Erich Weniger

Erich Weniger

Erich Weniger (* 11. September 1894 in Steinhorst bei Hannover; † 2. Mai 1961 in Göttingen) war ein maßgeblicher Vertreter der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Geschichtsdidaktiker.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Der Pastorensohn legte 1913 das Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium Hannover ab und studierte von 1913 bis 1921 in Tübingen und Göttingen, unterbrochen vom Wehrdienst 1914-18, wo er Mitglied der Akademischen Freischar war. 1919 kämpfte der Leutnant gegen die Spartakisten. Von 1920 bis 1924 leitete er die Jugendvolkshochschule Göttingen.

Weniger habilitierte sich 1926 in Göttingen über den Geschichtsunterricht und war als Professor für Pädagogik an Pädagogischen Akademien in Kiel, Altona, Frankfurt am Main und ab 1945 in Göttingen tätig. 1931 wurde er Vorsitzender der neu gegründeten deutschen Sektion der New Education Fellowship, die bis heute die Reformpädagogik begleitet. 1933 wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ entlassen, schrieb er dennoch 1935–1938 mit Unterstützung des nationalsozialistischen Reichserziehungsministeriums das kriegsvorbereitende Buch Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung (1938).

Wie Herman Nohl und Eduard Spranger vermied er zeittypisch eine scharfe Abrechnung mit dem Nationalsozialismus und wandte sich gegen die alliierte Entnazifizierung.[2] 1945 gründete er die Pädagogische Hochschule Göttingen, ab 1949 folgte er Nohl als ordentlicher Professor für Pädagogik an der Universität Göttingen.

Weniger trat als einer der ersten in der Bundesrepublik 1949 für eine Neuorientierung der Geschichtsdidaktik am Prinzip der Politischen Bildung ein.

In seiner geisteswissenschaftlichen Pädagogik ging er vom philosophischen Ansatz Wilhelm Diltheys aus. Gegen die Mehrheit der Geschichtslehrer wollte er den Geschichtsunterricht nicht als reines Abbild der Geschichtswissenschaft sehen, sondern pädagogische Eigenmomente anerkennen. In der Nachkriegszeit bis zu seiner Emeritierung 1961 war er einer der maßgeblichen Bildungstheoretiker, Studiengangskoordinatoren und an verschiedenen bildungspolitischen Gremien beteiligt. Zusammen mit Wilhelm Flitner und anderen gründete er 1955 die Zeitschrift für Pädagogik.

Weniger starb 1961 in Göttingen an einem Tumorödem.

Zu Wenigers Schülern zählten u. a. die Erziehungswissenschaftler Herwig Blankertz, Wolfgang Klafki, Wolfgang Kramp und Klaus Mollenhauer.

Werke

  • Die Grundlagen des Geschichtsunterrichts. Untersuchungen zur geisteswissenschaftlichen Didaktik, Teubner Leipzig 1926
  • Goethe und die Generale. Insel-Verlag, Leipzig 1942
  • Neue Wege im Geschichtsunterricht. Frankfurt am M. 1949 (4. Auflage 1969)
  • Zur Frage der staatsbürgerlichen Erziehung. Oldenburg 1951

Literatur

  • Kurt Beutler: Geisteswissenschaftliche Pädagogik zwischen Politisierung und Militarisierung - Erich Weniger, Frankfurt am Main : Lang, 1995

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Klaus Bergmann: Historisches Lernen in der Grundschule. In: Handbuch zur politischen Bildung in der Grundschule. Hrsg. von Siegfried George und Ingrid Prote. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 1996, S. 319-342. Wieder in: Klaus Bergmann: Geschichtsdidaktik. Beiträge zu einer Theorie historischen Lernens. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag ³2008 (Forum Historisches Lernen), S. 116-130, hier S. 117.
  2. Erich Weniger: Die Epoche der Umerziehung 1945–1949. Hermann Nohl zum 80. Geburtstag. In: Westermanns Pädagogische Beiträge. Teil I. 11. Jg. H. 10. Oktober 1959, S. 403–410. Teil II. 11. Jg. H. 12. Dezember 1959, S. 517–525. Teile III und IV. 12. Jg. H. 1. Januar 1960, S. 9–13. Teil V. 12. Jg. H. 2. Februar 1960, S. 74–79.

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