Eskimo Welzl

Eskimo Welzl
Welzl-Standbild in Zábřeh

Jan Welzl, genannt Eskimo Welzl resp Arctic Bismarck (* 15. August 1868 in Hohenstadt a. d. March, Mähren; † 19. September 1948 in Dawson City, Kanada) war ein tschechischer Abenteurer, Weltreisender, Autor, Erfinder und Eskimohäuptling.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Welzl war der älteste Sohn eines Hutmachergesellen und einer Krämerin. Der Topfenhannes, wie der junge Welzl wegen der Arbeit seiner Mutter als Milchfrau im Haus Unter den Lauben genannt wurde, verlor schon früh den Vater. Nach der Schulzeit begann er eine Schlosserlehre in Schmole und ging nach deren Abschluss 1884 über Wien und Genua auf Wanderschaft nach Bosnien, Serbien und Rumänien. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt leistete er seinen Militärdienst ab und reiste nach Hamburg und heuerte als Maschinist und Küchenkraft auf einem Seeschiff an.

Danach befuhr er 1888 von Genua als Schiffsheizer fast die gesamte Welt und ging nach Russland, wo er in Wladiwostok abheuerte, um den Baikalsee kennenzulernen und 1893 am Bau der Transsibirischen Eisenbahn mitarbeitete. Anschließend schlug sich Welzl durch Sibirien an das Nördliche Eismeer und auf die Neusibirischen Inseln durch. Dort betätigte er sich als Bärenjäger, Walfänger und Pelzhändler. Daneben fuhr er mit seinem Hundeschlitten Waren und Post in die Siedlungen. Welzl, der von den Eingeborenen Moojok Ojaak (Bärenfresser) und von den Weißen Arctic Bird bzw. Arctic Bismarck genannt wurde, wurde 1903 von den Eskimos auf den Neusibirischen Inseln zum Richter und Häuptling gewählt.

Von Sibirien aus bereiste Welzl mit seinem Schiff Seven Sisters Alaska und wusch im Yukon River Gold. Auf einer Reise nach Nordamerika erlitt er 1924 bei Seattle Schiffbruch und wurde ohne Ausweispapiere aufgegriffen und als verdächtige Person nach Europa zurückgeschickt. Über Hamburg und Prag kehrte er Ende 1928 nach über 30 Jahren nach Zábřeh zurück, wo er gut besuchte Vorträge über seine Weltreisen und Abenteuer hielt. Die Zeitung Lidové Noviny war an seiner Lebensgeschichte interessiert und 1929 fuhr Eskimo Welzl nach Brünn, wo er gemeinsam mit den Redakteuren Eduard Valenta und Bedřich Golombek mehrere Bücher über sein Leben schrieb.

Welzls autobiographische Erzählungen stießen zum einen auf großes Interesse. Karel Čapek verfasste für die Bücher Eskimo Welzl, Dreißig Jahre im Goldenen Norden und Auf den Spuren der Polarschätze die Vorworte und Präsident Tomáš Garrigue Masaryk empfing ihn. Dagegen wurde er von Wissenschaftlern der Hochstapelei verdächtigt, da die Neusibirischen Inseln als unbewohnt galten und seine Erlebnisse als erfunden dargestellt wurden.

Welzl sehnte sich bald wieder in die Natur der Arktis zurück. Eine Reise auf die Neusibirischen Inseln, die nun zur Sowjetunion gehörten, war ohne weiteres nicht möglich. Da er in den USA noch Einreiseverbot hatte, war ihm auch die Rückkehr nach Alaska verwehrt und er ging nach Kanada. Zur Finanzierung seiner Unternehmungen arbeitete er bei einer Eisenbahn- und Dampfschiffgesellschaft in Dawson City. Nach seiner Rückenverletzung im Jahre 1930 konnte er sich seinen Lebensunterhalt nicht mehr selbst verdienen und war auf Unterstützung angewiesen. Dadurch konnte er auch seine Pläne für eine Rückkehr auf die Neusibirischen Inseln nicht mehr realisieren.

Die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte Eskimo Welzl mit seinem Hund als Einsiedler in Dawson City und versuchte sich an der Erfindung eines Perpetuum mobile.

Ehrungen

Nach seinem Tode wurde in seiner Geburtsstadt Zábřeh eine Gasse im Stadtzentrum nach ihm benannt. 1998 wurde ein von Stanislav Lach geschaffenes Standbild vor dem Bahnhof von Zábřeh eingeweiht. Posthum erhielt er im Jahre 2000 die Ehrenbürgerschaft von Zábřeh.

Welzl ist Namensgeber für mehrere Veranstaltungen in Zábřeh, wie z. B. das Festival Welzlování und die Welzls Filmobile.

Am 24. September 1998 erhielt der Planetoid 15425 ihm zu Ehren den Namen Welzl.

Werke

  • Auf den Spuren der Polarschätze
  • Eismärchen
  • Die Trübsal des Eskimohäuptlings in Europa
  • Dreißig Jahre im Goldenen Norden, 1930
  • Eskimo Welzl

Weblinks


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