Ernst Gottlob Köstlin

Ernst Gottlob Köstlin

Ernst Gottlob Köstlin (* 30. Mai 1780 in Esslingen am Neckar; † 25. Februar 1824 in Hamburg) war ein deutscher evangelischer Theologe und Professor am Hamburger Johanneum.

Leben und Wirken

Ernst Gottlob Köstlin, geboren als Sohn des Friedrich Köstlin (1749–1818), Stadtpfarrer in Esslingen, und der Magdalena Dorothea Caspart (1750–1803), besuchte zunächst die Lateinschule in Esslingen (das heutige Georgii-Gymnasium) und von 1795 bis 1797 als "Hospes" (Gastschüler) das Evangelische Seminar in Blaubeuren. Zum Wintersemester 1797/98 bezog er die Universität Tübingen. Neben Philosophie (1811 Promotion zum Dr. phil.) und Theologie studierte Köstlin auch Mathematik und Naturwissenschaften, wobei sein besonderes Interesse der Mineralogie galt. Nach dem üblichen Magisterabschluss ging er im Juni 1802 als "Hofmeister" (Hauslehrer) zu seinem Großcousin, Baron Immanuel von Rieger (1750–1832), nach Wien, reiste 1805 nach London und kam Ende 1806 über Amsterdam nach Hamburg. Hier wurde Köstlin im Juni 1807 auf Empfehlung des aufgeklärten Pädagogen Johann Gottfried Gurlitt (1754–1827) als unständiger Lehrer am Gymnasium Johanneum eingestellt. Er unterrichtete alte Sprachen, deutsche Literatur, Geschichte und Naturwissenschaften.

Im Jahre 1811 eröffnete Köstlin in Hamburg ein Privatlehrinstitut für Knaben, das er aber schon zwei Jahre später infolge der französischen Besatzung der Hansestadt wieder schließen musste. So kehrte er ans Johanneum zurück, wo er endlich 1815 eine feste Anstellung und 1819 den Professorentitel erhielt.

Ernst Gottlob Köstlin, Schriftsteller, Dichter (Pseudonym K. G. Ernst) und Übersetzer lateinischer Werke, war auch ein begeisterter Mineraliensammler, eine Leidenschaft, die er mit dem von ihm verehrten Johann Wolfgang von Goethe teilte. So übermittelte er dem Dichterfürsten 1819 neben seiner metrischen Übersetzung der Satire der Sulpicia auch seltene Mineralien. Im selben Jahr wurde er Mitglied der "Societät für die gesamte Mineralogie zu Jena". Seine bedeutende Mineraliensammlung wurde 1826 von seiner Witwe, Doris Köstlin geb. Grabau (1786–1852), die er mit sieben Kindern zurückgelassen hatte, öffentlich versteigert (der gedruckte Katalog umfasst 1630 Nummern). Köstlins metrische Übersetzung der Elegien des Humanisten Petrus Lotichius Secundus (1528–1560) wurden 1826 posthum von seinem Schwager Friedrich Bluhme (1797–1874), Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Halle, herausgegeben.

Werke

  • Hamburg unter französischer Herrschaft, in: Nemesis, Zeitschrift für Politik und Geschichte, Hrsg. von Heinrich Luden, Bd. 3, Weimar 1814, S. 45–69, 205–239; Bd. 4, Weimar 1815, S. 177–213, 365–417
  • K. G. Ernst: Gedichte, in: Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit und Laune, Kunst und Phantasie, Hrsg. von Georg Lotz, Bd. 1, Hamburg 1817, Sp. 153–155, 185, 201–203, 245, 287, 289–290, 413
  • K. G. Ernst: Ueber das Schöne und Erhabene, in: Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit und Laune, Kunst und Phantasie. Hrsg. von Georg Lotz, Bd. 1, Hamburg 1817, Heft 5–6, Nr. 61–76
  • Wiegenlied; An Gott (Gedichte), in: Nordischer Musenalmanach für das Jahr 1819. Poetische Blumenlese, 3. Jahrgang. Hg. von Winfried, Leipzig 1818, S, 45–46, 235
  • Des P.[etrus] Lotichius Secundus Elegieen, aus dem Lateinischen übersetzt von Ernst Gottlob Köstlin. Hrsg. von Friedrich Blume, Halle 1826 (Nachdruck Royal Press 1968; Mikrofiche-Ausgabe: Bibliothek der deutschen Literatur 1221)

Literatur

  • Richard HocheKöstlin, Ernst Gottlob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 757.
  • Johann Gottfried Gurlitt (Hg.): Osterprogramm des Johanneums, Hamburg 1819, S. 21-22
  • Johann Gottfried Gurlitt (Hg.): Drei Schulreden, Hamburg 1824, S. 28-32
  • Friedrich Rassmann: Pantheon deutscher jetzt lebender Dichter und in die Belletristik eingreifender Schriftsteller, Helmstedt 1823, S. 175
  • Cornelius Müller: Ernst Gottlob Köstlin. In: Neuer Nekrolog der Deutschen 1824, Bd. 1, S. 431-448
  • Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Bd. 4, Hamburg 1866, S. 132-134
  • Maria Köstlin (Hg.): Das Buch der Familie Köstlin, Stuttgart 1931, S. 52, 70, 143-145
  • Stefan J. Dietrich: Köstlin, Ernst Gottlob (1780-1824). In: Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1850-1950. Hg. von Manfred Bosch, Ulrich Gaier, Wolfgang Rapp u.a., Bd. 1.2, Biberach/Riß 2006, S. 86-87, 211

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