Fernando Lorenzen

Fernando Lorenzen

Fernando Lorenzen (* 8. August 1859 in Hamburg; † 10. Mai 1917 in Altona) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gnadenkirche in Hamburg-St. Pauli

Lorenzen, gebürtiger Hamburger, studierte Architektur bei zwei der wichtigsten Kirchbaumeister des 19. Jahrhunderts, zunächst bei Conrad Wilhelm Hase am Polytechnikum Hannover und anschließend beim Hase-Schüler Johannes Otzen in Berlin. Durch Hase und Otzen wurde Lorenzen im Sinne der von diesen vertretenen neogotischen Architektur geprägt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Stilform des Historismus vor allem im norddeutschen Kirchenbau Anwendung fand. Als Bauführer beim Bau der von Otzen entworfenen Altonaer Friedenskirche kehrte Lorenzen 1893 nach Hamburg zurück, wo er sich im Anschluss selbstständig machte.

Nach Wettbewerbserfolgen konnte Fernando Lorenzen eine Vielzahl von Kirchen in Hamburg realisieren. Zunächst noch von der neogotischen Schule seiner Lehrmeister geprägt, löste er sich allmählich von historistischen Bauformen und wandte sich schließlich neuen Tendenzen der Reformbewegung zu, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch in Hamburg zum Durchbruch gelangte. Sein letzter, erst nach seinem Tod fertiggestellter Kirchenbau, die Eilbeker Versöhnungskirche, zeichnet sich bereits durch schlichte Formen und eine nun im Kontext der Heimatschutzbewegung zu verstehende Backsteinverkleidung aus.

Neben seiner Tätigkeit als Kirchenbaumeister führte Lorenzen in den Hamburger Elbvororten eine Vielzahl herrschaftlicher Villen aus, die ganz dem zeitgenössischen Stilempfinden der Jahrhundertwende entsprachen. So war er maßgeblich an der Aufschließung und Anlage des Villengebiets Hochkamp beteiligt. Während des Ersten Weltkriegs verstarb Lorenzen 1917 in der Hamburger Nachbarstadt Altona im Alter von erst 57 Jahren. Nach Lorenzen ist eine Straße in der Hamburger Jarrestadt benannt.[1]

Werk (Auswahl)

  • 1896–1898: Kreuzkirche in Hamburg-Ottensen
  • 1901: Christuskirche in Hamburg-Wandsbek (im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, später durch einen Neubau ersetzt)
  • 1902: Annenkirche in Hamburg-Hammerbrook (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
  • 1903: Gestaltung des Innenraums der Erlöserkirche in Hamburg-Borgfelde (im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1952 durch einen Neubau ersetzt)
  • 1906–1907: Gnadenkirche in Hamburg-St. Pauli, heute russisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt[2]
  • 1908–1910: Kreuzkirche in Hamburg-Wandsbek
  • 1916–1920: Versöhnungskirche in Hamburg-Eilbek

Literatur

  • Julius Faulwasser: Nachruf auf Fernando Lorenzen. In: Deutsche Bauzeitung, 51. Jahrgang 1917, ...
  • Wolfgang Meyer: Fernando Lorenzen. Ein Hamburger Architekt des Deutschen Kaiserreichs 1859-1917. Wachholz, Neumünster 2008, ISBN 978-3-529-05179-1.

Einzelnachweise

  1. Lorenzengasse auf www.jarrestadt-archiv.de, abgerufen am 27. September 2010
  2. Homepage der russisch-orthodoxen Gemeinde des Hl. Johannes von Kronstadt, abgerufen am 27. September 2010

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