Fernmeldeturm Mannheim

Fernmeldeturm Mannheim
Fernmeldeturm Mannheim
Mannheim Fernmeldeturm 20100718.jpg
Basisdaten
Ort: Mannheim
Verwendung: Fernmeldeturm, Restaurant, Aussichtsturm
Bauzeit: 1973–1975
Architekt: Erwin Heinle, Wischer und Partner
Technische Daten
Gesamthöhe: 212,8 Meter
Gesamtmasse: 18.000 Tonnen
Aussichtsplattformen: 120,9 Meter, 124,7 Meter
Baustoff: Stahl, Beton

Der Fernmeldeturm Mannheim ist ein von den Architekten Heinle, Wischer und Partner geplanter und zwischen 1973 und 1975 errichteter, 212,8 Meter hoher Fernmeldeturm und ein modernes Wahrzeichen der Stadt Mannheim.[1] Er ist damit höchstes Bauwerk der Stadt und gehört zu den höchsten Fernmeldetürmen Deutschlands.

Der Mannheimer Fernmeldeturm beherbergt neben Sendeeinrichtungen für Richtfunk und Funkdienste im UKW-Bereich in 120 Metern Höhe ein Drehrestaurant und eine Aussichtsplattform, von der man einen Rundblick über Mannheim und das Umland bis hin zum Odenwald, Pfälzerwald und bei sehr guter Sicht sogar bis zum östlichsten Teil des Nordpfälzer Berglandes mit den Donnersberg hat.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Mannheimer Fernmeldeturm liegt östlich des Stadtzentrums, unweit des südlichen Neckarufers am nördlichen Rand des Luisenparks. Direkt am Turm befindet sich die Haltestelle Fernmeldeturm der Stadtbahnlinie Mannheim–Heidelberg.

Geschichte

Planung und Bau

Die fernmeldetechnisch unbefriedigende Versorgung in den 1960er Jahren von Mannheim und ihrer Region war der Auslöser für die Planungen für einen ursprünglich etwa 90 bis 120 Meter hohen Fernmeldeturm. Dieser sollte möglichst zentral liegen. Bei den Planungen zur Bundesgartenschau 1975 in Mannheim, wurde die Errichtung als neues Wahrzeichen einer modernen Stadt Mannheim wieder aufgegriffen und der Fernmeldeturm sollte gleichzeitig als Aussichtsturm nutzbar sein.[2] Bei der Wahl des charakteristischen Turmkorbes galt es, fünf Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Neben der Stellfläche und der Kabelzuführung sollte der Korb in der Raumnutzung variabel sein, eine bestmögliche Aussicht bieten, einen Innovationsgrad erfüllen und in Bezug auf Außenfläche und umbautem Raum wirtschaftlich sein.[3] Aus 18 möglichen Grundformen wurde die Form zweier umgekehrt zueinander verlaufender, unterschiedlich großer Kegelstümpfe gewählt.

Als Standort wurde das südliche Neckarufer ausgewählt, gleich neben dem Gelände des Luisenparks, wo auch der Aerobus eine Endhaltestelle bekam. Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. April 1973, fertiggestellt wurde er am 26. Mai 1975 mit einer ursprünglichen Gesamthöhe von 204,9 Metern. Die Tragwerksplanung erledigten Leonhardt, Andrä & Partner, die Ausführung oblag Grün & Bilfinger.

Unfall 1994 und spätere Veränderungen

In der Nacht des 5. Dezember 1994 kollidierte ein UH-1D-Hubschrauber des Lufttransportgeschwaders 61 mit der Turmspitze des Fernmeldeturms, stürzte über 200 Meter senkrecht auf dessen Parkplatz und brannte völlig aus. Hierbei starben alle Insassen, drei Besatzungsmitglieder und ein Notarzt. Ein Teil der Mastspitze mit den Sendeantennen wurde beschädigt und stürzte hinunter.[4] Jahre später wurde der Turm mit einer neuen Antenne versehen, mit einer neuen Gesamthöhe von 212,8 Metern. Die Spitze wurde nun rot-weiß gestrichen und mit einer neuen Flugsicherheitsbefeuerung ausgestattet. Am Fuß des Turms befindet sich ein Gedenkstein für die Verunglückten.

Beschreibung

Basisgebäude

Basisgebäude am Turmfuß

An der Basis des Turms befindet sich ein Gebäude für fernmelde- und hauswirtschaftstechnische Räume sowie Räumen für den Küchenbetrieb. Das Gebäude wurde als sogenanntes Stütz-Pilzdeckenkonstruktion ausgeführt; die Fassade besteht aus Fertigteil-Betonelementen.[5] Zwar befinden sich ein Teil der Betriebsräume für die Fernmeldetechnik auch im Turmkorb, der größte Teil ist aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit jedoch im Basisgebäude untergebracht.[6] Vom Basisgebäude aus erreicht man mittels eines unterirdischen Gangs den Fernmeldeturm. Der Verbindungsgang besteht aus Ortbeton ist mit Dehnungsfugen vom Schaft des Turms getrennt.[7]

Architektur und Bautechnik des Turms

Turmkorb und Spitze des Fernmeldeturms Mannheim mit Drehrestaurant und Antennenplattformen

Das Fundament des Fernmeldeturms wurde aufgrund der Nähe zum Neckar von 160 Ortbeton-Ramm-Pfählen gebildet, die in sechs konzentrischen Ringen unter einer 3 Meter dicken Fundamentplatte von 27,4 Meter Durchmesser bis zu 9 Meter in die Erde reichen.[8]

Der Mannheimer Fernsehturm ist ein Sonderturm[9] mit einem Turmschaft kreisförmigen Querschnitts. Der Schaft verjüngt sich von 13 Meter Durchmesser und 60 Zentimeter Wandstärke im Erdgeschoss auf 4,6 Meter Durchmesser und 25 Zentimeter Wandstärke auf 166 Meter Höhe.[10]

Der Turmkorb besteht aus zwei gegeneinander gesetzten Kegelstümpfen. Der untere Kegelstumpf verbreitet sich von 20,5 Meter auf 30,1 Meter; daran nahtlos aufgesetzt verjüngt sich ein weiterer von 20,3 Meter auf 18,4 Meter. Im unteren Teil befinden sich das 250 Personen fassende Aussichtsgeschoss auf 120,9 Meter und das Restaunrantgeschoss auf 124,7 Meter. Das Drehrestaurant dreht sich einmal pro Stunde um die eigene Achse.[11] Die oberen drei Geschosse sind unverglast und beherbergen ein Maschinengeschoss auf 129,5 Meter, ein Betriebsgeschoss auf 132,8 Meter sowie ein Rangiergeschoss mit dem Aufzugsmaschinenraum auf 135,8 Meter. Die Außenhaut des Turmkorb besteht aus eloxiertem Aluminiumblech, der im unteren Teil nicht öffenbare Fenster aus bedampftem Isolierglas hat.[12] Über dem Korb schließen sich drei Antennenplattformen aus Beton (145,4 Meter, 153,2 Meter und 160,4 Meter) an, die sich im Querschnitt verkleinern um eine optische Einheit mit dem oberen Teil des Turmkorbs zu bilden. Die Plattformen dienen als Stellfläche für Richtfunkantennen; die zweite Plattform dient außerdem als Luftanalysestation.[13] Auf der obersten der drei Plattformen befindet sich für die Antennenmontage ein Hebezeug.[6]

Ab einer Höhe von 166,2 Meter schließt sich eine 46 Meter hohe weiß-rote Antennenspitze an.[7] Der Stahlgittermast ist zum Schutz gegen Vereisung mit einem Kunststoffmantel verkleidet.[12]

Publikumseinrichtungen

Blick von der Aussichtsterrasse

Der Öffentlichkeit zugänglich sind die unteren zwei Stockwerke des Turmkorbs. Auf 120,9 Meter befindet sich das Aussichtsgeschoss mit Bistro und auf 124,7 Metern Höhe das Drehrestaurant Skyline. Mit 156 Sitzplätzen gehört es zu den fassungsreichsten Restaurants in dieser Höhe. Das Aussichtsgeschoss ist das niedrigste aller öffentlich zugänglichen Sondertürme in Deutschland. Pro Jahr besuchen über 70.000 Gäste das Drehrestaurant.[14]

Zwei Personenaufzüge mit einer Geschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde befördern die Besucher vom Turmfuß in die beiden Geschosse. In Notfällen sind Umstiege zwischen den beiden Aufzügen möglich. Die Speisen für das Drehrestaurant werden im Basisgebäude zubereitet und mit einem der Personenaufzüge in einem speziellen Container in die Warmhalteküche des Restaurants hochgefahren.[6] Mit einer zusätzlichen Tür durch die Warmhalteküche des Restaurants und die Bar des Aussichtsgeschosses kann die Küche direkt beliefert werden, ohne dass der Publikumsverkehr beeinträchtigt wird. Die Räumlichkeiten für Küche, Haustechnik und Besuchertoiletten sind in beiden öffentlichen Geschossen im Turmkorb kreisförmig um die Wand des Turmschaftes angeordnet.[15]

Frequenzen und Programme

Neben der Nutzung des Fernmeldeturm Mannheim für den Richtfunkverkehr strahlt er folgende Radioprogramme ab:[16][17]

Programmname Frequenz
(MHz)
ERP
(kW)
bigFM 87,8 1
Rockland Radio 93,2 1

Zur Ausstrahlung von Fernsehprogrammen wurde der Mannheimer Fernmeldeturm nie genutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Dietrich Elias (Hrsg.): Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker 1974, ISBN 3-87862-125-6, Seiten 33−51.
  • Erwin Heinle, Fritz Leonhardt: Türme aller Zeiten, aller Kulturen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-02931-8, Seite 232/233.
  • Jörg Schlaich: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg, Bauwerk Verlag, Berlin 1999, ISBN 978-3934369016, Seiten 482–483.
  • Andreas Schenk: Mannheim und seine Bauten 1907–2007. Band 4: Bauten für Verkehr, Industrie, Gesundheit und Sport, Mannheim 2004, ISBN 3-923003-87-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Brockhaus Mannheim: Lexikon zum 400-jährigen Stadtjubiläum, Brockhaus in der Wissenmedia 2006, 978-3765301810, Seite 384.
  2. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 46
  3. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 36
  4. Hubschrauber gegen TV-Turm geprallt. In: Berliner Zeitung. 6. Dezember 1994, abgerufen am 27. Dezember 2008.
  5. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 46
  6. a b c Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 44
  7. a b Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 47
  8. Schlaich: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg, S. 482
  9. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 33
  10. Daten zum Mannheimer Fernmeldeturm
  11. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 42
  12. a b Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 48
  13. Heinle, Leonhardt: Türme aller Zeiten, aller Kulturen, Seite 233
  14. Rhein-Neckar-Fernsehen: Kinderwagen in Gefahr
  15. Elias: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Seite 45
  16. UKW-Bandscan Erbeskopf/Hunsrück
  17. www.senderfotos-bw.de: Mannheim (Fernmeldeturm)
49.4868888888898.4921944444444

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