Ernst Henning

Ernst Henning

Ernst Robert Henning (* 22. Oktober 1892 in Magdeburg; † 14. März 1931 in Hamburg) war ein kommunistischer Politiker, der von SA-Leuten ermordet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der aus Magdeburg stammende Henning absolvierte eine Lehre als Former und arbeitete anschließend in mehreren Gießereien und trat früh dem Deutschen Metallarbeiter-Verband und der SPD bei. Im Ersten Weltkrieg Soldat, ließ er sich 1918 in Hamburg-Bergedorf nieder, war Mitglied des dortigen Arbeiter- und Soldatenrats und trat zur USPD über. Mit dem linken USPD-Flügel schloss er sich Ende 1920 mit der KPD zusammen, nahm am Hamburger Aufstand teil und musste nach dessen Scheitern in die Niederlande flüchten. 1924 verhaftet, wurde er als Rädelsführer vom Hamburger Landgericht zu vier Jahren Festungshaft verurteilt. 1927 vorzeitig entlassen, zog er im gleichen Jahr in die Hamburgische Bürgerschaft ein, wurde Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante der KPD und nahm eine führende Position im Rotfrontkämpferbund ein.

Ermordung

Auf dem Rückweg von einer KPD-Veranstaltung in Kirchwerder am Abend des 14. März 1931, wo Henning in Vertretung seines Fraktionskollegen Etkar André referiert hatte, wurde Henning zusammen mit seinem Begleiter und Genossen Louis Cahnbley im Bus von mehreren SA-Männern, die Cahnbley zunächst für André hielten, angegriffen. Von mehreren Pistolenkugeln getroffen, brach Henning zusammen und starb sofort. Cahnbley wurde am Auge verletzt, das später entfernt werden musste, weiterhin wurde eine zufällig anwesende Berufsschullehrerin von einer Kugel getroffen.

Am 18. März 1931 kam es während der ersten Bürgerschaftssitzung nach dem Mord zu Auseinandersetzungen, zwei NSDAP-Abgeordnete wurden dabei verletzt, die zehn anwesenden KPD-Abgeordneten vom Bürgerschaftspräsidium für einen Monat von den Sitzungen ausgeschlossen.

Am 21. März versammelten sich anlässlich der Beerdigung Hennings 35.000 Menschen um die Leichenhalle im Stadtteil Winterhude, wo der Leichnam aufgebahrt worden war und begleiteten den Sarg in einer Demonstration zum Friedhof Ohlsdorf, hier hielt u.a. Ernst Thälmann eine Gedenkrede. Bei anschließenden Demonstrationen im Stadtteil Barmbek kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, ein Mensch wurde von einer Polizeikugel getötet.

An der Stelle ihres Mannes wurde die Witwe, Marie Henning, im September 1931 in die Bürgerschaft gewählt.

Gerichtliches Nachspiel

Am 3. November 1931 begann der Prozess gegen drei des Mordes verdächtigte SA-Männer vor dem Hamburger Schwurgericht. Offiziell distanzierten sich NSDAP und SA von der, in weiten Teilen der Öffentlichkeit als geplanter Mordanschlag eingeschätzten Tat, dennoch beauftragte Hitler seinen Vertrauten Hans Frank mit der Verteidigung der Angeklagten. Der SA-Mann und ehemalige Polizist Albert Jensen (der die Schüsse zugegeben hatte) und Hans Höckmeier wurden wegen Totschlag zu sieben Jahren, der SA-Scharführer Otto Bammel zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Alle drei wurden nach der Machtübernahme der NSDAP am 9. März 1933 begnadigt und freigelassen.

Ehrungen

In Hamburg-Bergedorf ist eine Straße nach Ernst Henning benannt, an der auch die Schule Ernst-Henning-Straße liegt.

Literatur

  • Martina Scheffler: „Mord über Deutschland“. Die Hamburger KPD und der Mord an Ernst Henning 1931. Hamburg, Münster 2006.
  • Frank Müller: Mitglieder der Bürgerschaft. Opfer totalitärer Verfolgung. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 1995.

Weblinks


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