabhängigkeit wurde unter anderem auch mit dem Anbau von Vanille begonnen. Als Haustiere werden vor allem Hühner (etwa 44.900 Stück), Schweine (20.600), Ziegen (13.900), Rinder (6.100) Pferde (1.700) und Büffel (1.400) gehalten.[1] Die Gewässer vor Liquiçá sind sehr fischreich, so dass auch für den Weiterverkauf gefangen werden kann.
Als große Betriebe gibt es eine Fabrik zur Weiterverarbeitung von Kaffee und eine Geflügelzucht zur Eierproduktion. In Bazartete wurde durch Hilfsorganisationene eine Ziegelfabrik gegründet und in Maubara eine Polsterfabrik. Außerdem gibt es drei Textilkooperativen. Die Waren werden in der Regel weiter nach Dili geliefert, inzwischen aber auch in die Nachbardistrikte Ermera und Bobonaro.
Liquiçá hat schwarze Sandstrände und Korallenriffe, die es für den Tourismus attraktiv machen. Dili liegt nahe genug, um den Distrikt für Tages- und Wochenendausflüge attraktiv zu machen, es fehlt aber noch an geeigneten Unterkünften. Außerdem gibt es einige Bodenschätze, wie zum Beispiel Gold.
Umwelt
Neben der natürlichen Erosion verstärkt die weitergehende Abholzung das Problem, auch wenn die kommerzielle Holzgewinnung inzwischen landesweit verboten ist. So wird Brandrodung zur Gewinnung von Ackerboden betrieben. Zudem muss in den nächsten Jahren aufgrund des Klimawandels mit häufigeren Trockenperioden gerechnet werden. In Tibar hat man mit einem Pilotprojekt zur Wiederaufforstung begonnen.
Quellen
- Ministerium für Staatsverwaltung und Territorialmanagement (englisch)
- Liquiçá District Development Plan 2002/2003 (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Census of Population and Housing Atlas 2004
- ↑ Statistisches Amt Timor-Leste Census 2004
- ↑ TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
- ↑ East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR
- ↑ a b c d History of Timor – Technische Universität Lissabon
- ↑ ETAN: July 4 Militia Attack on the Humanitarian Team in Liquiça: Another Slap in the Face to the UN (Sommer 1999) ISSN #1088-8136
- ↑ Relief Web, 7. Januar 2008, Timor-Leste: Humanitarian update, 21 Dec - 07 Jan 2008
Weblinks
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