- Frankfurter Buchmesse
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Die Frankfurter Buchmesse ist eine deutsche Buchmesse, die jährlich im Oktober in der Messe Frankfurt stattfindet. Sie wurde 1949 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegründet. Jedes Jahr stellt sie die Buchproduktion und Kultur eines Gastlandes besonders heraus. Während der Buchmesse werden der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Frankfurter Buchmesse hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Eine Buchmesse in Frankfurt am Main gab es schon in der frühen Neuzeit, nachdem Johannes Gutenberg in Mainz, nur wenige Kilometer von Frankfurt entfernt, den Buchdruck revolutioniert hatte und die Buchdrucker Johannes Fust, Peter Schöffer und Konrad Henckis die Frankfurter Messe zum Umschlagsort des den Handschriftenhandel ablösenden Verlagsbuchhandels machten.
Bis in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts blieb Frankfurt am Main die zentrale Buchmesse-Stadt Europas. Als Folge politischer und kultureller Umwälzungen, nicht zuletzt durch die Kontrolle durch die Kaiserliche Bücherkommission, übernahm die Leipziger Buchmesse in der Zeit der Aufklärung die Rolle Frankfurts. Erst zwei Jahrhunderte später in Folge der Teilung Deutschlands lebte die Buchmesse in Frankfurt wieder auf: 205 deutsche Aussteller versammelten sich vom 18. bis 23. September 1949 in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit.
Während der Frankfurter Buchmesse 1978 wurde der Diagram-Preis entwickelt, der ein Jahr später zum ersten Mal für den ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres vergeben wurde. Seit 2008 wird zusätzlich für deutschsprachige Erscheinungen der Preis für den kuriosesten Buchtitel des Jahres verliehen.
Erstmals gab es 2004 das Forum Film & TV. Vortragsveranstaltungen finden unter anderem über Hörbücher und das Moderne Antiquariat auch im Übersetzer- und Bibliothekars-Zentrum statt. Seit 2005 ist die erste Frankfurter Antiquariatsmesse angeschlossen. Auch erstmals 2005 wurden eine gemeinsame Branchendarstellung für Zeitschriftenverlage der Fach-, Publikums- und Internationalen Presse, sowie eine Gemeinschaftsausstellung Spiele & Spielen mit der Spielwarenmesse Nürnberg eingerichtet und ein mit 37.500 Euro dotierter deutscher Roman-Preis an Arno Geiger verliehen.
Im Juni 2006 fand als Joint-Venture die erste Buchmesse Kapstadt, die Cape Town Bookfair, statt. Die Buchmesse gründete 2006 den „Schwerpunkt Bildung“ mit Litcam, einer Literarisierungskampagne, vor allem gegen Analphabetismus. 2007 startete in dem Zusammenhang u. a. ein Kurzgeschichten-Projekt (Who’s on the line? Call for free) von und über Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung gab erstmals eine kostenlose Buchmesse-Zeitung heraus. Sie erschien täglich mit 24 Seiten und einer Auflage von 40.000 Exemplaren.
2009 fand die Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober statt und wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem stellvertretenden chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping eröffnet. Erneut wurden Aussteller aus 100 Ländern erwartet, jedoch 400 weniger als im Vorjahr.[1] Für Kritik sorgte die Auswahl des Gastlandes China. Auf einem im Vorfeld der Buchmesse veranstalteten China-Symposium Mitte September verließ ein Großteil der chinesischen Delegation den Saal, nachdem die regierungskritischen Schriftsteller Bei Ling und Dai Qing das Wort ergriffen hatten. Beide waren zuvor auf Druck Chinas ausgeladen worden, jedoch trotzdem angereist. Buchmesse-Direktor Juergen Boos entschuldigte sich daraufhin bei der Delegation und räumte später „unnötige Kompromisse“ bei der Planung der Tagung ein.[2]
2010 zählte die Buchmesse insgesamt 279.325 Personen, davon waren 175.311 Fachbesucher. Etwa 10.000 Journalisten aus 63 Ländern berichteten von der Messe. 2010 gab es 7539 Aussteller aus 111 Ländern[3] 2011 kamen ebenfalls etwa 280.000 Besucher, es nahmen 7.384 Anbieter aus 106 Ländern teil.[4][5]
Funktion der Messe
Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie Verlegern, Agenten, Buchhändlern, Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, Antiquaren, Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Der Handel mit Buchlizenzen/-rechten findet in einem eigenen Agentencenter statt.
Die Buchmesse ist nur in zweiter Linie eine Messe für Publikum, das nur an den letzten beiden Tagen zugelassen ist. Sie vermittelt in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Auswärtigen Amt, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und dem Goethe-Institut deutsche Literatur im Ausland. Neben den ganzjährigen Büros in der Mainmetropole gibt es German Book Offices, ständige Präsenzen in New York, Peking, Moskau, Bukarest und New Delhi. Darüber hinaus existieren Stipendienprogramme. Das Programm Städte der Zuflucht, unterstützt von der Stadt Frankfurt, gilt verfolgten Schriftstellern.
Unter der Dachmarke Frankfurt Academy bündelt die Frankfurter Buchmesse ihre ganzjährigen internationalen Konferenzaktivitäten. Die Konferenzen richten sich an Zielgruppen aus den Medienbranchen, meist im Bereich Publishing.
Da die Bekanntgabe des Gewinners des Nobelpreises für Literatur häufig in die Messewoche fällt, ist die Buchmesse traditionell auch das erste größere Forum des Verlages, der die Werke des neuen Nobelpreisträgers im Programm hat.
Leitung der Buchmesse
Von 1949 bis 1957 leitete Wilhelm Müller die Buchmesse, ihm folgte bis 1974 Sigfred Taubert, vorher Leiter der Pressestelle des Börsenvereins und Pressesprecher der Buchmesse. 1975 übernahm Peter Weidhaas den Posten des Buchmesse-Direktors sowie des Geschäftsführers der Ausstellungs- und Messe-GmbH. Er war zuvor Leiter des Ausstellungsreferats der Buchmesse. Peter Weidhaas verfasste zwei Geschichten der Buchmesse.
Nach dem Ende von Weidhaas Amtszeit folgte ihm Lorenzo Rudolf, vormals Direktor der Art Basel, im Amt des Buchmesse-Direktors. Sein Nachfolger wurde bereits 2002 Volker Neumann, zuvor Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House. Seit 1. April 2005 ist Juergen Boos Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er leitete davor das Marketing im Wiley-VCH Verlag.
Ebenso gründete sich ein internationaler Beirat der Buchmesse.
Gastländer und Themenschwerpunkte
Seit 1988 hat die Buchmesse ein Gastland oder eine Gastregion, die einen besonderen Schwerpunkt bildet. Das Gastland veranstaltet ein kulturelles Rahmenprogramm mit Lesungen, Literaturförderung, Preisverleihungen usw. 2004 hatten ca. 500 von etwa 3.000 Veranstaltungen einen Bezug zur arabischen Welt als Gastregion. Ausstellungen und Lesereisen des Gastlands beginnen vor der Buchmesse und gehen weit darüber hinaus. Indien ist bisher das einzige Land, das zwei Mal Gastland war (1986 und 2006). Grund war der agile indische Buchmarkt.
Vor 1988 gab es an Stelle von Gastländern auch thematische Schwerpunkte.
Literatur
- Monika Toeller: Die Buchmesse in Frankfurt am Main vor 1560: ihre kommunikative Bedeutung in der Frühdruckzeit. Dissertation München 1983
- Peter Weidhaas: Zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45538-9
- Peter Weidhaas: Und kam in die Welt der Büchermenschen. Erinnerungen. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-458-7
Weblinks
Commons: Frankfurter Buchmesse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website der Frankfurter Buchmesse
- Börsenverein des deutschen Buchhandels
- Website der ARD mit Berichten von der Frankfurter und von der Leipziger Buchmesse
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Start der Frankfurter Buchmesse bei tagesspiegel.de, 12. Oktober 2009 (aufgerufen am 13. Oktober 2009)
- ↑ vgl. Eklat bei China-Symposium bei sueddeutsche.de, 12. September 2009 (aufgerufen am 13. Oktober 2009)
- ↑ Facts & Figures 2010, abgerufen am 28. September 2011
- ↑ Messebilanz. Nichts als zufriedene Gesichter. Hessischer Rundfunk. In: hr-online.de. 16. Oktober 2011. Abgerufen am 18. Oktober 2011.
- ↑ Buchmesse meldet Besucherplus., Handelsblatt-online, 16. Oktober 2011, abgerufen am 17. Oktober 2011
Kategorien:- Buchmesse
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