- Ernst Otto Fischer
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Ernst Otto Fischer (* 10. November 1918 in Solln, heute München; † 23. Juli 2007 in München) war ein deutscher Chemiker und Nobelpreisträger 1973.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Eltern waren Karl Tobias Fischer, Professor der Physik an der Technischen Hochschule München, und Valentine Fischer, geborene Danzer. 1937 absolvierte er das Abitur am Theresien-Gymnasium München. Im Zweiten Weltkrieg war Fischer als Soldat in Polen, Frankreich und Russland eingesetzt. Während eines Urlaubs 1941 begann er Chemie an der TH München zu studieren. Nach Kriegsende wurde er im Herbst 1945 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und nahm sein Studium wieder auf. 1949 erhielt er sein Diplom, 1952 wurde er bei Walter Hieber in anorganischer Chemie mit einer Arbeit über die Metallcarbonyl-Chemie promoviert; 1954 habilitierte er sich mit einer Schrift über „Metallverbindungen des Cyclopentadiens und Indens“.
1957 wurde Fischer Extraordinarius an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach Ablehnung eines Rufs an die Universität Jena auf die Nachfolge von Franz Hein wurde er persönlicher Ordinarius an der LMU. 1964 folgte er seinem Lehrer Walter Hieber an der Technischen Hochschule (ab 1970 Technischen Universität) München auf dem Lehrstuhl für Anorganische Chemie nach, den er bis zu seiner Emeritierung 1985 innehatte. Als sein Nachfolger wurde Wolfgang A. Herrmann (Universität Frankfurt am Main) berufen, der seit 1995 Präsident der TU München ist.
Fischer war zum Zeitpunkt seines Todes der älteste lebende deutsche Nobelpreisträger. Dies ist nun Manfred Eigen, Chemienobelpreisträger von 1967.
Fischer wurde am 26. Juli 2007 auf dem Alten Friedhof von Solln beigesetzt.
Auf dem Forschungscampus Garching der Technischen Universität München, seiner Wirkungsstätte, wurde die "Ernst Otto Fischer-Straße" nach ihm benannt.
Wirken
Gemeinsam mit Wolfgang Pfab führte er mit Hilfe von Röntgenbeugungsdaten 1952 die Strukturzuordnung des Ferrocen durch und erarbeitete 1955 mit Walter Hafner die Synthese von Dibenzolchrom. Dadurch wurde Fischer international bekannt und gilt seither als einer der maßgeblichen Begründer der Metallorganischen Chemie.
1973 erhielt Fischer zusammen mit Geoffrey Wilkinson (Imperial College London) den Chemie-Nobelpreis für die Erforschung der sog. metallorganischen Sandwichkomplexe. Durch die Pionierarbeit Ernst Otto Fischers und seiner Mitarbeiter veränderte sich das Bild von der chemischen Bindung in grundsätzlicher Weise. Angeregt durch seine vielbeachteten Forschungsarbeiten zur Chemie der Metall-Kohlenstoff-Bindung in ihren zahlreichen Varianten, verbreitete sich die Metallorganische Chemie in praktisch alle Forschungslaboratorien der Welt.
Neben der Erforschung der Sandwichkomplexe leistete Fischer auch auf dem Gebiet der Metall-Carben-Komplexe Pionierarbeit. 1964 gelang ihm die Synthese des ersten Metallcarbens, ein Metallkomplex mit Metall-Kohlenstoff-Doppelbindung. Diese Verbindungsklasse nennt man ihm zu Ehren auch Fischer-Carbene. Im Jahr der Nobelpreisverleihung (1973) folgte die Entdeckung der ersten Metallcarbins, ein Metallkomplex mit Metall-Kohlenstoff-Dreifachbindung. Diese Entdeckungen führten später zum mechanistischen Verständnis wichtiger Katalyseprozesse der Industrie, z. B. der Olefin-Metathese.
Viele Absolventen seiner Forschungsgruppe wurden auf Lehrstühle berufen oder erreichten bedeutende Führungspositionen in der Chemischen Industrie. Die "Fischer-Schule" ist ein herausragendes Beispiel für die "akademische Schulenbildung" als einer Kernaufgabe von Universitäten.
Fischer engagierte sich langjährig im Hauptausschuss und Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), im Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und im Kuratorium des Deutschen Museums.
Er war Mitbegründer (1964) und über Jahrzehnte Regionalherausgeber des international renommierten Fachjournals „Journal of Organometallic Chemistry“.
Ehrungen, Auszeichnungen Mitgliedschaften
- 1957: Akademiepreis für Chemie der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- 1959: Alfred-Stock-Gedächtnis-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker
- 1964: Ordentliches Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- 1973: Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle (1969)
- 1973: Nobelpreis für Chemie
- 1974: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1974: Bayerischer Verdienstorden
- 1975: Ehrendoktorwürde der Universität München
- 1975: Ehrendoktorwürde der University of Strathclyde (Glasgow)
- 1975: Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- 1975: Mitglied der Italienischen Accademia Nationale dei Lincei
- 1976: Mitglied der American Chemical Society Centennial Foreign Fellow
- 1977: Ehrendoktorwürde der Universität Erlangen/Nürnberg
- 1977: Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- 1977: Foreign Honorary Member der American Academy of Arts and Sciences
- 1979: Honorary Fellow der Chemical Society England
- 1981: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 1983: Ehrendoktorwürde der Universität Veszprem
- 1985: Ehrenmitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
- 1987: Korrespondierendes Mitglied der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
- 1993: Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München
- 1998: Goldmedaille München leuchtet der Stadt München
Weblinks
- Nachrufe auf Ernst Otto Fischer: (a) Wolfgang A. Herrmann: Nature 449 (2007) 156; (b)Wolfgang A. Herrmann, Angew. Chem. Internat. Edit. Engl. 46 (2007) 6578; (c) Wolfgang A. Herrmann, Nachr. Chem. (Weinheim), Jg. 55 (Sept. 2007), S. 897; (d) Wolfgang A. Herrmann: Incitatus Chimiae, Feuersporn der Chemie - Nachruf auf Ernst Otto Fischer, in: TUM-Mitteilungen (Techn. Univ. München), Jg. 2007, Nr. 4, S.74-75.
- Literatur von und über Ernst Otto Fischer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Abenteuer Forschung. Ernst Otto Fischer zum 70. Geburtstag“, TUM-Mitteilungen, 1 - 1988/89, S. 27ff., (PDF; 28 KB)
- Biografie von Ernst Otto Fischer, TUM-Mitteilungen, 2 - 2003/04, (PDF; 124 KB)
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1973 an Ernst Otto Fischer (englisch)
- Chemie: Nobelpreisträger Ernst Otto Fischer gestorben, dpa / FAZ, 23. Juli 2007
Kategorien:- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (LMU München)
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- Nobelpreisträger für Chemie
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Leopoldina
- Deutscher
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