- Erich Schmidt Verlag
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Die Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG ist ein Wissenschaftsverlag mit den Bereichen Recht, Wirtschaft, Steuern, Umwelt und Philologie. Das Programm umfasst ca. 2000 Titel, darunter ca. 20 Zeitschriften, 100 Loseblattwerke und digitale Produkte.
Geschichte
Der Verlag wurde 1924 in Berlin gegründet. Erich Schmidt war u.a. Abgeordneter des Deutschen Reichstages und dort Mitglied des sozialpolitischen Ausschusses. Er begann seine verlegerische Tätigkeit mit der Herausgabe des „Sozialpolitischen Nachrichtendienstes“. Dieser Informationsdienst erschien zweimal wöchentlich und gab dem Verlag auch bis 1939 seinen Namen. 1933 eröffnete Schmidt die Wochenschrift „Berliner Briefe“, die sich bevorzugt mit politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen befasste. Ein Verbot der Reichspressekammer beendete das Erscheinen und untersagte jegliche journalistische Tätigkeit.
Danach erfolgte ein systematischer Ausbau des Verlagsprogramms in den verschiedensten Fachbereichen, wobei an die bereits bestehenden Gebiete Sozialpolitik und Sozialrecht angeknüpft wurde. Zunächst erschien eine wöchentliche Loseblatt-Sammlung „Soziales Archiv“. Ihr folgten die Loseblatt-Handbücher „Kraftverkehrsrecht von A-Z“ und „Steuerrecht von A-Z“.
Der Kriegsausbruch verhinderte die Verwirklichung weiterer Projekte. Stattdessen begab sich der Verlag 1940 mit der Abteilung „Die Neue Lese“ auf belletristisches Terrain. Die in Normal- und Feldpostausgaben veröffentlichten Romane und Erzählungen trugen wesentlich zur Sicherung des Verlags während der Kriegsjahre bei. Nach Beendigung des Krieges konnte die Verlagsarbeit genau mit diesem Bereich nach Genehmigung durch die russische Kommandantur wieder aufgenommen werden.
Nachdem die britische Militärregierung dem im britischen Sektor Berlins befindlichen Verlag im Februar 1946 eine Verlagslizenz erteilt hatte, wurde an die alten Planungen angeknüpft. Es entstanden die Verlagsbereiche Recht, Wirtschaft, Technik und Umwelt. Die Zeitschriften „Die Berufsgenossenschaft“, „Die Krankenversicherung“, „Verkehr und Technik“ oder „MÜLL und ABFALL“ wurden herausgegeben. Die Reihe „ESV-Taschenlexika“ wurde entwickelt, die heute Urteilssammlungen zu zahlreichen Rechtsgebieten umfasst. Kennzeichnend ist die Zusammenarbeit mit Institutionen und Behörden, die zur Publikation von Standardwerken führte wie seit 1962 das Loseblatt-Handbuch „Umweltrecht“ (hg. im Auftrag der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft von Wolfgang E. Burhenne), seit 1964 das „Jahrbuch des Arbeitsrechts“ (hg. vom Präsidenten des Bundesarbeitsgerichts), seit 1975 das „Sozialgesetzbuch (SGB) – Gesamtkommentar“ (hg. von Karl Hauck und Wolfgang Noftz), die Schriftenreihe „Interne Revision“ (hg. vom Deutschen Institut für Interne Revision), das Handbuch „Bauaufsichtliche Zulassungen“ (hg. vom Deutschen Institut für Bautechnik) und die Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes. Seit 1995 erscheinen Veröffentlichungen auch in digitaler Version.
Bis Ende 1971 wurde die Jugendbuchabteilung fortgeführt, die unter anderem auch Wolf Durians beliebtes Kinderbuch „Kai aus der Kiste“ neu auflegte.
1949 wurde eine staatsbürgerkundliche Abteilung mit den Publikationen „Zahlenbilder aus Politik, Wirtschaft und Kultur“ eröffnet. Die Zahlenbilder lieferten Schaubilder und Informationen für publizistische Zwecke und den Sozialkundeunterricht. Seit 2010 führt der Bergmoser + Höller Verlag Aachen die Arbeit dieser Redaktion fort.
In den 1950er Jahren entstand auf Initiative der Tochter des Verlagsgründers, Ellinor Kahleyss, die Philologische Abteilung. Ausgangspunkt der philologischen Verlagstätigkeit war das Sammelwerk „Deutsche Philologie im Aufriß“, das ab 1951 unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter von Wolfgang Stammler herausgegeben wurde. Wolfgang Stammler, der später die Reihen „Philologische Studien und Quellen“, „Grundlagen der Germanistik“, „Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit“ sowie das Nachschlagewerk "Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (HRG)" begründete, holte auch die seinerzeit von ihm herausgegebene „Zeitschrift für deutsche Philologie“ in den Verlag. Heute veröffentlicht die Philologische Abteilung Studienbücher, Lexika und Handbücher sowie Monographien und Sammelbände zu spezielleren Forschungsthemen in den Bereichen Germanistik, Anglistik, Romanistik, Komparatistik, Kulturwissenschaft und Rechtsgeschichte. Die Zusammenarbeit mit den Dichtergesellschaften E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft, Theodor-Storm-Gesellschaft und Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft führte zu mehreren Jahrbüchern und Reihen. Mediävistische Veröffentlichungen bilden einen Schwerpunkt. Der Bereich Rechtsgeschichte wird durch die Veröffentlichungen der „Akten des Kaiserlichen Reichshofrats (RHR)“ ergänzt.
Alle Studienbücher des Verlags werden seit 2007 unter der Marke „ESVbasics“ zusammengefasst.
Verleger
Erich Schmidt folgte mit der Verlagsgründung den Spuren seines Großvaters Christian Ulrich Altwegg, der von 1859 bis in die Mitte der 1880er Jahre einen eigenen Verlag in St. Gallen betrieb. In den Nachkriegsjahren engagierte er sich bei der Wiederherstellung der buchhändlerischen Verbandsstrukturen. Auf seine Initiative wurde im Mai 1946 zunächst die „Deutsche Verleger- und Buchhändlervereinigung für den britischen Sektor von Berlin“ gegründet, der am 21. November 1946 die Gründung der „Berliner Verleger- und Buchhändlervereinigung“ folgte, deren 1. Vorsitzender Erich Schmidt wurde. Im Juli 1947 gelang ihm in Berlin die erste Ausstellung des gesamtdeutschen Buchschaffens in den vier Besatzungszonen nach dem Krieg. Diese Veranstaltung gilt als der Vorläufer der zwei Jahre später etablierten Frankfurter Buchmesse.
1952 verstarb Erich Schmidt. Nach seinem Tod ging die Leitung des Verlags auf seinen Sohn Erich Schmidt jun. über, der 1985 verstarb. Danach übernahm Claus-Michael Rast die Leitung des Verlags. Ende 1998 trat mit Joachim Schmidt die dritte Generation der Gründerfamilie zusätzlich aktiv in die Leitung des Verlags ein, seit 2010 ist er der alleinige Geschäftsführer.
Weblinks
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