- Wolfgang A. Herrmann
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Wolfgang Anton Herrmann (* 18. April 1948 in Kelheim) ist ein deutscher Chemiker. Er ist Präsident der Technischen Universität München (TUM).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Abitur in Kelheim studierte Herrmann von 1967 bis 1970 Chemie an der TU München als Stipendiat der Bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk. 1971 machte er sein Diplom bei Ernst Otto Fischer, Nobelpreisträger von 1973. Er wurde 1973 mit einer Arbeit über optisch aktive Übergangsmetalle bei Henri Brunner an der Universität Regensburg zum Dr. rer. nat. promoviert. Nach einem Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bei P. S. Skell an der Pennsylvania State University von 1975 bis 1976 habilitierte er sich 1978 an der Universität Regensburg mit einer Experimentalarbeit über „Organometall-Synthesen mit Diazoalkanen“.
1979 erhielt er einen Ruf an die Universität Regensburg. 1982 wechselte er auf einen Lehrstuhl an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1985 wurde er Nachfolger von Ernst Otto Fischer auf dessen Lehrstuhl an der TU München und Vorstand am Anorganisch-chemischen Institut.
Wolfgang A. Herrmann ist seit 1995 der Präsident der TU München. 1999, 2005 und 2007 wurde er als Präsident wiedergewählt. Er ist heute der am längsten amtierende Präsident einer deutschen Universität. Unter seiner Führung wurde die TUM im Jahre 2006 eine der ersten drei deutschen Elite-Universitäten im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.
In die Kritik geriet Herrmann 1998, als er beim Ball des Wiener Korporations-Rings den "Ehrenschutz" (eine Art Schirmherrschaft) übernahm.[1][2][3] Herrmann wurde vorgeworfen, damit indirekt die im WKR vertretenen Burschenschaften unterstützt zu haben, darunter unter anderem die von Medien und Politikern als rechtsradikal eingeschätzte Teutonia. Politiker von SPD und Grünen forderten seinen Rücktritt. Der Journalist Josef Joffe sah in den Vorwürfen eine politisch motivierte Verleumdung durch den Grünen-Abgeordneten Magerl.[4] Das zuständige bayerische Ministerium stellte sich hinter Herrmann.
Kurz vor seiner ersten Wiederwahl als TU-Präsident war Herrmann designierter bayerischer Staatsminister für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, aufgrund eines laufenden Ermittlungsverfahrens wegen Steuerhinterziehung sagte er kurz vor der Ernennung ab.[5] Infolge des Ermittlungsverfahrens wurde Herrmann mit einer Geldstrafe von 45.000 Mark belegt.[6]
Herrmann wurde durch den Verwaltungsrat der TU München am 11. Mai 2005 und am 16. Mai 2007 (für weitere sechs Jahre) jeweils einstimmig wiedergewählt.
Herrmann ist verheiratet mit der Oberstudienrätin Freya Herrmann und hat fünf Kinder. Sein Sohn Florian Herrmann ist direkt gewähltes Mitglied des Bayerischen Landtags für den Stimmkreis Freising.
Er ist Mitglied des Aufsichtsrats der Evonik Industries AG (Essen) und der E.ON Energie AG (München) sowie Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bayerischen Forschungsallianz GmbH (München). 2008 wurde er in das Governing Board des "European Institute of Innovation and Technology" (EIT) berufen, einer Neugründung durch die Europäische Union.
Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, von acatech – Akademie der Technikwissenschaften und korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz und des Kuratoriums der Konrad-Adenauer-Stiftung.[7]
Im August 2010 positionierte sich Herrmann als einer von 40 Unterzeichnern des Energiepolitischen Appells, einer Lobbyinitiative der vier großen Stromkonzerne um die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke voranzubringen. Gleichzeitig setzt er sich für die "Grünen Technologien" ein, die an der TU München langfristig als Forschungsschwerpunkte angelegt sind, z.B. Elektromobilität, Energieeffizientes Bauen und Planen (TUMCampus 2/2011, S. 3).
Wissenschaftliches Werk
Die Fach- und Arbeitsgebiete Herrmanns sind die Metallorganische Chemie und Katalyse, die industriellen Katalyseprozesse, ferner Metall-Metall-Mehrfachverbindungen sowie Mehrfachverbindungen zwischen Übergangsmetallen und Hauptgruppenelementen, Organolanthanoid-Komplexe, wasserlösliche Katalysatoren, anorganische und organische Werkstoffe sowie Metalleffekte in biologischen Systemen. Er gehört seit geraumer Zeit zu den international meistzitierten deutschen Chemikern; h-Index 87 (Stand 1. September 2011; Essential Science Indicators, ISI).
Internationale Anerkennung fanden seine Arbeiten auf dem Gesamtgebiet der Metallorganischen Chemie, insbesondere aber seine Forschungsergebnisse zur präparativen Erschließung neuer Stoffklassen und zur Entwicklung wasserlöslicher metallorganischer Katalysatoren für die industrielle Anwendung. Sein wissenschaftliches Werk ist in bisher mehr als 720 Originalpublikationen und zahlreichen Übersichtsartikeln sowie Buchbeiträgen niedergelegt. Unter Herrmanns wissenschaftlicher Anleitung sind bisher ca. 150 Dissertationsarbeiten entstanden. Mehrere seiner Schüler wurden auf Lehrstühle berufen: Jun Okuda (RWTH Aachen), Roland A. Fischer (Uni Bochum), Werner Thiel (Uni Kaiserslautern), Peter W. Roesky (KIT Karlsruhe), Alexander Filippou (Uni Bonn), Matthias Wagner (Uni Frankfurt/Main), Wolfgang Scherer (Uni Augsburg), Rainer Anwander (Uni Tübingen).
Er wirkte bei der Veröffentlichung der dreibändigen Monographie „Applied Homogeneous Catalysis with Organometallic Compounds“ (Hrsgb. Boy Cornils, Wolfgang A. Herrmann; 2. Aufl. VCH-Wiley 2002), das 1996 erstmals erschien, sowie der 10-bändigen Serie „Synthetic Organometallic and Inorganic Chemistry“ (Hrsgb. Wolfgang A. Herrmann; Thieme-Verlag 1995-2001) mit.
Zu seinen ehrenamtlichen Funktionen gehört seit 1998 der Vorsitz des Verwaltungsrats des Deutschen Museums München. Von 2002 bis 2004 war er Vorsitzender der Bayerischen Rektorenkonferenz. Von 2004 bis 2005 Vorsitzender der Universität Bayern e.V., deren Gründung als Zusammenschluss der bayerischen Universitäten er initiierte. Seit 2006 ist er Mitglied im Beirat „Frauen in der Wissenschaft“ der Robert Bosch-Stiftung.
Ehrungen und Auszeichnungen
Er ist Inhaber von Ehrendoktoraten der Universitäten in:
- Rennes, Frankreich
- Lyon, Frankreich
- Veszprém, Ungarn
- Timișoara, Rumänien
- South Carolina, USA
- Lissabon, Portugal
- Frankfurt am Main, Deutschland
- Nanjing, China
- Texas A&M University, USA (2006)
- Moskau, Russland (Moscow Bauman State University; 2008)
- Tiflis, Georgien (Staatliche Universität Tiflis; 2009)[8]
Außerdem ist er Inhaber zahlreicher nationaler und internationaler Auszeichnungen, unter anderem:
- Chemiepreis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (1979)
- Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1986)
- Alexander-von-Humboldt-Preis (1989)
- Max-Planck-Forschungspreis (1991; mit Jean-Marie Basset)
- Pino-Medaille der Società Chimica Italiana (1994)
- Wilhelm-Klemm-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker (1995)
- Bundesverdienstkreuz am Bande (1997)
- Mitglied der Royal Swedish Academy of Engineering Sciences(2011)
- Werner-Heisenberg-Medaille der Alexander von Humboldt-Stiftung (2000)
- Officier de l'Ordre d'Honneur des französischen Staatspräsidenten (2000)
- Luigi-Sacconi-Medaille der Società Chimica Italiana (2000)
- Großer Ehrenteller des Peutinger-Collegiums (München)
- Bayerische Verfassungsmedaille in Silber (2006)
- Bayerischer Verdienstorden (2007)
- Hochschulmanager des Jahres 2009, vergeben durch die Financial Times Deutschland[9] und das Centrum für Hochschulentwicklung[10]
- Goldene Bürgermedaille der Universitätsstadt Freising (2010)
Einzelnachweise
- ↑ Süddeutsche Zeitung: TU-Präsident beehrt nationalliberale Burschenschaft. Abgerufen am 21. April 2009.
- ↑ Bündnis_90/Die_Grünen: Münchner TU-Präsident gab dem 45. Ball der nationalliberalen Korporationen Wiens "Ehrenschutz". Abgerufen am 21. April 2009.
- ↑ Jungle World: Ein rechter Atombursche. Abgerufen am 21. April 2009.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: "Wem es an Argumenten fehlt", 6. April 1998 (kostenpflichtig im Archiv der Süddeutschen Zeitung abrufbar)
- ↑ Hamburger Abendblatt: Stoibers neuer Minister stolpert über Steuer-Affäre. Abgerufen am 21. April 2009.
- ↑ Der Spiegel: Münchner Sandkastenspiele. Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ kas.de: Kuratorium Stand: März 2011; abgerufen am 4. September 2011
- ↑ Technische Universität München: TUM-Präsident Herrmann jetzt auch Ehrendoktor der Tiflis State University. Abgerufen am 6. November 2009.
- ↑ Agenda - Professor Unrast in München. In Financial Times Deutschland am 8. Dezember 2009, zuletzt abgerufen am 17. Januar 2010.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Präsident der Technischen Universität wird "Hochschulmanager des Jahres"
Weblinks
Leiter der Technischen Universität MünchenDirektor (1868–1903): Karl Maximilian von Bauernfeind | Wilhelm von Beetz | August von Kluckhohn | Karl Maximilian von Bauernfeind | Karl Ritter von Haushofer | Egbert Ritter von Hoyer
Rektor (1903–1976): Walther Ritter von Dyck | Friedrich von Thiersch | Moritz Schröter | Siegmund Günther | Heinrich Frhr. von Schmidt | Karl Lintner | Karl Heinrich Hager | Walther Ritter von Dyck | Jonathan Zenneck | Kaspar Dantscher | Johann Ossanna | Richard Schachner | Anton Schwaiger | Albert Wolfgang Schmidt | Lutz Pistor | Hans Döllgast | Georg Faber | Robert Vorhoelzer | Ludwig Föppl | Hans Piloty | August Rucker | Robert Sauer | Ernst Schmidt | Max Kneissl | Gustav Aufhammer | Franz Patat | Heinrich Netz | Gerd Albers | Horst Freiherr von Engerth | Heinz Schmidtke | Ulrich Grigull
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